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Fachärzte im Gespräch

Wie viel kostet eine Fettabsaugung und wie sinnvoll ist der Eingriff?

Nahaufnahme eines Arztes, der die menschliche Haut markiert.
Fettabsaugungen sind vor allem für diejenigen gedacht, die kleine Fettpolster loswerden und den eigenen Körper besser definieren wollen Foto: Getty Images
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STYLEBOOK Redaktion

18.05.2022, 16:43 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten

Hüftspeck, reibende Innenschenkel, Winkearme – Fett sammelt sich an den unterschiedlichsten Körperstellen an, wobei so manche Pölsterchen trotz Sports und gesunder Ernährung einfach nicht verschwinden wollen. Eine Option stellt die Fettabsaugung dar, ein Eingriff, bei dem (überschüssiges) Fettgewebe operativ entfernt wird. STYLEBOOK hat mit Experten gesprochen und alle wichtigen Fakten rund um das Thema Liposuktion zusammengetragen.

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Fettabsaugungen sind in der Welt der Schönheitschirurgie genauso verbreitet wie Brustvergrößerungen oder Nasenkorrekturen. Tatsächlich klingt das Angebot verlockend: Wer ein lästiges Fettpolster loswerden will, geht zum Arzt und lässt es sich einfach wegsaugen. Doch so einfach ist es nicht: Wer eine Liposuktion machen möchte, muss bestimmte körperliche Voraussetzungen mitbringen und geht – wie bei jedem chirurgischen Eingriff – gesundheitliche Risiken ein.

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Wer kann sich Fett absaugen lassen

Fettabsaugungen sind nicht für unmotivierte Menschen gedacht, die keine Lust auf Sport haben und sich der Einfachheit halber das ungeliebte Fett einfach entfernen lassen wollen. Dr. Massud Hosseini von der Praxisklinik für Plastische und ästhetische Chirurgie Kö Aesthetics in Düsseldorf untersucht nicht nur die körperlichen Voraussetzungen seiner Patientinnen und Patienten, sondern auch deren Lebensstil: „Fettabsaugungen sind nur geeignet für Menschen, die bereits viel Sport machen, einer gesunden Ernährungsweise folgen und auch sonst sehr diszipliniert sind. Quasi für jene Menschen, die schon alles getan haben, aber bestimmte Fettpolster nicht wegbekommen.“ Auch Dr. med. Riccardo Giunta, ehemaliger Präsident der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC) erklärt: „Eine Fettabsaugung ist keine Methode zur Gewichtsreduktion, sondern eine Methode der Körperformung.“

Welche Körperstellen können optimiert werden

Manchmal hilft kein Sport, um die letzten Fettdepots endgültig zu killen. „Problemzonen wie beispielsweise eine auffällige Fettansammlung im Unterbauchbereich, an den Oberschenkelaußenseiten – umgangssprachlich Reiterhosen genannt –, an Flanken bzw. den bekannten Love Handles oder an den Oberschenkelinnenseiten lassen sich zuverlässig korrigieren“, sagt der Fachmann Dr. Giunta. Auch plastischer Chirurg Dr. Hosseini kennt solche Fälle: „Ich habe häufig Frauen in der Praxis, die nach einer oder mehreren Schwangerschaften zwar wieder ihr Wunschgewicht erreicht haben, ein kleines Bäuchlein ist aber geblieben. Das lässt sich sehr gut behandeln.“ Neben Bauchfett und Reiterhosen sind aber auch kleine Körperstellen wie das Doppelkinn oder Fettansammlungen über den Knien Bereiche, die Dr.Hosseini häufig behandelt.

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Welche Behandlungsarten gibt es?

Bei der Fettabsaugung hat sich die sogenannte wasserstrahlassistierte Tumeszenztechnik (Tumeszenz in Lokalanästhesie – TLA) bewährt. Dabei wird das Gewebe vor der Absaugung mit einer speziellen Flüssigkeit (Tumeszenzlösung) aufgeschwemmt, was die Fettzellen lockert, innerhalb von etwa einer Stunde saugen sich die Fettzellen geradezu schwammartig voll. Anschließend wird mit Absaugkanülen durch kleine Hautschnitte die Flüssigkeit mitsamt den Fettzellen abtransportiert. Je nach Größe und Anzahl der Behandlungsgebiete dauert dieser Vorgang mindestens 20 Minuten und kann bis zu vier Stunden in Anspruch nehmen. Eine Vollnarkose ist meistens nicht nötig, da die eingespritzte Flüssigkeit ein örtliches Betäubungsmittel enthält. „Aus unserer Erfahrung ist die wasserstrahlassistierte Fettabsaugung zur Ausspülung des Fettgewebes mit einer Tumeszenz-Lösung – einem Gemisch aus Infusionslösung und verschiedenen Medikamenten – das derzeit schonendste Verfahren“, erklärt Dr. Giunta. Im Gegensatz zur klassischen TLA wird bis zu 70 Prozent weniger von der Tumeszenlösung in den Körper eingeleitet. Mit einem hauchdünnen Wasserstrahl werden die Fettzellen unter der Haut gelöst und gleichzeitig abgesaugt. Der Eingriff erfordert Können und sollte deshalb nur von erfahrenen Schönheitschirurgen durchgeführt werden. Dr. Alexandra Buschmann, plastische Chirurgin aus Berlin, erklärt: „Die Kunst besteht darin, mit viel Fingerspitzengefühl durch die Haut zu ertasten, was an Fettgewebe entfernt und was erhalten werden soll. Das Ziel sollte sein, nicht alle Fettzellen radikal zu entfernen, sondern eine neue, ebenmäßige Kontur zu gestalten.“

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Welche Risiken birgt die Fettabsaugung

Eines darf man nicht vergessen: Wie nach jeder Operation müssen Patienten mit Schwellungen, Nachblutungen, Kreislaufproblemen und Blutergüssen rechnen. Größere Komplikationen wie Infektionen oder Dellenbildungen sind zwar selten, können aber vorkommen. „Pro Eingriff sollten nicht mehr als ein bis drei Liter Fett aus dem Körper geholt werden. Wird mehr entnommen, entstehen größere Dellen und man verliert viel Blut, was zu Kreislaufproblemen führen kann“, weiß Dr. Hosseini aus Düsseldorf. Daneben weist er auch auf größere Gefahren hin: „Es besteht immer die Möglichkeit, dass vor allem bei größeren Körperstellen wie Oberschenkeln oder Po Blutgefäße getroffen werden und so im Nachgang Gerinnsel entstehen können.“ Eine fachgerechte Überwachung der Patienten vor allem nach dem Eingriff sei deshalb besonders wichtig.

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So sollte der Lebensstil nach dem Eingriff aussehen

„Direkt nach der Behandlung sollte man viel Trinken, auf körperliche Hygiene achten, nicht zu früh mit dem Sport anfangen und z.B. nicht in die Sauna gehen. Es geht darum, Entzündungen zu vermeiden“, erklärt der Experte. Jede Patientin und jeder Patient erhält nach dem Eingriff passende Wäsche, die mindestens einen Monat getragen werden sollte. „Man sollte sich darauf einstellen, nach der Operation Miederhosen, Stützstrümpfe oder Bandagen zu tragen, und zwar Tag und Nacht. Nur so lässt sich vermeiden, dass in den entstandenen Hohlräumen durch Blut, gelöstes Fett oder Gewebeflüssigkeit unerwünschte Narben entstehen, die das Ergebnis wesentlich beeinträchtigen können“, erklärt Dr. Alexandra Buschmann. 

Doch auch wenn die Wunden verheilt sind und das Ergebnis zufriedenstellend ausgefallen ist, sollte unbedingt auf einen gesunden Lebensstil geachtet werden. Denn hier sind sich alle Spezialisten einig: Für ein lang anhaltendes Ergebnis erfordert es  Disziplin, eine ausgewogene Ernährung und ausreichend Bewegung. Sonst kommt das Fett an anderer Stelle einfach wieder. 

Wie viel kosten die Eingriffe

Viele Kliniken und Praxen geben ihre Preise pauschal für bestimmte Bereiche des Körpers an. Kleinere Regionen wir Knie oder Kinn kosten ca. 1500 Euro. Das Absaugen von überschüssigem Fett an Hüften oder Rücken kostet zwischen 2500 und 3000 Euro, ein Eingriff am Bauch bewegt sich kostentechnisch zwischen 3000 und 3500 Euro. Dr. Hosseini rät, darauf zu achten, dass die Preise immer inklusive Beratung, Vor-und Nachversorgung sowie abgestimmt auf die Körperzone sind. „Im Ausland wird häufig auch gerne nach der Menge des Fetts abgerechnet, das entfernt wird. Das ist alles andere als sinnvoll, denn dann ist die Gefahr groß, dass mehr Fett entnommen wird, als eigentlich gesund ist.“ 

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Es muss nicht immer der Weg zum Schönheitschirurgen sein

Wann macht ein operativer Eingriff wirklich Sinn? Körpertherapeutin Gabriele Riess sieht den Zweifel am eigenen Körper kritisch, vor allem bei jungen Frauen: „Schon Grundschüler beschäftigen sich mit der Perfektion des Körpers. Den Begriff ,Fett‘ empfinden sie als schrecklich, sogar als beleidigend. Fett ist etwas, das wir nicht haben dürfen.“ Das Streben nach dem perfekten Körper sei also vor allem ein Problem unserer Gesellschaft. Vielen werde suggeriert, dass sie ihren Körper modellieren können, wie es ihnen gefällt. Laut Riess ist der Wahn zu Selbstoptimierung vor allem ein psychologisches Problem: „Als Therapeutin kann ich sagen, dass Menschen die Möglichkeiten von Operationen auch nutzen, um Kontrolle über ihren Körper zu bekommen. Man muss verstehen, dass das keine Lösung für das eigentliche Problem sein kann.“ Das eigentliche Problem sei dabei häufig Druck: Druck, perfekt zu sein, sexy, begehrenswert, den anderen zu gefallen. Ein Eingriff zur Optimierung mache deshalb vielleicht kurzfristig zufrieden, langfristig sollte aber jeder lernen, seine Körperwahrnehmung nicht dem gängigen Schönheitsideal zu unterwerfen. 

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Quellen

mit fachlicher Beratung von:
Dr. Massud Hosseini von der Praxisklinik für Plastische und Ästhetische Chirurgie Kö Aesthetics, in Düsseldorf
Dr. med. Riccardo Giunta, ehemaliger Präsident der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC);
Dr. Alexandra Buschmann, plastische Chirurgin in Berlin.

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