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Pflanzliches Färbemittel

Die Vor- und Nachteile von Naturhaarfarben

Naturhaarfarbe
Naturhaarfarben werden meist aus einem natürlichen Farbpulver und warmem Wasser angemischt Foto: iStock / Valeriia Sivakova
Laura Pomer freie Autorin bei STYLEBOOK

20.05.2022, 06:21 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Natürliche Haarfärbemittel aus pflanzlichen Inhaltsstoffen bieten für Anwenderinnen (und die Umwelt) einige Vorteile. STYLEBOOK erklärt, aus welchen Gründen der Wechsel zu Naturhaarfarben sinnvoll sein kann und was Sie vorher bedenken sowie langfristig beachten sollten.

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Chemische Färbemittel waren lange der Standard beim Haarefärben. Dass die Anwendung ein wenig in den Augen und auf der Kopfhaut brennen sowie – je nach Prozedur – ziemlich strapaziös für das Haar sein kann, nahm man dabei in Kauf. Schonender soll es mit Naturhaarfarben gehen.

Chemische vs. pflanzliche Färbemittel – unterschiedliche Wirkweise

Chemische Haarfärbemittel enthalten Zusätze wie Ammoniak und Wasserstoffperoxid. Das Färben erfolgt per Oxidation: Die Chemikalien lassen die Haarstruktur aufquellen, wodurch die synthetischen Farbpigmente in das Haar eindringen kann und die natürliche Haarfarbe quasi auslöscht.

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Reine Naturhaarfarben funktionieren wie eine Art Beschichtung. Sie lassen die natürliche Haarstruktur weitestgehend intakt und erzielen eine Farbveränderung stattdessen dadurch, dass sie sich um die äußerste Schuppenschicht herum legen. Die Produkte arbeiten mit Farbstoffen wie Indigo, Kamille und natürlich vor allem Henna, gewonnen aus gemahlenen Blättern, Blüten und Kräutern.

Vorteile von Naturhaarfarben

Vorausgesetzt, Sie haben es mit einer echten Naturhaarfarbe zu tun, kann das natürlich vorteilhaft sein. Durch den Einsatz rein natürlicher Inhaltsstoffe sollen der Körper und die Umwelt so wenig wie möglich belastet werden.

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Chemischen Haarfärbemitteln dagegen werden einige Risiken nachgesagt. Und das, obwohl die Europäische Kommission die modernen Präparate, sofern sie nach EU-Standards hergestellt wurden, als „sehr sicher“ bezeichnet. Potenziell krebsfördernde Stoffe sind in Haarfärbemitteln nicht mehr zugelassen. Dennoch können die Produkte noch einige Zusätze enthalten, die immerhin schwere allergische Reaktionen hervorrufen können.

Nachteile von Naturhaarfarben

Trotz der vermeintlichen Vorzüge gibt es einige Friseure und Anwenderinnen, die sich bewusst gegen Naturhaarfarben entscheiden – hauptsächlich aufgrund der begrenzten Möglichkeiten. Einige Friseure bemängeln die fehlende Farbbrillanz von Naturhaarfarben. Zudem lassen sich damit in der Regel nur kleinere Veränderungen erzielen. Auch wenn es neben Henna ein paar weitere natürliche Farbstoffe gibt, liegt das Spektrum im eher überschaubaren Rotbereich.

„‚Natürlich‘ bedeutet auch nicht automatisch ‚schonend‘“, sagt uns dazu der Berliner Friseur Michael Manthei. So seien Aufhellungen mit natürlichen Farbstoffen nicht möglich. Man könne sich mit Zitronensäure helfen – ein Naturprodukt zwar, welches das Haar bleichen, doch dabei stark strapazieren kann. Auch sei beim Einsatz von Henna damit zu rechnen, dass die enthaltene Gerbsäure durch die Behandlung doch ins Haar eingebracht wird.

Zuletzt findet nicht jeder den charakteristischen, erdigen Duft von Naturhaarfarben angenehm. Dieser verfliegt in der Regel erst nach mehreren Haarwäschen nach der Farbanwendung.

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Grauhaarabdeckung nur bedingt möglich

Verschiedene Hersteller von Naturhaarfarben werben mit effektiver Grauhaarabdeckung. Einige davon empfehlen zu diesem Zweck eine „Zweifach-Färbung“ für ein intensiveres, langanhaltendes Ergebnis. In Erfahrungsberichten liest man jedoch häufig, dass graues Haar Naturhaarfarben nicht wirklich gut annimmt. Das muss der Optik keinen Abbruch tun – einige Anwenderinnen mögen den so entstehenden „Strähnchen“-Effekt.

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Einmal Naturhaarfarbe, immer Naturhaarfarbe?

Einfach mal ausprobieren? Bei Naturhaarfarben nicht wirklich eine Option. Wer sich einmal fürs Färben mit Pflanzenhaarfarben entschieden hat, ist bis auf Weiteres festgelegt. Grund dafür ist die feste Bindung der natürlichen Farbpigmente an die äußere Schuppenschicht, die das Haar im Übrigen auch fester und etwas störrisch machen kann. Für Frauen mit tendenziell dickerem Haar sind Naturhaarfarben deshalb generell weniger geeignet.

Der Weg zurück zur synthetischen Haarfarbe ist schwer bis unmöglich. Wie uns auch Michael Manthei bestätigt, wäre das Ergebnis schlichtweg nicht abzusehen. Für den Friseur sei es kaum nachzuvollziehen, welche Zusätze beim Färben mit Pflanzenhaarfarben zum Einsatz gekommen sind – und erst recht, wie diese auf eine Folgebehandlung mit konventionellen Produkten reagieren.

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Achtung: Wo Natur draufsteht, ist nicht immer (nur) Natur drin

Dass Haarfärbemittel „natürliche Zusätze“ enthalten, muss nicht bedeuten, dass es sich um eine reine Naturhaarfarbe handelt. Natürliche Farbpigmente hin oder her – häufig funktioniert das tatsächliche Färben dennoch mithilfe von Chemie.

Synthetische Zusätze erkennen

Immer wieder werden in vermeintlichen Naturhaarfarben fragwürdige Zusätze gefunden, darunter „aromatische Amine“, welche als starke Kontaktallergene einstuft werden. Sie verbergen sich auf der Liste der Inhaltsstoffe hinter Bezeichnungen wie beispielsweise p-Phenylendiamin (PPD), Toluene- 2,5-Diamine Sulfate oder HC Red No.3. Weiterhin kann es passieren, dass sich in Haarfärbemittel ungewünschte Extras wie Pflanzenschutzmittel, Schwermetalle und Arsen verirren.

Wann sich Naturhaarfarben für Sie eignen

Bei Neurodermitis oder einer generellen Neigung zu Allergien kann es für Sie sinnvoll sein, auf Naturhaarfarben umzusteigen. Achten Sie aber auch hier unbedingt auf die verwendeten Inhaltsstoffe, denn natürlich sind auch gegenüber Naturprodukten Unverträglichkeiten möglich.

Weiterhin können Personen mit extrem feinem Haar von Naturhaarfarben profitieren, denn sie verleihen ihm eine gröbere Struktur.

Haben Sie sich zum Wechsel entschieden? Dann sollten Sie sich am besten von einem erfahrenen Friseur beraten lassen. Das gilt insbesondere, wenn Sie Ihr Haar bislang mit konventionellen Pflegeprodukten behandelt haben. In diesem Fall kann eine Vorbehandlung nötig sein, durch die etwaig angelagerte Silikone und vergleichbare Rückstände von Ihrem Haar entfernt werden. Weiterhin sollten Sie nicht irgendeine Naturhaarfarbe kaufen, deren Ton Ihnen zusagt: Das spätere Ergebnis hängt maßgeblich von Ihrer Ausgangshaarfarbe ab. Ein Spezialist für Naturhaarfarben kann Sie bestmöglich aufklären.

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Quellen

Alternative Haarfarben: Harte Chemie statt rein pflanzliche Zutaten entdeckt, Ökotest.de
– fachliche Beratung durch Michael Manthei von Friseure Farkas & Manthei
Inhaltsstoffe von Haarfärbemitteln, allum.de

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