Um den Einzelhandel steht es nicht gut, nach Scotch & Soda, Görtz und Peek & Cloppenburg, steckt ein weiteres Modeunternehmen in der Krise: Gerry Weber. Erst vor drei Jahren konnte sich das Unternehmen vor dem Aus retten, doch nun sieht es erneut nicht gut für den Bekleidungshersteller aus Halle in Westfalen aus. STYLEBOOK fasst alle Details zusammen.
Der Einzelhandel hat 2023 schwer zu kämpfen. In den letzten Monaten jagte eine Hiobsbotschaft die nächste und nach Peek & Cloppenburg, Galeria Kaufhof, Görtz, Reno und Scotch & Soda, hat es nun auch Gerry Weber getroffen.
Gerry-Weber-Geschäfte sind nicht mehr profitabel
Das deutsche Modeunternehmen betreibt weltweit über 700 Läden in Eigenregie, aber auch als Franchise. Zudem wird eine Auswahl der Kollektion bei Großhändlern angeboten. Hierbei konzentriert sich das 1973 gegründete Unternehmen auf Damenoberbekleidung.
Rund 2100 Mitarbeiter beschäftigt der Textilhändler. Doch wie das Unternehmen ankündigte, wird es weitreichende Veränderungen geben. Demnach sollen nicht rentable Filialen geschlossen und Stellen abgebaut werden.
Die Gerry Weber International AG beantragte beim Essener Amtsgericht die Einleitung eines Verfahrens nach dem Gesetz über den Stabilisierungs- und Restrukturierungsrahmen für Unternehmen (StaRUG). „Das Sanierungsvorhaben ist eine notwendige Reaktion auf die äußeren Umstände“, heißt es in einer Mitteilung von Angelika Schindler-Obenhaus, Chefin von Gerry Weber International. Als Grund nannte man die Corona-Krise und ihre Auswirkungen, aber auch die steigende Inflation. Das Textilunternehmen wird außerdem die Börse verlassen. „Teil des Vorhabens soll ein vollständiger Kapitalschnitt sein, wodurch auch die Börsennotierung der Aktie der Gerry Weber International AG erlöschen würde“, heißt es weiter.
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Filialen von Modehändler schließen
Die Gerry Weber Retail GmbH betreibt in Deutschland 149 Geschäfte und 28 Outlets. Diese sollen mit einem Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung saniert werden. Auch wenn die Nachfrage nach Online-Shopping steigt, wolle man am Einzelhandel festhalten. „Hierfür wollen wir das Filialnetz der Zukunft bauen. Denn wir glauben fest an die Filiale. Gleichzeitig müssen wir heute jeden Quadratmeter Fläche auf den Prüfstand stellen“, erklärt Schindler-Obenhaus weiter.
In den nächsten Monaten wird sich entscheiden, welche Filialen bestehen bleiben. Und ebenfalls, welche Standorte im Zuge der Restrukturierung schließen werden. Bisher nicht betroffen sind der Großhandel, E-Commerce und Geschäfte im Ausland.
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Nicht die erste Krise für Gerry Weber
Für das Unternehmen ist es nicht die erste Krise. Anfang 2019 stellte die Muttergesellschaft einen Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung. Kurze Zeit später folgte die Gerry Weber Retail GmbH. Im Rahmen der Insolvenz wurde eine Restrukturierung vorgenommen, die zur Schließung von 120 Filialen in Deutschland führte. Das Insolvenzverfahren wurde rund ein Jahr nach Eröffnung beim Amtsgericht Bielefeld aufgehoben.