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Fashion-Wissen

Wie giftig ist Schwarz in der Kleidung wirklich?

Ist schwarze Kleidung wirklich giftig?
Schwarz ist ein Dauerbrenner und kommt nie aus der Mode. Dabei ist die Herstellung der dunklen Farbe deutlich komplexer als jene heller Farben Foto: Getty Images
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STYLEBOOK Redaktion

29.12.2022, 06:09 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

In schwarzer Kleidung steckt viel Chemie. Kein Wunder. Um den dunkelsten aller Farbtöne zu produzieren, braucht es mehr als nur Farbpigmente. Aber ist schwarze Farbe in unseren Lieblingsjeans- und -tops wirklich giftig? STYLEBOOK klärt auf.

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Eine schwarze Jeans sorgt optisch für lange Beine. Das „kleine Schwarze“ gehört in jeden Kleiderschrank und ohne blickdichte, schwarze Strumpfhose kommt man quasi gar nicht durch den Winter. Schwarz ist ohne Zweifel eine der beliebtesten Farben für Textilien. Doch die wenigsten wissen, wie aufwändig die Herstellung der Farbe ist. Und wie viel Chemie in einem einzigen schwarzen Kleidungsstück wirklich steckt. Wie giftig ist Schwarz also?

Wie stellt man Schwarz her?

Schwarz ist ein sogenannter Entwicklungsfarbstoff – ein Stoff, der zwei Phasen benötigt, um einen wirklich satten Ton zu bekommen. Im ersten Schritt werden Farbpartikel wie Blau, Gelb und Orange miteinander vermischt und auf den Stoff aufgetragen. Dabei gilt: je mehr Partikel, desto intensiver die Farbe.

Damit die wiederum auf den Fasern hält, muss das Material in einem zweiten Schritt chemisch behandelt werden. Für hellere Stoffe reicht es, die Farben mit Wasserdampf zu fixieren. Dunklere Farben und vor allem Schwarz müssen chemisch fixiert werden. Schwarz wird hier meist einem Oxidationsprozess unterzogen, damit die Fasern die dunkle Farbe flächendeckend aufnehmen können und so eine besonders intensive, dunkle Farbe entsteht.

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Schadet schwarze Kleidung der Gesundheit?

In jedem schwarzen Kleidungsstück steckt prozentual also mehr Farbstoff als in einem helleren. Dementsprechend müsste die Produktion von schwarzen Textilien auch teurer sein. Doch gerade in der Textilindustrie, die als besonders intransparent gilt, gibt es viele Möglichkeiten, die Preise zu drücken und bei der Qualität zu schummeln. Ob ein Farbhersteller wirklich nur reine Textilpigmente verwendet oder zum Strecken doch auch allergieauslösende Dispersionsfarbstoffe oder krebserregende Azofarben benutzt, kann meistens gar nicht oder nur sehr schwer nachvollzogen werden.

Ebenfalls bedenklich sind billige Stoffe, die für den Oxidationsprozess gebraucht werden. Nicht selten finden sich nach Labortests von schwarzen Textilien Rückstände vom Schwermetall Blei in den Fasern. Die Gefahr: Ähnlich wie bei den bedenklichen Aluminium-Salzen in Deodorants können Schwermetallmoleküle über die Haut aufgenommen werden und sich im Körper ansammeln. Die Folgen können neben allergischen Hautreaktion im schlimmsten Fall auch Vergiftungserscheinungen sein.

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Wenig Transparenz in der Textilindustrie

Tatsächlich sind auf dem Etikett Informationen zum Färbeprozess nicht ablesbar. Dieser fehlende Nachweis über Produktionsstandards war auch der Grund, warum die deutsche Naturmarke „hessnatur“ in den 1980er Jahren sogar komplett auf die Farbe verzichtete. „Zu diesem Zeitpunkt war die Entwicklung der Färbeindustrie noch nicht auf dem Stand, auf dem sie heute ist“, erklärt eine Pressesprecherin gegenüber STYLEBOOK. „Daher haben wir eine Zeit lang keine Modelle in Schwarz angeboten. Weiterentwicklungen und Verbesserungen im Bereich der Färbeprozesse machten es möglich, dass auch die Farbe Schwarz unseren ökologischen Qualitätsanforderungen entspricht und somit wieder in unserem Sortiment zu finden ist.“

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Für sie steht auch fest, dass es beim Färben nicht nur um gesundheitliche Gefahren geht. „Das Ziel sollte grundsätzlich ein Herstellungsprozess ohne Nachteil für Mensch und Umwelt sein. Unsere Färbereien müssen sehr strenge Produktionsstandards erfüllen. Dazu gehört neben dem Einsatz ökologisch adäquater Färbemittel auch ein niedriger Wasserverbrauch und eine mindestens zweistufige Kläranlage für das Abwasser.“

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Allerdings sei es bis heute noch nicht gelungen, einen natürlichen Schwarzton für die Massenproduktion zu entwickeln, erklärt die „hessnatur“-Sprecherin. „Im Vergleich zu synthetisch gefärbten Materialien zeigen natürliche Farbstoffe unter anderem auch deutliche Mängel in Bezug auf Farbechtheit, Leuchtkraft und UV-Beständigkeit. Eine weitere Herausforderung ist die exakte Reproduzierbarkeit eines Farbtones für eine Nachorder, die bei natürlichen Farbstoffen sehr schwierig ist.“

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Worauf sollte man also achten, wenn man sich der Chemiekeule „Schwarz“ entziehen will? Zum einen sollte besonders schwarze Kleidung vor dem ersten Tragen unbedingt gewaschen werden, um lose chemische Rückstände auszuspülen. Sind bereits Hautprobleme durch Textilien bekannt, empfiehlt es sich, körpernahe Kleidungsstücke wie Unterwäsche oder Stumpfhosen nicht mehr in Schwarz zu kaufen. „Wer ganz sicher gehen will, der sollte bei neuen Kleidungsstücken auf Öko-Siegel wie „GOTS“ oder „Öko-Tex-Standard 100“ achten“, so die Pressesprecherin. Hier werde vor allem der Anteil an Schwermetallen regelmäßig kontrolliert.

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