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Internalisierte Misogynie

Was hinter dem Begriff „Pick Me Girl“ steckt und was daran gefährlich ist

Andere Frauen schlecht reden, um selber besser dazustehen – Alltag eines „Pick Me Girls“
Andere Frauen schlecht reden, um selber besser dazustehen – Alltag eines „Pick Me Girls“ Foto: Getty Images

26.09.2023, 17:54 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Sie verbringt lieber Zeit mit den Männern, weil Frauen ja so anstrengend sind. Ihre Freizeit verbringt sie mit Videospielen und Fußball, Make-up und süße Kleidchen kommen ihr nicht in die Tüte. Das „Pick Me Girl“ tarnt sich als die ultimative Traumfrau und ist in der freien Wildbahn öfter anzutreffen als man erwarten würde. STYLEBOOK klärt auf, was dahintersteckt und was den Trend so problematisch macht.

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Unter einem „Pick Me Girl“ versteht man eine Frau, die einfach so ganz anders ist, als andere Frauen – und es die ganze Welt wissen lässt. Hinter einem Begriff, der auf TikTok als lustiger Trend viral geht, verbirgt sich jedoch oftmals ein Gerüst aus Unsicherheit und internalisierter Misogynie.

Was sind „Pick Me Girls“?

Der Begriff „Pick Me Girl“ ist derzeit auf allen Sozialen Medien zu hören. Übersetzen kann man das englische „Pick Me“ dabei mit „Wähle mich“. Urban Dictionary beschreibt es als „eine Frau, die alles dafür tun würde, um die Anerkennung eines Mannes zu bekommen“. Um dieses Ziel zu erreichen, redet sie andere Frauen schlecht, oder bringt sie in Verlegenheit, um selber besser dazustehen. Oftmals geht es darum, äußerliche und charakterliche Attribute an den Tag zu legen, die bei Männern vermeintlich gut ankommen. Dabei ist es egal, ob man sich dafür verstellen muss oder nicht.

Wichtig: Eine Frau, die vornehmlich männliche Freunde hat, gerne Fußball guckt und lieber ungeschminkt als gestylt aus dem Haus geht, ist natürlich nicht gleich ein „Pick Me Girl“. Problematisch wird es erst, wenn sie behauptet, dass diese Eigenschaften sie zu einem besseren Menschen machen – vor allem jedoch besser als andere Frauen. Im Kern geht es also darum, andere Frauen abzuwerten und das nur, um Männern zu gefallen. Muss das wirklich sein?

Was Grey’s Anatomy mit „Pick Me Girls“ zu tun hat

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Bei einigen Social Media Trends haben wir uns damit abgefunden, niemals wirklich ganz verstehen zu können, wo sie herkommen. Beim „Pick Me Girl“ ist das jedoch etwas anderes. So ist der Begriff auf die Kult-Ärzteserie Greys Anatomy zurückzuführen, bei der eine Szene als Meme viral ging. Hier konnte sich der als Frauenschwarm bekannte, männliche Hauptdarsteller „McDreamy“ nicht zwischen zwei Frauen entscheiden. Die Protagonistin Meredtih Grey, gespielt von Ellen Pompeo, fleht ihn daraufhin an, sie und nicht die andere Frau zu wählen. „Pick me, choose me, love me!“, heißt es in der Szene. In einem Interview mit dem Magazin „Variety“ erzählt Pompeo, das originale „Pick Me Girl“, belustigt davon, wie sie sogar schon von ihrer eigenen Tochter als solches bezeichnet wurde.

Die Problematik hinter dem Trend „Pick Me Girl“

Weibliche Stereotype verfestigen sich

Auch wenn auf TikTok größtenteils scherzhaft mit dem Trend umgegangen wird, stecken dahinter toxische Züge, die sich als problematisch gestalten. Denn genau die Dinge, die „Pick Me Girls“ so uncool finden, sind Dinge, die stereotypisch Frauen zugeschrieben werden. Das Problem: Genau diese Eigenschaften werden oftmals sowieso schon belächelt – sei es, dass Frauen emotionaler sind, sich gerne schminken und schön anziehen oder vermeintlich (mental und physisch) weniger stark sind als Männer.

Wenn nun diese Eigenschaften weiterhin und vor allem auch von anderen Frauen negativ konnotiert werden, verfestigen sich diese Stereotype und werten Interessen, Hobbys und Charaktereigenschaften von Frauen weiter ab. Und reicht es nicht, dass wir uns teilweise vor (manchen) Männern für unser Verhalten rechtfertigen müssen?

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Werten Frauen diese Eigenschaften systematisch ab, spricht man von internalisierter Misogynie. Diese beschreibt eine gesellschaftlich meist unbewusst indoktrinierte, negative Einstellung gegenüber Frauen und dem, was sie typischerweise ausmacht. Seinen Ursprung hat die internalisierte Misogynie in veralteten Rollenbildern, die wir jedoch langsam aber sicher versuchen, abzulegen. Und genau hier liegt das eigentliche Problem der „Pick Me Girls“. Eigentlich geht es gar nicht darum, nicht wie andere Frauen zu sein. Es geht darum, nicht so zu sein, wie es die Gesellschaft vor hunderten von Jahren für sie festgelegt hat. Denn welche Frau möchte schon einfach nur die oberflächliche Tussi oder die zickige Furie sein?

Auch Männer haben mehr Facetten

Gleichzeitig werden nicht nur Frauen abgewertet, weil sie „typische Frauendinge“ machen – nein, auch Männer werden alle über einen Kamm geschert. Schließlich gehen „Pick Me Girls“ davon aus, dass auch einem Mann stereotypische Eigenschaften zuzuordnen sind. Demnach wollen alle Männer eine Frau, die mit ihnen biertrinkend und fußballguckend zusammen mit den Jungs am Pokertisch sitzt. Aber danach soll sie die perfekte Hausfrau sein, mit ihren weiblichen Reizen spielen und ja nicht zu verklemmt sein. Aber News Flash! Auch Männer sind nicht alle gleich und haben andere Ansprüche an eine Beziehung, als eine Frau, die sich verstellt, um ihnen zu gefallen. Und auch den Herren der Schöpfung können und sollten wir mehr zutrauen, als dass sie Frauen stumpf nach klischeehaften Eigenschaften bewerten.

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Weiblicher Support anstatt internalisierter Misogynie

In einem Zeitalter, in dem sich Hass im Netz unglaublich schnell verbreitet, ist es besonders wichtig, füreinander einzustehen und sich nicht gegenseitig herunterzumachen – egal in welcher Hinsicht. Vor allem aber sollten Frauen einander bestärken, und zwar unabhängig davon, welche Hobbys oder Interessen sie haben und ob diese typisch männlich oder weiblich sind. Ein Anfang wäre es, die Mentalität abzulegen „nicht wie die anderen Frauen zu sein“ sei besser. Besser wäre es hingegen tatsächlich, sich selber anzunehmen, wie man ist. Sich nicht zu verstellen und schon gar nicht andere Frauen für ihr Verhalten zu verurteilen, ist dabei die halbe Miete.

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Gleichzeitig gehört auch eine ordentliche Portion Selbstbewusstsein dazu, einfach mal man selbst zu sein. Doch eins sei gesagt: Hat man die richtige Person getroffen, ist verstellen nicht nötig. Anstatt uns darauf zu konzentrieren, wie wir gegenüber anderen dastehen, bleibt mehr Platz für gegenseitigen Support und Positivität – Stutenbissigkeit war gestern! Wenn wir nämlich irgendwann selber damit aufhören, einander für natürliche Verhaltensweisen schlecht zu reden und vielleicht sogar stolz darauf sind, Frauen zu sein, so ebnet sich der Weg für mehr Offenheit gegenüber Anderen.

Quelle

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