23.05.2017, 12:34 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Wir kennen es alle: mal eben die WhatsApp-Nachrichten checken, durch den Instagram-Feed scrollen, bei Facebook nach Neuigkeiten schauen und die neuen Snaps öffnen – das Smartphone ist unser ständiger Begleiter. Dass das weitreichende Auswirkungen auf unser Sozialverhalten und unsere Gesundheit haben kann, ist uns häufig nicht bewusst.
Wir leben in einer Welt, in der Technik eine große Rolle spielt, sind untereinander vernetzt, bestellen und daten online, daddeln stundenlang an Rechner oder Handy. Vor allem die jüngere Generation, die mit Laptop, Tablet, Smartphone & Co. groß wird, kann sich ein Leben ohne portable Technik gar nicht mehr vorstellen.
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Ständig am Smartphone
Nur eine halbe Stunde, damit man sich mal ungestört unterhalten kann: Viele Eltern sind schon froh, wenn sie ihre Sprösslinge überreden können, ohne Smartphone in der Hand am Familienessen teilzunehmen.
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Welche Folgen das hat
Kinder und Jugendliche verbringen Stunden, manche ganze Tage vor Bildschirmen – mit gravierenden Folgen: Einer Studie der Universität Mainz zufolge leidet mehr als die Hälfte der Abiturienten und Hochschulabsolventen unter Kurzsichtigkeit (Myopie). „Das wird noch weiter zunehmen”, warnt der Direktor der Augenklinik der Unimedizin Rostock, Prof. Anselm Jünemann. Das Problem sei nicht nur die Smartphone-Nutzung, sondern auch die dadurch immer weniger im Freien verbrachte Zeit. Der Blick schweift nur noch selten in die Ferne. Beim permanenten Betrachten von Nahobjekten bekomme das Auge das Signal zu wachsen. „Das Wachstum ist unumkehrbar”, erklärt der Mediziner. Je höher die Dioptrienzahl, desto länger ist der Augapfel. „Das ist wie bei einem Luftballon. Je stärker der aufgeblasen wird, desto dünner wird er.” Das führe zu einer schlechteren Durchblutung und zur Degeneration der Netzhaut. Eine neue Volkskrankheit droht.
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Bewusstsein statt medizinischer Behandlung
Der Berufsverband der Augenärzte teilt Jünemanns Einschätzung. Aber letztlich seien die Einflussmöglichkeiten der Mediziner gering, sagt Verbandssprecher Georg Eckert. „Eine allmähliche Bewusstseinsänderung muss stattfinden.” Kinder und Jugendliche sollten wieder mehr Zeit draußen verbringen, am Tageslicht. „Wenn man die „Stubenhocker” mit Draußenspielern vergleicht, ist die Kurzsichtigkeit bei den ,Stubenhockern‘ größer”, erklärt Jünemann. Jede im Freien verbrachte Stunde ist nicht nur gut für Herz und Kreislauf, auch die Augen erholen sich, wenn sie mal nichts Nahes fokussieren müssen. Helles Licht hemmt über den Botenstoff Dopamin zudem das Augenwachstum.
Einfluss auf den Job
Bei stark Fehlsichtigen komme hinzu, dass sie von einigen Berufen ausgeschlossen seien. „Möchten Sie gerne mit einem halbblinden Piloten fliegen?”, stellt er die provozierende Frage. „Die Lufthansa beobachtet die Entwicklung genau”, sagt Airline-Sprecher Jörg Waber. Potenzielle Szenarien würden geprüft. Erstbewerber müssten eine Sehkraft von 100 Prozent vorweisen. Dabei sei eine Sehschwäche von plus oder minus drei Dioptrien möglich, die mit Brille oder Kontaktlinse korrigiert werden könne. Die Einschränkung der Berufswahl ist für Jünemann der Hebel, um den Trend zu verändern. „Kinder verstehen viel, wenn man es erklärt.” Es sei völlig ungeklärt, wie sich die Sehfähigkeit bei den heutigen jungen Fehlsichtigen bei anhaltender Fehlbelastung entwickelt. Wie viel sehen sie noch, wenn sie 50 oder 60 Jahre alt sind? Ein weiteres Problem ist die zunehmende Zahl von übergewichtigen Kindern und Jugendlichen. Auch da seien alle Zusammenhänge bekannt, trotzdem steige die Zahl der Betroffenen unaufhörlich, so der Experte.
Therapieansätze aus Asien können helfen
Vielleicht helfen dann Therapieansätze aus asiatischen Ländern, in denen Fehlsichtigkeit ein noch viel größeres Problem darstellt. Dort träufelt man sich eine 0,01-prozentige Belladonna-Lösung in die Augen. „Es funktioniert, wir wissen nur nicht wie”, sagt Jünemann.
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