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Was das für die Kundinnen bedeutet

„Mädchenflohmarkt“ scheinbar vor der Insolvenz gerettet  

Der Secondhand-Shop Mädchenflohmarkt meldet Insolvenz an
Der Secondhand-Shop Mädchenflohmarkt meldet Insolvenz an Foto: Getty Images
Rebecca Stringa
Redaktionsleitung bei STYLEBOOK

07.08.2023, 12:32 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten

Der Secondhand-Shop „Mädchenflohmarkt“ hat Insolvenz angemeldet. Scheinbar wenig überraschend, denn in den letzten Monaten wurden mehrere Fälle publik, in denen Kundinnen auf ihr Geld warten mussten. Jetzt wurde scheinbar ein Investor gefunden. STYLEBOOK fasst die Sachlage zusammen.

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Das Prinzip hinter Mädchenflohmarkt ist denkbar einfach: Konto erstellen, Bilder der Klamotten hochladen, kurze Beschreibung hinzufügen und Preis festlegen. Sobald das Teil verkauft ist, verschickt man es per Post, lässt es abholen oder gibt es persönlich beim Käufer ab. Die Abwicklung regelt die Plattform und ist auch für die Auszahlung des zwischen Käufer und Verkäufer geregelten Preises zuständig. Doch im Juni 2023 musste das Unternehmen Insolvenz anmelden. Zwei Monate später wurde scheinbar ein neuer Investor gefunden. Was das für die Nutzer bedeutet, lesen Sie hier.

Insolvenz von Mädchenflohmarkt erstmal abgewendet

Nach all den negativen Neuigkeiten, gehts für Mädchenflohmarkt fürs Erste weiter. Momox-Gründer Christian Wegner hat über eine seiner Beteiligungsgesellschaften Mädchenflohmarkt aus der Insolvenz übernommen. Oder wie es in der Mitteilung des Insolvenzverwalters Ilkin Bananyarli, Partner der Wirtschaftskanzlei Pluta, heißt: „Die MFG Recommerce GmbH aus Berlin übernimmt mit Wirkung zum 1. August 2023 den Geschäftsbetrieb des bekannten Secondhand-Onlineshops im Rahmen einer übertragenden Sanierung. Der Investor führt die Marke und die Website Mädchenflohmarkt weiter und übernimmt die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.“

Verbraucherzentrale Baden-Württemberg warnte zuletzt

Die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg warnte Anfang Juni vor dem Kauf und Verkauf über die Plattform. Es gab vermehrt Beschwerden von Kundinnen.

Pluta schickte STYLEBOOK am 23. Juni 2023 eine Pressemitteilung, in der folgendes nachzulesen ist: „Aus rechtlichen Gründen ist eine Auszahlung von alten Forderungen nicht möglich; sämtliche Verkäufer, die noch auf ihre Zahlungen aus der Zeit vor der Insolvenzanmeldung warten, werden ihre Forderungen nach Eröffnung des Insolvenzverfahrens in ca. drei Monaten zur Tabelle anmelden können. Alle Gläubiger werden nach Eröffnung des Verfahrens vom Insolvenzverwalter angeschrieben.“ Ob die Betroffenen trotz abgewendeter Insolvenz ihr Geld überhaupt noch bekommen werden und wann, ist also weiterhin in den Sternen geschrieben.

Nutzern wird zu rechtlichen Schritten geraten

Die Verbraucherzentrale empfiehlt den Nutzern, zunächst eine Frist zur Zahlung des Geldes zu setzen. Wenn die Frist abläuft und keine Zahlung erfolgt, sollten Nutzer eine Strafanzeige bei der Polizei erstatten und online ein Mahnverfahren eröffnen. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart hat bestätigt, dass bereits mehrere Anzeigen eingegangen sind. Derzeit wird geprüft, ob es ausreichende Anhaltspunkte für strafrechtlich relevantes Verhalten gibt.

Im März äußerte sich Mädchenflohmarkt auf RTL-Anfrage noch wie folgt: „Wir bei Mädchenflohmarkt garantieren, dass wir allen unseren Verkäuferinnen ihren Erlös vollumfänglich auszahlen. Derzeit brauchen wir bei den Auszahlungen mehr Zeit als uns und unseren Verkäuferinnen lieb ist – das tut uns leid. Es gilt: In keinem Fall ist es zu Ausfällen bei den Auszahlungen gekommen und das wird es auch zukünftig nicht.“ Ein Versprechen, dass das Unternehmen scheinbar nicht halten konnte.

Unternehmen reagierte nicht auf Anfragen

Die drei Köpfe von Mädchenflohmarkt – Thorsten Lückemeier, Peter Ambrozy und Maria Spilka – waren laut „W&V“ seit mehreren Monaten in den sozialen Netzen weitgehend verstummt und äußernden sich nicht zum Sachverhalt. Allgemein managte das Unternehmen die Probleme in den vergangenen Monaten extrem schlecht: kaum Kommunikation nach außen, die Kommentarfunktionen auf Facebook und Instagram wurde teilweise ausgestellt.

Auf der Unternehmens-Website wird bisher nichts erwähnt: Unwissende können weiterhin alle Services von Mädchenflohmarkt nutzen (Stand 07.08.2023).

Was ist Mädchenflohmarkt?

Auf Mädchenflohmarkt findet sich nur Damenmode. Neben Kleidung gibt es aber auch Schuhe, Taschen und Accessoires. Interessant ist hier, dass sich Mädchenflohmarkt als eine Art Schnittstelle zwischen dem Luxussegment wie Vestaire Collective, die Designer-Second-Hand im Internet vertreiben, und Anbietern wie Vinted versteht. So finden sich hier neben den „Klassikern“ aus dem Fast-Fashionbereich, wie H&M, Zara, Primark und Asos, auch viele Designerartikel von Louis Vuitton über Prada bis Chanel.

Stars und Influencer verkauften ihre Ware ebenfalls über Mädchenflohmarkt

Interessant ist auch, dass hier nicht nur Privatpersonen verkaufen, sondern auch diverse Stars und Sternchen, z. B. die Influencerin Leonie Hanne, die auf Instagram mehr als 4 Millionen Abonnenten hat, oder Schauspielerin Nova Meierhenrich. Ist man Fan einer der von Mädchenflohmarkt etwas euphemistisch „Weltverbesserinnen“ genannten Promi-Verkäuferinnen, konnte man sich bis dato so auch ein wenig des Styles des jeweiligen Vorbilds nach Hause holen.

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Concierge-Service sollte vor Fehlkäufen schützen

Grundsätzlich läuft man beim Bestellen von Second-Hand-Kleidung im Netz oft Gefahr, dass das gewünschte Kleidungsstück doch nicht gefällt. Dann jedoch lässt es sich im Normalfall, im Gegensatz zum regulären Store, nicht retournieren. Man bleibt also auf einem unpassenden oder schlicht nicht gewünschten Teil sitzen. Kauft man bei Privatpersonen, ist das auch bei Mädchenflohmarkt der Fall. Allerdings kann man hier das Problem umgehen, indem man Produkte des sogenannten „Concierge-Services“ kauft.

Unter dieser Rubrik finden sich ausschließlich Produkte, die an Mädchenflohmarkt gesendet wurden, dort gesichtet und untersucht werden, abfotografiert und schließlich vom Portal selbst online gestellt werden. Auch die Abwicklung, also Verkauf und Versand, erfolgt dann über Mädchenflohmarkt. So will man „einen Schutz vor mangelhaften Artikeln, schlechten Beschreibungen und Fälschungen“ bieten, heißt es vom Unternehmen selbst. Ein weiterer Benefit ist, wie bereits erwähnt, dass man die Produkte kostenlos zurücksenden kann. Das geht sogar bis zu 100 Tage nach Kauf.

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Wie finanziert sich das Unternehmen?

Der Concierge-Service stellt auch beim Verkauf eine Alternative zur herkömmlichen Methode dar. Wie bereits erwähnt, übernimmt das Team in diesem Fall den kompletten Einstell- und Verkaufsprozess. Allerdings behält Mädchenflohmarkt mindestens 30 Prozent des Verkaufspreises als Provision ein, bei Artikeln, die für weniger als 50 Euro verkauft werden, sogar 40 Prozent und eine Mindestprovision von 13,90 Euro. Das heißt, der Verkauf mit dem Concierge-Service lohnt sich nur, wenn das Kleidungsstück mindestens für 14 Euro verkauft wird. So erklärt es sich auch, dass Mädchenflohmarkt angibt, man solle nur gebrauchte Kleidung einsende, die noch mindestens 15 Euro wert ist.

Wie auch bei anderen Portalen können Userinnen allerdings auch selbst Produkte mit eigenen Fotos und Beschreibungen einstellen. Dann kümmern diese sich selbst um die Abwicklung des Verkaufs. Es gibt in diesem Fall keinen Mindestverkaufspreis und Mädchenflohmarkt behält 10 Prozent des Verkaufspreises als Provision.

Quellen

Themen #amazon Insolvenz
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