Noch vor „Sex and the City“ war die US-Erfolgsserie „Ally McBeal“ eine frühe Lektion in Sachen Emanzipation – weil Frauen nämlich verliebt UND erfolgreich sein konnten. 2002 lief die letzte Folge. Wie es den Stars der Serie um Calista Flockhart ergangen ist? STYLEBOOK zeigt die Schauspielerinnen früher und heute.
Auch über 20 Jahre nach der Erstausstrahlung funktionieren Outfits und Sprüche gleichermaßen – in der Arbeitswelt von „Ally McBeal“ gaben die Frauen den Ton an, allen voran Calista Flockhart, die sich in der Rolle der charismatischen wie emotional labilen Ally McBeal in die Herzen der Zuschauer spielte.
Calista Flockhart alias „Ally McBeal“
Die junge Anwältin aus Boston behauptete sich im dramatischen Liebesdreieck mit ihrer Jugendliebe und dessen Ehefrau und wuppte ganz nebenbei ihre Karriere in der Großkanzlei, in der alle drei Betroffenen arbeiteten. Mit ihrer extrem schmalen Statur erschien Calista Flockhart vielen Kritikern stets als zu zerbrechlich und zu mager, ihrer Beliebtheit bei den Fans tat dies jedoch keinen Abbruch.

Im Gegenteil: Mit ihrer überzeugenden Darstellung räumte Flockhart mit dem Vorurteil auf, Sexyness und Köpfchen ließen sich nicht vereinbaren: Ihr Alter Ego Ally McBeal kombinierte ihre messerscharfen Analysen und Auftritte vor Gericht gerne mit atemberaubend kurzen Miniröcken. Da sie dabei stets auf die Kombination mit Bluse oder Blazer und qualitativ hochwertige Materialien setzte, funktionierte der Business-Look. Im Gegensatz zur ihrer Rolle zeigte sich Calista Flockhart (Jahrgang 1964) im echten Leben sehr viel entspannter, und vor allem in Liebesdingen herrscht seit Jahren Klarheit.

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Seit 2002 ist sie mit Schauspielkollege Harrison Ford liiert, seit 2010 sind die beiden verheiratet. Das Paar führt ein zurückgezogenes Leben, setzt sich für den Umweltschutz ein und hält sich von Social-Media-Kanälen fern – auch über Calistas Adoptivsohn (geboren 2001) erfährt man wenig. Zwar konnte Flockhart in jüngster Vergangenheit nicht mehr an den enormen Erfolg von „Ally McBeal“ anknüpfen, aber mit der US-amerikanischen Sciene-Fiction-Serie „Super Girl“ gelang ihr von 2015 bis 2017 wieder die Rückkehr aufs erfolgreiche Serienparkett.
Jane Krakowski alias „Elaine Vassal“
Die Schauspielerin gehört zu jenen TV-Gesichtern, die man von irgendwoher kennt, ohne genau sagen zu können, wo man sie zuletzt gesehen hat.

Als lebenslustige Sekretärin Elaine Vassal gehörte Krakowski (Jahrgang 1968) zu den beliebtesten Figuren der Anwaltsserie, die ihre Emotionen immer offen zeigte und die sich bei den Zusammentreffen der Serienfiguren in der „Martini Bar“, wo das aktuelle Seelenleben reflektiert wurde, mit frivolen und lustigen Anekdoten hervortat – und manchen Mann ganz klar übertönte!

Nach dem Serienaus ging es für Jane Krakowski mit verschiedenen TV-Produktionen weiter, so spielte sie unter anderem in der Serie „Everwood“ eine Psychologin und bewies 2016 im Musical „She loves me“ am Broadway ihr Gesangstalent. Seit 2019 spielt sie in dem Comedy-Kostümdrama „Dickinson“ die konservative Mutter der jungen und talentierten Dichterin Emily Dickinson – auch wieder eine Serie, in der es um kluge und starke Frauen geht – nach einer wahren Begebenheit. Privat ist Krakowski mit Designer Robert Godley verheiratet, mit dem sie einen Sohn hat.
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Portia de Rossi alias „Nelle Porter“
In ihrer Rolle als Nelle Porter räumte Portia de Rossi (Jahrgang 1973) mit dem Klischee des blonden Dummchens auf und hinterfragte offen Vorurteile – warum sollte man im Business-Alltag etwa mit offen getragenen langen blonden Haaren nicht genauso ernst genommen werden wie mit konservativer Hochsteckfrisur?

Ihre selbstbewusste Figur spaltete – in der Serie und im echten Leben. In ihrem 2010 veröffentlichten autobiografischen Buch „Das schwere Los der Leichtigkeit: Vom Kampf mit dem eigenen Körper“ berichtete de Rossi von ihrem langen Kampf gegen Magersucht und Bulimie. Der Wendepunkt: Mit nur mehr 38 Kilo Gewicht brach sie am Set einer Hollywood-Produktion zusammen und begriff, dass sie Hilfe brauchte. Neben dem frühen Tod ihres Vaters nannte sie im Buch den Druck, in Hollywood bestehen zu müssen, sowie ihre lange geheim gehaltene Homosexualität als Gründe für ihre Krankheit.

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Seit 2004 ist de Rossi mit der US-Talkmasterin Ellen DeGeneres zusammen, seit 2008 sind die beiden verheiratet. In Interviews bestätigte de Rossi immer wieder, DeGeneres‘ Liebe habe einen enormen Beitrag zu ihrem Genesungsprozess geleistet. Gemeinsam engagieren sich die Frauen, die sich vegan ernähren, für Tierschutzprojekte. Bei öffentlichen Auftritten spielt de Rossi wie einst ihre Serienfigur Nelle Porter mit Rollenbildern und greift gerne auf Hosenanzüge und Jumpsuits zurück, oftmals in Kombination mit raffiniert-subtilen sexy Details.

Im Mai 2018 verkündete de Rossi, die nach Ally McBeal in zahlreichen weiteren TV-Produktionen mitwirkte – darunter zum Beispiel in der Arztserie „Nip/Tuck“ – ihren Abschied vom Schauspiel-Business – natürlich in der Show ihrer Ehefrau Ellen DeGeneres.
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Vonda Shepard alias „Vonda Shepard“
Die Musikerin Vonda Shepard hatte eine Sonderstellung im Ensemble der „Ally McBeal“-Darstellerinnen, denn sie verkörperte sich selbst. In der „Martini Bar“ unterhalb der Anwaltskanzlei lieferte sie den Soundtrack zur Serie.

Nachdem Shepard (Jahrgang 1963) zuvor nur schwer im Musikbusiness hatte Fuß fassen können, brachte ihr dieses Engagement den Durchbruch – ihr Song „Searchin’ my soul“ wurde zur Titelmelodie. Auch die folgenden Staffeln durfte sie musikalisch begleiten, ihr künstlerisches Schaffen war unmittelbar mit der US-Serie verbunden. Erst als sie eingestellt wurde, musste Shepard ohne Unterstützung der TV-Show weitermachen.
So ganz konnte sich die Sängerin auch in den letzten Jahren nicht vom „Ally McBeal“-Erbe befreien, Neuveröffentlichungen blieben aus. Optisch ist sich Vonda Shepard treu geblieben, im Herbst 2018 tourte die Mutter eine Sohnes mit ihrer Musik durch Deutschland.

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Lucy Liu alias „Ling Woo“
Als Lucy Liu die Rolle der kühlen, zugleich unnahbaren wie begehrten Anwältin Ling Woo übernahm, blickte sie bereits auf eine beeindruckende Filmografie zurück. Und mit „Ally McBeal“ begann der große internationale Erfolg für die amerikanisch-chinesische Schauspielerin: Parallel drehte sie Kinofilme wie „Drei Engel für Charlie“ und „Kill Bill Vol.1“ und „Kill Bill Vol.2“, die heute allesamt Kultstatus haben.

Nicht nur in der Serie hatte ihr Charakter Durchschlagskraft, ihre Präsenz hatte durchaus eine gesellschaftliche Dimension: In den späten 1990ern- und frühen 2000er-Jahren war Lucy Liu die berühmteste und bedeutendste Vertreterin asiatischer Frauen im US-Fernsehen. Bis heute ist ihr Bekanntheitsgrad enorm, und auch wenn die Produktionen in den letzten Jahren weniger geworden sind, ist sie noch immer gut im Geschäft. Mittlerweile trägt Lucy Lui (Jahrgang 1968), deren dominantes Auftreten in „Ally McBeal“ durch ihre schwarzen Haare und strengen Business-Outfits unterstrichen wurde, die Haare als Bob, ist ansonsten aber äußerlich beeindruckend unverändert – und jung – geblieben.

Übrigens: Liu ist mittlerweile eine angesehene Malerin, die mit Vorliebe Erotik- und Aktzeichnungen anfertigt. Ihr zweites Standbein für die Seele, sozusagen. Auf ihrer eigenen Studio-Webseite lassen sich einige ihrer Werke bewundern.
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Courtney Thorne-Smith alias „Georgia Thomas“
Als Darstellerin der sehr erfolgreichen US-Jugendserie „Melrose Place“ wusste Courtney Thorne-Smith bereits um das Potenzial großer TV-Produktionen, und hieran sollte sie nahtlos anknüpfen: Auch in ihrer Rolle als Georgia Thomas überzeugte sie Kritiker und Fans. 1999 gewann Thorne-Smith den begehrten „Screen Actors Guild“-Award, weitere zwei Male war sie dafür nominiert. Die Gegenspielerin von Ally McBeal spielte sie vielschichtig und entkräftigte so das Klischee vom viel beschworenen Zickenkrieg, denn die beiden Konkurrentinnen freundeten sich sogar an.

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Nachdem „Ally McBeal“ im Jahr 2002 endete, ging Thorne-Smiths Serienkarriere quasi nahtlos weiter: Bereits 2001 begannen parallel die Dreharbeiten für „Immer wieder Jim“, einer Serie, die in den USA bis 2009 äußerst erfolgreich lief. 2010 debütierte sie als Partnerin von Dauerpechvogel „Allen Harper“ in „Two and a half men“ – eine Rolle, die sie bis zum Serienfinale 2015 ausfüllte und in der sie auch den Zuschauern in Deutschland bestens bekannt ist. Privat lebt Thorne-Smith in zweiter Ehe mit dem Producer Roger Fishman zusammen, das Paar hat einen Sohn. Ihre beeindruckende Fernsehkarriere, in der sie stets eigenständige, selbstbewusste Frauen spielte, lässt Courtney Thorne-Smith heute noch genauso strahlen wie 1998.

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Lisa Nicole Carson alias „Renée Raddick“
Auch für diese Schauspielerin bedeutete ihr Engagement bei „Ally McBeal“ den internationalen Durchbruch. Carson übernahm die Rolle der besten Freundin von Anwältin Ally und war der Gegenpol zu den mitunter schrulligen emotionalen Ausfälle der Anwältin.

Im echten Leben ging es für die US-Schauspielerin weit weniger harmonisch zu. Bereits während der Dreharbeiten zu „Ally McBeal“ kursierten Gerüchte um Drogenmissbrauch, schließlich musste sie die Serie aufgrund unangebrachten Verhaltens verlassen. Ihren persönlichen Tiefpunkt erlebte Carson wohl im Jahr 2000, als sie wegen Pöbelei in einem Hotel festgenommen wurde, in der Folge musste sie sich wegen ihrer psychischen Probleme in einer Klinik behandeln lassen.
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Eventuell der richtige Schritt zur rechten Zeit, denn einige Jahre später wurde bekannt, dass Carson an einer bipolaren Störung leidet. Sie zog sich aus der Öffentlichkeit zurück und setzte ihre Schauspielkarriere aus. Bis 2012, denn in diesem Jahr meldete sie sich erneut mit „Harry’s Law“ zurück. Die Serie wurde nach zwei Staffeln eingestellt, seitdem sah man sie in kleineren Engagements wie der Miniserie „The New Edition Story“.

Auch auf dem Roten Teppich sieht man Lisa Nicole Carson wieder, wobei sie ihrem Modegeschmack weitestgehend treu geblieben ist: Rote Samtkleider mit Spaghettiträgern sind nach wie vor das Outfit der Wahl.