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Expertinnen erklären

Unerfüllter Kinderwunsch – woran es liegen kann und welche Therapien helfen

Frau mit Teddybär
Der Wunsch nach einem Baby kann für Paare zur Belastungsprobe werden. Expertinnen erklären, was Ursachen sein können und welche Behandlungsmethoden es gibt Foto: iStock
Friederike Ostermeyer

17.08.2023, 18:27 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Fast jedes zehnte Paar in Deutschland ist ungewollt kinderlos, der Wunsch nach einem Baby kann zur großen Belastungsprobe werden. STYLEBOOK klärt über die häufigsten Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten auf.

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Wenn sich nach einem Jahr trotz gesunder Ernährung, Zyklus-Tracking, ausreichend Bewegung und regelmäßigem Sex keine Schwangerschaft einstellen will, sollte ein Termin beim Kinderwunsch-Zentrum vereinbart werden. Manche Frauen wissen durch Diagnosen wie beispielsweise Endometriose, dass eine Schwangerschaft auf natürlichem Weg erschwert sein kann, dennoch offenbart nicht jede gynäkologische Routineuntersuchung mögliche Empfängnis-Probleme. Deshalb gilt vor allem für Frauen ab 35, keine Zeit zu verlieren. Je früher Ursachen entdeckt werden, desto erfolgversprechender sind die Maßnahmen.

Es liegt nicht nur an der Frau

Viele Frauen gehen ganz automatisch davon aus, dass die Gründe für eine ausbleibende Schwangerschaft bei ihnen liegen müssen. Dabei ist jede zweite ungewollte Kinderlosigkeit auf den Mann zurückzuführen, darüber hinaus offenbaren Studien, dass dies in Zukunft noch zunehmen könnte. Besonders in der westlichen Welt nimmt die Spermienqualität rapide ab, zu langsam, zu wenige und obendrein verformt. Auch wenn in der Gebärmutter eine noch so fruchtbare Eizelle wartet – zu einer Vereinigung kommt es in den diesen Fällen meist nicht. Dabei ist nicht eindeutig geklärt, ob Medikamentenrückstände im Trinkwasser, Handystrahlen oder vermehrter Stress ursächlich sein können.

Fakt ist allerdings, dass Anabolika und Nikotin zu den größten Spermienkillern überhaupt gehören. Daneben können Hormonstörungen, Vorerkrankungen, Infektionen oder frühere Verletzungen eine gesunde Produktion beeinträchtigen. Um Spermiogramme (die Spermien unterliegen starken Schwankungen, sodass eine einzelne Auswertung oft nicht das widerspiegelt, was eigentlich Fakt ist), kommt deshalb kein Mann herum. In der Regel ist das Ergebnis – sofern alle negativen Angewohnheiten bereits abgelegt worden sind – ziemlich in Stein gemeißelt. Was sogenannte Fruchtbarkeitsvitamine jetzt noch versprechen, hat eher einen minimalen Effekt.

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Hormonelle Unregelmäßigkeiten bei der Frau

Hautprobleme, vermehrte Körperbehaarung, ein unberechenbarer Zyklus oder häufige Zwischenblutungen sind Anzeichen dafür, dass etwas mit dem Hormonhaushalt nicht stimmt. Dennoch zeigt sich nicht immer jede Unregelmäßigkeit derart offenbar, sicheren Aufschluss kann erst eine Blutabnahme geben. Diese sollte dreimal innerhalb eines Zyklus erfolgen. Anhand der Werte kann die Ärztin oder der Arzt sofort erkennen, wie es um den weiblichen Hormonspiegel (z. B. Östrogenspiegel) bestellt ist.

Zudem, ob die Schilddrüse richtig arbeitet, die Eizellenreifung gestört ist, die Einnistung Probleme bereitet oder ob es womöglich gar nicht erst zum Eisprung kommt. Das Zusammenspiel der Hormone zwischen Kopf und Gebärmutter ist komplex und fein abgestimmt, wobei es viele Gründe geben kann, die das System durcheinandergeraten lassen. Die richtigen Medikamente bzw. eine den Eisprung auslösende Spritze können hier dazu beitragen, dass sich alles wieder eintaktet.

Verklebte Eileiter und andere Hindernisse

Obendrein können besagte Blutwerte aufzeigen, ob es in der Vergangenheit eine Chlamydieninfektion gab. Das Tückische: Bei vielen Frauen verläuft die Entzündung ohne Symptome und bleibt unbemerkt. Unbehandelt können die Erreger die Eileiter vernarben, was sie undurchlässig für Eizelle und Spermien werden lässt. Verklebte Eileiter sind weder körperlich spürbar, noch lassen sie sich per Ultraschall erkennen. Einzig die nicht ganz schmerzfreie Untersuchung mit einem speziellen Kontrastmittel (mit Eigenanteil) oder eine OP (übernimmt in der Regel die Krankenkasse) geben Gewissheit.

In einigen Fällen lassen sich die Eileiter operativ wieder öffnen, die meisten Paare sollten sich mit dem Thema der künstlichen Befruchtung auseinandersetzen. Weniger dramatisch sieht es bei sogenannten Septen, Polypen oder Myomen aus. Diese gutartigen Strukturen und Wucherungen in der Gebärmutter stehen einer erfolgreichen Einnistung sprichwörtlich im Weg, sind aber schnell ausgemacht. Um den nötigen Platz zu schaffen, reicht mehrheitlich ein Routineeingriff.

Insemination – Starthilfe für die Spermien

Ist die Spermienqualität beeinträchtigt oder findet sich sonst keine Ursache, kommt das Thema Insemination auf den Tisch. Das Verfahren ist vergleichsweise unkompliziert, mit ca. 300 Euro Aufwand recht kostengünstig und kann Paaren viele Monate Frust ersparen. Zunächst bekommt die Samenflüssigkeit im Labor ein Makeover, dabei werden möglichst viele nicht befruchtungsfähige Zellen aussortiert. Anschließend wird das aufbereite Sekret per Katheter direkt in die Gebärmutter geleitet. Die 15 Zentimeter, die sie sonst zurücklegen müssten, bleiben ihnen erspart, wobei Ei- und Samenzelle dennoch auf natürlichem Weg zusammenfinden. Die Chance, Wochen später einen positiven Schwangerschaftstest in den Händen zu halten, liegt immerhin bei 10 bis 25 Prozent.

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Letzter Ausweg künstliche Befruchtung

Ist alles abgeklärt und die angeführten Therapiemöglichkeiten erfolglos ausgeschöpft, bleibt Paaren die Möglichkeit der künstlichen Befruchtung. Hier werden der Frau, wenn möglich, gleich mehrere Eizellen operativ entnommen, je nach Methode lässt man die Spermien selbst zur Eizelle finden oder injiziert sie direkt ins Innere. Letzteres ist vor allem für Männer mit kaum mehr funktionstüchtigem Sperma oft der einzige Weg, doch noch Vater zu werden. Ob es nach dem Einsetzen des vorentwickelten Embryos mit der Schwangerschaft klappt oder nicht, hängt von vielen Faktoren ab, bei Frauen um die 30 liegen die Erfolgschancen immerhin bei 35 Prozent.

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Loslassen erhöht die Erfolgsquote

Um die 3000 Euro durchschnittlich kann eine künstliche Befruchtung kosten, bei verheirateten Paaren zahlt die Kasse bei den ersten drei Versuchen in der Regel anteilig. Voraussetzung ist, dass die Frau nicht älter als 40, der Mann nicht über 50 Jahre alt ist. Außer Frage steht, dass ein fehlgeschlagener Versuch finanziell wie psychisch eine enorme Belastungsprobe ist. Daher ist es wichtig, die eigenen seelischen Bedürfnisse nicht zu vernachlässigen. Denn auch wenn es nicht wissenschaftlich belegt ist, erfahren die Kinderwunsch-Expertinnen in ihrer Praxis immer wieder, dass ein Erfolg oft dann einsetzt, wenn beide Partner sich ausreichend Raum für Entspannung und Selbstfürsorge gewähren. Und dazu kann auch gehören, das Thema Kinderwunsch für eine gewisse Zeit gedanklich wie emotional loszulassen.

Quelle

Themen: Kinderwunsch
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