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10 hilfreiche Tipps

Wie Sie Kaschmir richtig shoppen und pflegen

Frau, die einen Stapel Pullis hält
Kaschmir-Pullis sind besonders weich, brauchen aber auch besondere Pflege Foto: Getty Images
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STYLEBOOK Redaktion

17.12.2022, 07:42 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten

Keine Wolle ist so weich und wärmend wie Kaschmir. Wer ein Kleidungsstück mit dem Fell der mongolischen Ziege besitzt, sollte jedoch spezielle Pflegetipps beachten und sich am besten noch vor dem Kauf über das besondere Stöffchen informieren. Es gibt nämlich einiges zu beachten.

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Kaschmir zählt aufgrund der Feinheit der Faser zu den Edelwollen. Die Haare im Unterfell der Kaschmirziegen sind deutlich feiner, als die dünnste Schafwolle und gehört zu den feinsten Tierhaaren der Welt. Jedoch ist bei der Wolle Obacht geboten, sei es in der Pflege oder beim Kauf. STYLEBOOK nennt Ihnen 10 Tipps.

1. Teurer ist bei Kaschmir meist auch besser

Kaschmir gibt es inzwischen auch für den kleineren Geldbeutel. Gegen Schals, Mützen und Handschuhe für unter hundert Euro ist nichts einzuwenden. Es gibt auch Pullover in dieser Preislage, allerdings sind sie aus weniger dichter Kaschmirwolle gestrickt und entsprechend weniger langlebig und bleiben nicht so gut in Form. Wollen Sie einen Kaschmirpullover in einer guten Qualität, müssen Sie rund 200 Euro investieren. Tipp: Auf den Winter-Sale warten und in ein reduziertes, ehemals teureres Stück investieren.

2. Machen Sie den Qualitätscheck

Original-Kaschmirwolle wird aus den Unterbauchhaaren der mongolischen Ziege gewonnen, da dort das feinste Fell wächst. Je länger, krauser, heller und feiner die Haare sind, desto höher ist die Qualität. Kurz: Das Rohmaterial ist selten und deswegen teuer. In Deutschland muss ein Stoff zu mindestens 85 Prozent aus Kaschmirwolle bestehen, um überhaupt als Kaschmir bezeichnet werden zu dürfen. Unbedingt die Zusammensetzung auf dem Etikett beachten! Gute Qualität erkennen Sie daran, dass sich die Wolle beim Anfassen weich und fest zugleich anfühlt und bei leichtem Zupfen elastisch zurückfedert. Aber auch der weniger gute Teil der Kaschmirziegen, etwa das struppige Rückenhaar, wird verwendet. Dann muss die Ware mit „Kaschmiranteil“ bezeichnet werden und mindestens aus 14,5 Prozent Kaschmir bestehen, der Rest ist meist Merinowolle, Seide, Baumwolle oder Kunstfaser.

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3. Die richtige Wahl

Wenn Sie es sich leisten können, investieren Sie in einen hochwertigen Klassiker, wie beispielsweise einen cremeweißen, dunkelblauen oder schwarzen Pullover aus einer guten Kaschmirqualität.  Er ist vielseitig kombinierbar und begleitet Sie bei guter Pflege fast ein Leben lang!

4. Beim Waschen zurückhalten & stattdessen lüften

Lüften Sie Ihre Kaschmirstücke nach dem Tragen. Waschen Sie nur, wenn es nicht anders geht. Wenn Sie die Waschmaschine nutzen, wählen Sie den Wollwaschgang und die niedrigste Schleuderstufe. In der Handwäsche achten Sie darauf, Ihr Kaschmirstück nicht zu sehr zu reiben. Das begünstigt die Bildung von Knötchen.

5. Auf das richtige Waschmittel achten

In der Handwäsche können Sie Haarshampoo verwenden. Spezielle Kaschmirshampoos sind kein Muss. Strickware aus Wolle oder Mischungen können auch per Hand mit lauwarmem Wasser, leichter Bewegung, mit Woll- oder flüssigem Buntwaschmittel gewaschen werden. Nach dem Waschen die Feuchtigkeit nur vorsichtig ausdrücken, in ein Handtuch einrollen und weiter ausdrücken und unbedingt liegend trocknen. Dann mit Dampf und einem Tuch bügeln.

6. Nicht nur wir lieben Kaschmir – Motten tun es auch!

Motten lieben Kaschmir. Verteilen Sie Anti-Mottenmittel in Ihrem Kleiderschrank. Gut geeignet und frei von Chemie sind Neem und Lavandinöl, die in etlichen Duftbeuteln und Dispensern stecken. Wer den Duft mag, kann auch mit Omas Hausmitteln wie Lavendelsäckchen oder Gewürznelken Motten bekämpfen. Auch Kälte mögen sie nicht: Wenn es frostig genug ist, den Pullover einfach ins Freie hängen, dabei wird er auch gleich gut gelüftet.

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7. Bei Flecken zur Reinigung gehen

Falls Sie sich doch einmal mit Bratensoße, Wein oder Ähnlichem bekleckern, versuchen Sie bloß nicht, den Fleck durch Reiben zu entfernen. Das verfilzt die Fasern. Lieber mit dem guten Stück zum Profi, sprich in die Reinigung!

8. Achtung vor Pilling

Unabhängig von der Qualität des Kaschmirs bilden sich dort Knötchen, wo an dem Stoff gerieben wird, also gern im Bereich der Arme und Hüfte, dort wo beispielsweise eine Handtasche scheuert. Zwar lassen sich die Knötchen nicht verhindern, wohl aber mit einem geeigneten Kamm auskämmen. Auch hier gilt: Nicht zu oft anwenden, sonst wird die Wolle dünn!

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9. Keine Angst vor Kuschel-Verlust

Wenn Ihr Kaschmir-Pulli nicht mehr so weich ist wie am Anfang, legen Sie das feuchte Kleidungsstück für eine Stunde in einen Gefrierbeutel ins Eisfach. Danach liegend trocknen.

10. Geben Sie Ihren Kaschmir-Schätzen ein Sommerlager

Wenn es Zeit wird, die Wintergarderobe einzumotten, verstauen Sie Ihre Kaschmirstücke sauber und vakuumverpackt in dafür geeignete Plastiktüten. Die Wolle wird es Ihnen danken.

Achtung vor Kaschmir-Fälschungen

Kaschmirpullis gibt es mittlerweile schon beim Discounter. Die Nachfrage nach dem edlen Garn ist in den letzten Jahren sprunghaft angestiegen. Doch selbst für Fachleute sind Fälschungen oft nur schwer zu erkennen. Mit modernster Technik den Kaschmirfälschern auf der Spur: Forscher des Aachener Leibniz-Instituts für Interaktive Materialien (DWI) arbeiten mit Hochdruck an neuen Verfahren, um die nur wenige Mikrometer dünne Naturfaser von unliebsamen Beimischungen oder Fälschungen zu unterscheiden. Es werden verstärkt DNA-Analysen eingesetzt, berichtet Projektleiterin Juliana Kurniadi. Dabei werden die Fälscher immer raffinierter: Herkömmliche Wollfasern würden etwa speziell behandelt, um eine glattere Oberfläche zu erhalten, berichtete Kurniadi. Selbst unter dem Micro-Elektronenmikroskop sei die Unterscheidung schwierig. „Man braucht dazu Erfahrung“, so die Forscherin.

„Wir finden häufig Fälschungen“

Analysen zu Preisen von etwa 400 bis 500 Euro werden bei dem Aachener Institut vor allem im Auftrag von Textilhändlern und bei Streitfällen erstellt. „Wir finden relativ häufig Fälschungen“, so die Expertin. „Im Inlandsmarkt in China wird sehr viel getrickst“, sagt Kaschmirexperte Michael dal Grande. Wer ein vergleichsweise günstiges Kaschmir-Kleidungsstück in der Preisklasse bis etwa 150 oder 200 Euro kaufe, habe nach seiner Einschätzung in der Regel ein in China produziertes Teil in der Einkaufstüte. Dal Grande ist nach eigenen Angaben einer der größten Kaschmir-Importeure in Deutschland. Besonders wichtig in dem Geschäft mit edlen Faser aus der Unterwolle der Kaschmirziege seien akribische Kontrollen, betont auch er.

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Bei einem österreichischen Händler für Öko-Textilien („Grüne Erde“) wurden Kaschmirprodukte sogar ganz aus dem Sortiment genommen. Vor dem Hintergrund einer in den vergangenen 20 Jahren mehr als verdoppelten Weltnachfrage nach Kaschmir könne die Echtheit der Fasern kaum mehr festgestellt werden, beklagt das Unternehmen. Die hohe Nachfrage habe zudem seit einiger Zeit gewerbsmäßige Fälscher auf den Plan gerufen und fördere Betrügereien in der Faserproduktion, etwa das Umdeklarieren oder Vermischen von Kaschmir mit Schurwolle oder sogar Kunstfasern, hieß es.

Kaschmir wird zum Massenmarkt

Forscherin Liu Zhizhong von der Landwirtschaftsuniversität der Inneren Mongolei weist Fälschungsvorwürfe dagegen entschieden zurück. „Chinesische Kaschmir-Unternehmen unterliegen strengen Kontrollen. Dass bei der Qualität für den Exportmarkt geschummelt wird, ist deshalb ausgeschlossen“, sagt sie. Das Geschäft mit der edlen Naturfaser mit dem Nobel-Touch ist in den Ursprungsländern längst zum lukrativen Massenmarkt geworden. Und die Nachfrage nach der weichen Naturfaser ist ungebrochen. Kaschmirpullis schmücken nicht nur Reiche und Prominente, sondern finden sich mittlerweile auch auf den Wühltischen der Discounter.

Größter Kaschmirproduzent der Welt ist nach einem Bericht von „China Daily“ die chinesische Erdos-Group mit 40.000 Mitarbeitern. Sitz des Unternehmens ist die Stadt Ordos mitten in der mongolischen Steppe. In dem Zentrum der chinesischen Kaschmir-Industrie werde rund ein Viertel der Weltproduktion an Kaschmir hergestellt. Allein der Kaschmir-Riese Erdos werde in diesem Jahr rund 10 Millionen Kaschmir-Kleidungsstücke in alle Welt verkaufen, berichtete die Zeitung.

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Kaschmirziegen sind ein Umweltproblem

Doch die massenhafte Vermehrung der von Hirten oder auf großen Viehfarmen gehaltenen Ziegen sorgt in den Ursprungsländern auch für Umweltprobleme. So wurde in China bereits im Jahr 2000 damit begonnen, frei grasendes Vieh zu verbieten, um die Ausbreitung der Wüsten aufzuhalten. „Durch die wachsenden Herden von Kaschmirziegen in China und der Mongolei versteppen die ohnehin kargen Weideflächen, weil die Tiere das Gras mitsamt den Wurzeln ausreißen. Die Folgen sind Kahlfraß und Bodenerosion durch den Wind“, heißt es auch bei dem österreichischen Öko-Label, das seinen Kunden statt Kaschmir künftig Produkte aus Alpaka und Yak-Haar anbieten will.

In Deutschland sind Kaschmirziegen dagegen Mangelware. Die mit einer Widerristhöhe von etwa 60 bis 70 Zentimetern relativ kleine Ziege wird nur von einigen Liebhabern gehalten, sagt Gerlinde Jux-Straatmann vom Landesverband Rheinischer Ziegenzüchter. „Das lohnt sich nicht“, urteilt die Expertin.

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