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Interview mit der „schönsten Oma Deutschlands“

Würden Sie sich noch mal nackt zeigen, Iris Berben?

Iris Berben
Schauspielerin mit Leidenschaft: Auch mit 69 Jahren denkt Iris Berben noch lange nicht ans Aufhören. Foto: Getty Images
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STYLEBOOK Redaktion

18.03.2016, 16:08 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten

Ihr Gesicht dürfte in Deutschland fast bekannter sein, als das von Bundeskanzlerin Angela Merkel. Jetzt ist Iris Berben (65), zweifache Großmutter, in eine weitere Rolle geschlüpft: als Markenbotschafterin für L’Oréal. Im STYLEBOOK-Interview spricht die „Schönste Frau Deutschlands“, „Die erotischste Frau Deutschlands“, „Die Grande Dame des deutschen Films“ über überholte Schönheitsklischees im Alter, ihre schlimmsten Mode-Momente und ihre Vorliebe für simple Küchenarbeiten.

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STYLEBOOK.de: Frau Berben, wie geschmeichelt fühlen Sie sich, mit 65 Jahren noch mal als Kosmetik-Model für L’Oréal durchzustarten?
Iris Berben: „Geschmeichelt ist nicht das richtige Wort. Ich war zuerst ziemlich erstaunt, mich in meinem Alter zu fragen. Ich habe mich gefreut und gleichzeitig gedacht ‚das ist richtig‘. Schließlich hat der Markt das Alter viele Jahre ausgespart und sich auf Jugendlichkeit fokussiert. Deshalb habe ich auch keine Sekunde gezögert, ja zu sagen. Natürlich auch, weil zu L’Oréal jeder eine Verbindung hat. Das Haarspray hat man ja schon in den 60ern und 70ern benutzt. Und außerdem stehe ich plötzlich in einer Reihe mit so tollen Frauen wie Helen Mirren, Jane Fonda, Julianne Moore und der von mir so heiß geliebten Susan Sarandon als Botschafterin für L’Oréal.“

Susan Sarandon ist ein gutes Stichwort. Es gab etwas Aufregung wegen ihres Outfits bei den diesjährigen Golden Globes. Viele waren der Meinung, sie war für ihr Alter unangemessen gekleidet. Für Frauen ab 60 gibt es schließlich angeblich gewisse Mode-Regeln. Wollen wir mal einige durchgehen?
Iris Berben: „Ja gerne. Ich halte mich bestimmt auch nicht daran!“

Kein Dekolleté zeigen!
Iris Berben: „Doch.“

Auf keinen Fall schulterfrei!
Iris Berben: „Ein absolutes No-Go, ich weiß! Ich find’s herrlich.“

Keine Miniröcke tragen!
Iris Berben: „Kann man sicher machen. Ich fühle mich nicht wohl damit. Das habe ich mich aber auch schon mit 30 nicht. Irgendwie fand ich es immer cooler, wenn der Rock ein bisschen übers Knie geht. So wie bei Carine Roitfeld.“

Graue Haare bitte überfärben!
Iris Berben: „Ja, da muss ich Ihnen sagen, ich färbe auch, weil ich leider ein schmutziges Grau habe. Aber ich finde überhaupt nicht, dass Grau alt macht. Ich sehe das als kraftvolles Statement. Also, nein, auch dieses No-Go gilt nicht.“

Keine jüngeren Partner!
Iris Berben: „Ha, auch dieses Klischee erfülle ich. 10 Jahre bin ich älter.“ (Iris Berben ist seit 2007 mit dem Stuntman Heiko Kiesow liiert, Anm. d. Red.)

Es ist also völlig überflüssig, sich darüber aufzuregen?
Iris Berben: „Ich denke, das sind so Regeln aus einer Zeit, wo ich sage ‚ach danke, nee‘. So viel Selbstbewusstsein habe ich. Ich erinnere mich noch gut, was es für einen Aufschrei gab, als ich mal bei einer Gala im Abendkleid auf der Bühne stand und meine Brille rausgeholt habe, weil ich einen Text ablesen musste.“

Wann war das?
Iris Berben: „Das ist 15 oder 20 Jahre her. Danach sind Leute auf mich zugekommen, haben mir gratuliert und gesagt ‚Das war das Mutigste, was ich jemals gesehen habe.‘ Andere hätten sich wahrscheinlich Kontaktlinsen eingesetzt. Aber ich sage ‚Nee, wozu, ich brauche halt eine Brille.‘ Über ein paar Dinge versuche ich mich hinwegzusetzen.“

Lassen Sie uns doch mal in Ihrem modischen Fotoalbum zurückblättern. Gibt’s da bei Iris Berben „Mädel wie sahst du aus?“-Momente?
Iris Berben: „Ja die gesamten 80er!“

Was war damals so schlimm?
Iris Berben: „Meine Haare. Das möchten Sie nicht sehen. Stichwort Dauerwelle. Naja und dann diese super breiten Schultern. Furchtbar.“

Gibt es etwas, was sie an Ihrem Körper besonders mögen?
Iris Berben: „Ich mag meine Hände. Ich mag auch meinen komischen schiefen Mund mit den schiefen Zähnen. Als junges Mädchen riet man mir immer, dass, wenn ich im Film weitermachen will, meine Zähne richten lassen soll. Sie stehen kreuz und quer. Aber man muss nur lange genug warten. Irgendwann wird es dein Markenzeichen.“

Und was mögen Sie gar nicht an sich?
Iris Berben: „Es gibt nichts, was ich gar nicht mag. Ich mag nicht, dass mir meine Füße mittlerweile so wehtun, wenn ich eine halbe Stunde auf zehn oder zwölf Zentimeter hohen Absätzen unterwegs bin. Früher hatte ich das nicht. Das gebe ich zu. Es wird mühsam. Es wird anstrengend. Aber es gibt ja so tolle Alternativen“. (Tippt auf ihre weißen Slip-Ons mit polierter Metallsohle)

Ja, die sind Klasse. Wo haben Sie die her?
Iris Berben: „Miu Miu. Ich war in Paris für L’Oréal und habe einen schnellen Shoppingtrip gemacht, bis ich wieder zum Flughafen musste. Bei denen habe ich gedacht ‚Woah, das sind meine!‘“

Ah Paris ist toll. Rauchen Sie noch?
Iris Berben: „Ja.“

Jemals versucht aufzuhören?
Iris Berben: „Nein. Ich habe mal als junger Mensch extrem viel geraucht. Doch seit ca. 20 Jahren bin ich ein wirklicher Genussraucher. Ich rauche gerne abends zum Glas Wein. Früher habe ich geraucht, wenn ich nervös war. Heute rauche ich, wenn es mir richtig gut geht.“

Wenn man den Namen Iris Berben in den Mund nimmt, hört man immer gleich: Wie bleibt die nur so jung? Ihre Antwort?
Iris Berben: „Ich glaube, es hat damit zu tun, wie man auf Menschen wirkt. Ich bin ja immer ein bisschen erschrocken, dass andere vielmehr an meinem Alter teilnehmen als ich es selber tue. Schönheit ist doch keine Frage von Falten. Es hat doch vielmehr damit zu tun, wie du mit Menschen redest, wie du zuhörst, wie du interessiert bist an Dingen. Gucken wir doch auf Susan Sarandon. Man würde sie jetzt nicht als klassische Schönheit bezeichnen. Und trotzdem ist sie schön, weil sie so viel zu sagen hat. Sie ist präsent, sie lacht, sie ist komisch, sie hat Kraft, die ist auch schwach. Ich glaube, das ist das ganze Geheimnis. Wenn du ganz jung bist, kannst du sehr, sehr hübsch sein. Doch irgendwann musst du das mit Inhalt füllen, weil sonst wenig bleibt, was wirklich schön ist.“

L’Oréal ist nicht ihr erster Modeljob. Sie haben unter anderem mal Werbung für den Fernsehsender Premiere gemacht.
Iris Berben: „Ja, mein Lieblingswerbespot.“

Darin haben Sie mächtig mit ihrer Rolle als Sexsymbol kokettiert. Jeder konnte ihren Slip sehen. Ein genialer PR-Streich.
Iris Berben: „Das war doch Klasse, oder? Die erotischste Frau Deutschlands setzt sich dahin, breitbeinig, hässlich zurecht gemacht in diesem schrecklichen Kostümchen in einer schnöden Imbissbude. Da hat ja alles gegeneinander gearbeitet. Und alle haben sich mächtig aufgeregt und anfangs gar nicht kapiert, dass es Absicht war. Deswegen haben wir ja im zweiten Spot nachgelegt, wo ich dann gesagt habe ‚Ich weiß, liebe Zuschauer, es haben sich so viele über den letzten Spot aufgeregt, dass man mein Höschen sehen konnte. Diesmal hab ich gar keins an.‘ Übrigens habe ich mit dem Regisseur des Spots gerade wieder einen Film gemacht für ARTE und 3Sat, der kommt im nächsten Jahr, eine Shakespeare Adaption.“

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Manchmal sagen Sie also: „Scheiß, einfach darauf, wie ich auf andere wirke?“
Iris Berben: „Ja sicher! Das ist die Freiheit des Alters.“

Sind Sie überhaupt nicht eitel?
Iris Berben: „Doch, in meinem Beruf bin ich eitel. Ich möchte mit den Besten, ich möchte mit neuen, ich möchte mit kraftvollen Leuten zusammenarbeiten, die mich irgendwo auf einen Berg schicken, wo ich sage ‚Uff, ich glaube den schaffe ich nicht.‘“

Würden Sie sich noch mal nackt ausziehen für eine Rolle?
Iris Berben: „Wenn es für eine Rolle wichtig wäre und ich dem Regisseur und der Rolle vertraue, klar.“

Keine Angst vor den Überschriften?
Iris Berben: „Ach da wird man gelassener. Nur privat bin ich nach wie vor ungestüm, ich bin noch hektischer als früher, will alles noch schneller, noch mehr Leben. Aber es gibt Sachen, die mich nicht mehr so verunsichern. Mich nackt zu zeigen, würde ich dazu zählen.“

Ihr Vater war Koch, Sie selbst sind eine begnadete Köchin, Ihr Bolognese-Rezept hat es sogar in „DIE ZEIT“ geschafft…
Iris Berben: „Das ist das Lieblingsrezept meines Sohnes (Filmproduzent Oliver Berben wurde 1971 geboren, Anm. d. Red.). In der Zwischenzeit müssen es alle nachkochen.“

… was können Sie am besten in der Küche?
Iris Berben: „Zur Verwunderung aller hacke ich ganz leidenschaftlich stundenlang Zwiebeln, Knoblauch, Möhren, Staudensellerie und was es sonst so zu schneiden gibt.“

Sie wären also eine gute Küchenhilfe?
Iris Berben: „Verdammt ja, aber ich wäre lieber die Köchin.“

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