28. Mai 2025, 16:32 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
Die Menopause beschreibt die allerletzte Blutung im Leben. Frauen sind zu diesem Zeitpunkt um die 50 Jahre alt. Wenn dann mindestens ein Jahr lang keine Blutung mehr eintritt, spricht man von der Postmenopause. Oft treten aber schon vor dem Eintritt in die Wechseljahre vielfältige Symptome und Veränderungen im Zyklus auf. Und das kann als Anzeichen der Perimenopause mitunter schon mit Ende 30 passieren.
Wie sich der Zyklus, die Periode und oft auch das Beschwerdebild (PMS) im Laufe der Perimenopause (anderes Wort für die Phase der Wechseljahre) verändern können, erklärt Dr. med. Daniela Bach, Expertin für Frauengesundheit im Interview mit STYLEBOOK.
Übersicht
- Wann und wie können Zyklus-Veränderungen während der Perimenopause auftreten?
- In jeder Statistik gibt es auch Ausreißer
- Die Periode in den Wechseljahren – eine hormonelle Umstellung
- Ohne Eisprung, kein Progesteron
- Zyklusbeschwerden während der Wechseljahre
- Mittel gegen Zyklus-Veränderungen
- Lebensstil als Schraubstelle für positive Veränderungen
Wann und wie können Zyklus-Veränderungen während der Perimenopause auftreten?
Die Perimenopause (die statistisch gesehen im Durchschnitt zwischen drei bis 11,8 Jahren dauern kann) beschreibt die gesamte Phase der Wechseljahre. Diese kann symptomatisch sehr individuell verlaufen und lässt sich auch zeitlich nicht fest eingrenzen.
Laut Dr. Bach „gibt es Frauen, die Ende 30 oder Anfang 40 die ersten Wechseljahressymptome spüren“. Bereits vor den eigentlichen Wechseljahren oder in der frühen Perimenopause können minimale Veränderungen der monatlichen Blutung auftreten. „Das können Verschiebungen im Zyklus sein, wie mal eine Zwischenblutung oder dass die Blutung ein paar Tage verspätet oder früher kommt. Auch Schmierblutungen vor dem Einsetzen der Periode in den Wechseljahren sind möglich. Die Blutung kann auch ein wenig stärker oder auch schwächer sein als gewohnt. Das sind keine bahnbrechenden Veränderungen. Frauen, die sehr aufmerksam mit dem eigenen Zyklus umgehen, bekommen sie vielleicht mit. Andere Frauen nehmen diese leichten Veränderungen vielleicht noch gar nicht wahr.“
Die Zyklus-Veränderungen können im Laufe der Wechseljahre aber dominanter werden, bleiben aber so vielfältig. „Einen exakten Verlauf, wie die Periode sich im Rahmen der Wechseljahre ändert, gibt es genauso wenig wie die eine Krankheitsgeschichte bei der Diagnose XY. Das ist so individuell unterschiedlich, wie wir Frauen das sind“, beschreibt Dr. Bach.
In jeder Statistik gibt es auch Ausreißer
Natürlich gibt es bei jeder Statistik auch Ausreißer. So können Frauen auch schon sehr viel früher in die Menopause kommen. „Wir gehen von etwa einem Prozent der Frauen aus, die ihre Menopause, also ihre letzte Blutung vor dem 40. Geburtstag haben. Und 0,1 Prozent der Frauen sogar vor dem 30. Geburtstag“, führt die Frauenärztin weiter aus.
„Spätestens bei einer Amenorrhoe, also einem kompletten Ausbleiben der Blutung von drei Monaten, sollte das gynäkologisch abgeklärt werden. Und was man natürlich zu Hause immer schon mal machen kann, ist ein Schwangerschaftstest. Denn auch das ist im Rahmen der Perimenopause möglich“. In welchem Alter die letzte Periode genau stattfindet, ist größtenteils auch genetisch bestimmt.
Die Periode in den Wechseljahren – eine hormonelle Umstellung
Für die Veränderungen und Schwankungen im weiblichen Zyklus sind auch während der Wechseljahre die Hormone, vorrangig Östrogen und Progesteron, verantwortlich. Während Frauen bei ihrer Geburt ungefähr eine Million Follikel besitzen, nimmt diese Anzahl im Laufe des Lebens stark ab. „Und wenn der Vorrat an Eibläschen erschöpft ist, dann erlischt mit ihm auch der Hauptproduktionsort von Östrogen und Progesteron aus dem Eierstock“, verdeutlicht Dr. Bach die hormonelle Umstellung.
Doch wie bereits angedeutet, passiert dieser Prozess nicht von heute auf morgen, sondern langsam. Denn bevor der Follikel-Vorrat komplett erschöpft ist, kommt es während der Perimenopause auch immer wieder zu Zyklen ohne Eisprung. „Das heißt, es reift vielleicht ein Follikel heran, aber der wird nicht sprungreif. Oder es findet in einem Zyklus einfach kein Eisprung statt, weil gerade stressige Zeiten sind, die einen Eisprung unterdrücken. Oder es kommt zu einer Follikelreifungsstörung, weil die Follikel eben gleichzeitig mit uns altern“, so die Expertin.
Ohne Eisprung, kein Progesteron
Und wenn im Zyklus kein Eisprung stattfindet, dann fehlt auch der Bildungsort für das Hormon Progesteron. Ohne ausreichend Progesteron leidet nicht nur unsere Laune, sondern auch „die Umwandlung der Uterusschleimhaut, die unter Östrogeneinfluss immer weiter aufgebaut wird“, erklärt Dr. Bach. Und eine stark aufgebaute Uterusschleimhaut kann zu einer stärkeren Blutung, einem ausbleibenden Eisprung oder auch zu einer Verschiebung des Zyklus führen. Ohne Eisprung kann die Periode in den Wechseljahren auch einige Tage später einsetzen. Fehlendes Progesteron kann zudem Schmierblutungen verursachen. „All das ist möglich und dabei spielen die Hormone die Hauptrolle“, betont die Frauenärztin.
Zyklusbeschwerden während der Wechseljahre
Es ist ganz häufig, dass das prämenstruelle Syndrom (PMS) im Lauf der Perimenopause verstärkt oder manchmal auch zum ersten Mal als Beschwerdebild auftreten kann. „Ähnlich kann sich das auch bei einer hormonell getriggerten Migräne verhalten. Diese kann sich dann in der Perimenopause verschlechtern oder tatsächlich im Rahmen der Perimenopause erstmals auftreten“, gibt Dr. Bach ein Beispiel für PMS-Symptome in den Wechseljahren.
Mittel gegen Zyklus-Veränderungen
Als Klassiker unter den Phytopharmaka zählt die Expertin Mönchspfeffer (Agnus castus) auf, der in adäquater Dosierung ausgleichend auf eine PMS-Symptomatik wirken und den Zyklus regulieren kann. Wichtig ist, dass das pflanzliche Mittel nicht als Bedarfsmedikament eingesetzt wird. Denn Mönchspfeffer kann nicht ad hoc bei Beschwerden helfen, sondern muss täglich über einen längeren Zeitraum eingenommen werden. „Ein bisschen Geduld müssen die Frauen beim Mönchspfeffer mitbringen. Denn erst nach drei bis spätestens sechs Monaten weiß man, wie man die Beschwerdesymptomatik mit dem Mittel in den Griff bekommen kann oder ob man besser über andere Optionen nachdenken sollte.“
Weitere Therapieoptionen richten sich nach dem vorherrschenden Symptom und dem Leidensdruck. „Also wenn ich eine Frau mit starken Blutungsstörungen oder starken Zwischenblutungen habe, dann kann ich auch über hormonelle Optionen nachdenken, wie eine Minipille oder auch eine Hormonspirale. Diese Mittel können gegen eine starke Blutung eingesetzt werden. Aber das muss immer individuell mit der Frauenärztin besprochen und entschieden werden, was die Frau sich wünscht“, erläutert Dr. Bach die Möglichkeiten.
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Lebensstil als Schraubstelle für positive Veränderungen
Neben Mönchspfeffer gibt es weitere Möglichkeiten, Zyklusbeschwerden während der Perimenopause positiv zu beeinflussen. Gynäkologin Dr. Bach verweist auf einen ganzheitlichen Ansatz, der dem ganzen Körper guttut und gleichzeitig den Zyklus unterstützt sowie ein mögliches Beschwerdebild reduzieren kann. Zu den Parametern zählen eine ausgewogene Ernährung nach dem Motto „Eat the rainbow“, also eine antientzündliche Ernährung mit Verzicht auf Weißmehl und Fokus auf Vollkornprodukten, ausreichend Obst und Gemüse sowie Omega-3-Fettsäuren.
Diese Lebensmittel und Nährstoffe haben nachweislich einen positiven Effekt auf alle chronischen Entzündungsgeschehen im Körper. „Und auch wenn die Periode kein chronisches Entzündungsgeschehen darstellt, können diese Faktoren auch Schmerzen bei der Periode lindern“, so die Frauenärztin. „Zudem hat Stress einen riesigen Einfluss auf unseren Zyklus. Er kann den Eisprung verschieben. Er kann den Eisprung sogar ausfallen lassen, da sich der Körper in stressigen Zeiten vor der Zusatzbelastung einer Schwangerschaft natürlich schützen möchte. Das bedeutet Stressreduktion ist einer der größten Hebel, um zyklusbedingte Beschwerden zu minimieren“, fährt Bach fort und zählt Möglichkeiten auf, Stress nachhaltig zu reduzieren.
So lässt sich chronischer Stress über sportliche Betätigung, Ernährung, Achtsamkeit, Mediationsverfahren und Atemübungen deutlich senken und ein gesundes Stressmanagement erlernen sowie Resilienz stärken. „Doch Vorsicht bei zu viel Sport. Hier droht ebenfalls eine Stresssituation für den Körper, wenn der ‘falsche’ Sport oder die falsche Tageszeit für Sport ausgewählt wird“, warnt die Expertin.
Auch Erholungsphasen und vor allem ausreichend erholsamer Schlaf sowie eine gesunde Schlafhygiene sind ebenfalls wichtige Schraubstellen für einen gesunden Lebensstil. „Wir wissen von Frauen, die im Schichtdienst arbeiten oder die zeitzonenübergreifend gereist sind, privat oder auch beruflich als Stewardess, dass die häufiger unter Zyklus-Veränderungen leiden können, einfach wegen der Verschiebung des Tag-Nacht-Rhythmus“, nennt Dr. Bach Beispiele.