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GNTM, Miss Germany, ...

Unsere Autorin findet: „Schönheitswettbewerbe sind nicht mehr zeitgemäß!“ 

Schönheitswettbewerbe stehen immer mehr in der Kritik! Zurecht?
Schönheitswettbewerbe stehen immer mehr in der Kritik! Zurecht? Foto: Getty Images
Desireé Oostland
Autorin bei STYLEBOOK

13.03.2023, 16:26 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Mit Germany’s Next Topmodel und Miss Germany sind wir aufgewachsen. Doch ist das Prinzip nicht schon längst überholt? Besonders in Hinblick auf die Auswirkungen für junge Mädchen ist das ein heikles Thema. Wieso, lesen Sie auf STYLEBOOK.

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Eine aktuelle Folge der Show „unbubble“ hat mich über ein Thema nachdenken lassen: Wieso gibt es eigentlich noch Schönheitswettbewerbe? Die waren halt „immer schon da“, heißt es so schön. Aber rechtfertigt das die penetrante Fortsetzung? Reicht es nicht, dass wir uns Tag für Tag über die sozialen Medien miteinander vergleichen (bewusst und unbewusst) und unsere eigene Optik dadurch ständig hinterfragen? Müssen Frauen immer noch in einem Wettbewerb gegeneinander antreten und sich am Ende bekriegen oder sogar schlechter fühlen, als je zuvor? Ich persönlich finde, dass wir diese Art von Wettbewerb dringend überdenken sollten.

Schönheit ist etwas absolut individuelles und entsteht nicht nur, durch die perfekten Beine (wer sagt eigentlich, welche Beinform perfekt ist?) oder die schönste Nase (die Frage wiederholt sich!), sondern strahlt aus dem Inneren hervor. Das ist keine dahergesagte Floskel. Und auch, wenn heute verstärkt versucht wird, das Augenmerk solcher Shows und Wettbewerbe, auszuweiten und von den rein oberflächlichen Attributen wegzusehen, wird es am Ende trotzdem immer nur um eines gehen: Die Bewertung von äußerer Schönheit, dessen Idealvorstellung von anderen definiert wurde.

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Schönheitswettbewerbe & die Auswirkungen auf die junge Generation

Schönheitswettbewerbe, besonders die, die zur Prime-Time im TV zu sehen sind, haben das Wohlbefinden der Zuschauer nie wirklich positiv beeinflusst. Es ist pure Unterhaltung, mit einem sehr bitteren Beigeschmack. Denn rückblickend war es besonders in jungen Jahren egal, wie schön man sich an diesem Donnerstag fühlte, spätestens nach der GNTM-Folge, verändert sich die Selbstwahrnehmung enorm. Und dafür können nicht etwa die Kandidaten etwas, sondern damalige Jury-Kommentare wie: „Hosengröße 38? Das ist definitiv zu dick!“. Es ist nicht einmal 10 Jahre her, dass solche Sätze das letzte Mal vor einem Millionenpublikum, welches hauptsächlich aus jungen Frauen besteht, gesagt wurden.

Wenn man dann verlegen die Snacks beiseite legte, die man während der gebannten Betrachtung der gesamten Sendung auf dem Schoß liegen hatte, schwingt eine gewaltige Ladung Selbstzweifel mit. Doch gefährlich sind nicht nur die Messages, die an die Zuschauer gelangen, sondern auch die Geschehnisse für Teilnehmerinnen, die immer mehr ans Licht kommen.

Nicht nur kritisch für die Zuschauer

Nicht erst der Blick hinter die wahren Kulissen, den wir im letzten Jahr von Ex-GNTM-Kandidatin Lijana erhalten haben, machten uns auf die Missstände, die bei solchen Wettbewerben herrschen können, aufmerksam. Doch sie schafften es, für mehr Beachtung zu sorgen und für intensive Diskurse zu garantieren, die seitdem geführt werden. Und die sind besonders wichtig.

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Schönheitswettbewerbe sind trotz der Änderungen noch schwierig

Heute kann man sagen, dass die Wettbewerbe schon viel realistischer nach außen treten. Jedenfalls sind sie mit der Zeit gegangen. Misswahlen beziehen sich nicht mehr ausschließlich auf äußere Attribute. So zumindest die Botschaft der „Neufassung“.

Bei Germany’s Next Topmodel haben seit einigen Staffeln auch Frauen mit Kleidergröße 44 eine Chance. Das hat definitiv Vorteile: Junge Mädchen, die vor ihren Fernsehern sitzen, können sich plötzlich mit Teilnehmerinnen identifizieren. Aber Hand aufs Herz: Worum geht es dabei wirklich? Wird tatsächlich auf individuelle Schönheit geachtet, oder gar gesehen, wer mit den inneren Werten überzeugen kann, Gutes bewegt oder doch eher, wer den Anschein am besten rüberbringen kann? Denn wenn wir ehrlich sind, ist es unerlässlich heutzutage diversere Körperformen zu präsentieren. Wäre das nicht der Fall, würden diese Shows nicht mehr funktionieren. Ist es also ein ehrlicher oder eher ein notwendiger Schritt? Ich möchte keineswegs alles in diesem Bezug negativ bewerten, aber oftmals wirkt mehr wie ein wichtiger Marketingschritt, damit die Kassen weiterhin befüllt bleiben.

Ständige Vergleiche machen krank

Es ist kein Geheimnis, dass besonders jungen Frauen unter dem ständigen äußerlichen Vergleich leiden. Verschiedenste Studien, auch der Beauty Impact Report von STYLEBOOK, haben dies bereits belegt. Die extremen Auswirkungen können von psychischen Erkrankungen bis hin zu Selbstmord(versuchen) reichen, so die ungeschönte Wahrheit. Selbstverständlich tragen auch die sozialen Medien ihren Teil dazu bei. Allerdings wird dort auch gegengesteuert und über all diese Themen aufgeklärt.

Zudem sind auf Instagram, TikTok und Co. die verschiedensten Persönlichkeiten und Vorbilder vertreten, die nicht im direkten Wettbewerb zueinander stehen oder aufgrund ihrer Optik von „oben herab“ bewertet werden. Der Vergleich findet auch trotzdem dort statt, doch müssen wir diesen nicht noch zusätzlich durch Shows bekräftigen. Angebot und Nachfrage, heißt es oft, wenn es um die mögliche Absetzung solcher Shows geht. Doch nur weil Menschen gibt, die sich das anschauen, heißt es nicht, dass es moralisch weniger verwerflich ist, sich be- und verurteilen zu lassen, um den ersten Platz zu belegen.

Die Nachteile überwiegen

Selbstverständlich verurteile ich nicht die wunderschönen Frauen, die gerne und aus vollster Überzeugung an solchen Wettbewerben teilnehmen. Jedoch habe ich dabei vor allem ihre Vorbildrolle im Hinterkopf. Denn am Ende des Tages muss man gestehen, dass mehr Frauen unglücklich, gekränkt und auch etwas gebrochen aus solchen Wettbewerben herausgehen, als gewinnend und für die Zukunft gestärkt.

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Schönheitswettbewerbe sind einfach überholt

Jeder Mensch ist schön. Es bedarf keinen Wettbewerb, um zu zeigen, wer schöner bewertet wird oder sich besser darstellen kann. Nach langer Überlegung bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass diese Wettbewerbe absolut überholt sind. Wie bei „unbubble“ schon angesprochen wird, gibt es heutzutage sicherere Räume, um die individuelle Schönheit zu präsentieren – wenn man denn möchte.

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