Es kommt sehr selten vor, doch es kann passieren: Frauen werden während der Schwangerschaft ein zweites Mal schwanger – mitunter auch von zwei verschiedenen Männern. Wie das möglich ist und was das für Mutter und Kind(er) bedeutet – STYLEBOOK hat bei einer Gynäkologin nachgefragt
Im Jahr 2020 bekam eine Frau in China Zwillinge. Ein DNA-Test bescherte dem vermeintlichen Vater einen schweren Schock: Die Kinder sind keine Geschwister, sondern Halbgeschwister! Sie haben also zwei verschiedene Väter. Ein ähnlicher Fall sorgte 2015 in den USA für Schlagzeilen. Auch hier bekam eine Frau zweieiige Zwillinge von zwei unterschiedlichen Männern. Sie hatte im Abstand von wenigen Tagen Sex mit ihnen gehabt. Man spricht in so einem Fall von einer Überschwängerung – wenn also eine Frau im selben Zyklus gleich zweimal schwanger wird. „Das kommt sehr selten vor, aber es ist möglich“, bestätigt uns Dr. med. Mandy Mangler, Chefärztin der Klinik für Gynäkologie und Geburtsmedizin am Berliner Vivantes Auguste-Viktoria-Klinikum.
In der Schwangerschaft noch mal schwanger – wie kann das passieren?
Man unterscheidet bei einer Überschwängerung zwischen einer Superfekundation und einer Superfötation. Bei einer Superfekundation wird eine Eizelle befruchtet und noch während sie auf dem Weg zur Gebärmutter ist, springt eine weitere Eizelle, die ebenfalls befruchtet wird. Hat man nur mit einem Mann Sex, bekommt man davon wahrscheinlich gar nichts mit. „Die Frau ist in der Folge einfach schwanger mit Zwillingen“, erklärt Dr. med. Mandy Mangler.
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Bei einer Superfötation ist die Schwangerschaft im Gegensatz zur Superfekundation bereits implantiert. Das bedeutet, dass sich das befruchtete Ei in der Gebärmutter schon eingenistet hat. Springt dann noch einmal ein Ei und wird befruchtet, spricht man von Superfötation. „Das ist bei Menschen aber so gut wie ausgeschlossen“, sagt die Gynäkologin. „Normalerweise ändert sich bei Frauen der Hormonhaushalt nach einer Einnistung so schnell, dass kein weiteres Ei mehr springen kann.“
Überschwängerung erkennen
Eine Überschwängerung merkt man oft erst dann, wenn sich durch einen DNA-Test herausstellt, dass die Zwillinge zwei verschiedene Väter haben. Manchmal kann man es aber auch schon während der Schwangerschaft erkennen. Beim Ultraschall zeigt sich dann, dass die Kinder unterschiedlich groß sind. „Das kann ein Indiz für eine Überschwängerung sein. Es kann aber auch sein, dass sich die Zwillinge einfach nur unterschiedlich entwickeln“, gibt die Gynäkologin zu Bedenken. „Ein eindeutiges Ergebnis liefert der Ultraschall also nicht.“
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Risiken einer Überschwängerung
Eine Überschwängerung ist an sich nicht gefährlich. Es bedeutet aber, dass eines der Zwillinge – nämlich das später gezeugte – etwas zu früh auf die Welt kommt. „Man kann die Kinder nicht zeitversetzt holen, sondern wenn das eine Kind geboren wird, kommt automatisch auch das andere mit auf die Welt“, sagt Dr. med. Mandy Mangler. „Das liegt an den Hormonen. Sie führen dazu, dass gleich beide Kinder geboren werden.“
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Fehlbildungen begünstigen Überschwängerungen
Eine Überschwängerung passiere so selten, dass man sich nicht davor fürchten müsse, betont die Expertin für Gynäkologie und Geburtsmedizin. Eine Ausnahme bilden Frauen mit zwei Gebärmüttern beziehungsweise zwei halben Gebärmüttern oder zwei Vaginas. In diesen Fällen kann es durchaus schon mal vorkommen, dass zwei Schwangerschaften in zwei verschiedenen Gebärmüttern angelegt werden.