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Nachgefragt beim Dermatologen

Sind Enthaarungscremes eigentlich schädlich?

Enthaarungscreme verspricht eine gründliche und schmerzfreie Haarentfernung. Doch wie schädlich sind die enthaltenen Chemikalien?
Enthaarungscreme verspricht eine gründliche und schmerzfreie Haarentfernung. Doch wie schädlich sind die enthaltenen Chemikalien? Foto: Getty Images
Marie-Kristin Schmid

17.09.2023, 17:13 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Keine Lust auf schmerzhaftes Epilieren oder Waxing? Enthaarungscremes versprechen, lästige Härchen schonend und schmerzfrei zu entfernen. Der Haken: Die Produkte enthalten jede Menge Chemie. So stellt sich die Frage, wie schädlich diese Enthaarungsmethode eigentlich ist. STYLEBOOK befragte einen Dermatologen zu Anwendung, Wirkung und Risiken von Enthaarungscremes.

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Enthaarungscremes haben häufig keinen guten Ruf. Jedoch können sie gewiss den ein oder anderen Vorteil mit sich bringen. STYLEBOOK hat mit dem Dermatologen Dr. Christoph Liebich über die Haarentfernungsmethode gesprochen und weiß, welche Dinge man bei der Anwendung beachten sollte.

So funktioniert Enthaarungscreme

Bei Enthaarungscremes handelt es sich um eine Art der chemischen Haarentfernung. Die in den Cremes enthaltenen Wirkstoffe Thioglykolsäure und Natriumhydroxid – auch bekannt als Natronlauge oder Ätznatron – reagieren bei Kontakt mit der Haut und bewirken eine Auflösung der Haare. Zunächst sorgt das Natriumhydroxid dafür, dass der natürliche Säureschutzmantel der Haut durchbrochen wird. Anschließend dringt die Thioglykolsäure in die Proteinstrukturen, das sogenannte Keratin, der Haare ein und greift diese an. Die Folge: Die Härchen zerfallen, und es bleibt eine geleeartige Masse zurück, die mit einem Spatel abgeschabt und anschließend abgewaschen werden kann.

Wer schon einmal Enthaarungscreme benutzt hat, der dürfte den oftmals unangenehmen schwefeligen Geruch des Produkts kennen. In konzentrierter Form kann dieser sogar schädlich für die Atemwege sein. Laut Kosmetikmittelverordnung dürfen Enthaarungscremes jedoch nur bis zu 5 Prozent Thioglykolsäure enthalten, weshalb das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) zu dem Schluss kommt, dass durch das Einatmen von Thioglykolsäure kein Risiko auf Reizung der Atemwege besteht. Nichtsdestotrotz sollte man sich darüber bewusst sein, dass es sich bei den Inhaltsstoffen von Enthaarungscremes um stark alkalische Substanzen handelt.

Ist Enthaarungscreme schädlich?

Auf Nachfrage von STYLEBOOK erklärt Dr. Christoph Liebich, dass von Enthaarungscremes aus dermatologischer Sicht grundsätzlich keine Risiken ausgehen. Voraussetzung dafür sei natürlich die fachgerechte Anwendung der Produkte. So empfiehlt auch das Bundesinstitut für Risikobewertung in einer Stellungnahme, dass Enthaarungscremes immer entsprechend der Hinweise auf dem Beipackzettel anzuwenden seien. Außerdem sollte Enthaarungscreme niemals zu großflächig aufgetragen werden, da das Produkt darauf nicht ausgerichtet sei. Dabei stellt sich allerdings die Frage, wie dies bei größeren Körperarealen wie den Beinen umzusetzen ist. Bei nicht sachgerechter Anwendung drohen laut Untersuchungen des BfR „in seltenen Fällen leichte bis mittelschwere Hautreizungen“.

Dies bestätigt auch Dr. Liebich: „In vereinzelten Fällen kann es zu Hautreizungen kommen, auch Allergien sind grundsätzlich möglich.“ Die Regel seien solche Fälle aber nicht, weshalb der Dermatologe Enthaarungscremes als nicht bedenklich einstuft. Einzig Frauen mit sehr empfindlicher Haut oder Neurodermitis rät der Facharzt von der Anwendung entsprechender Produkte ab, da sie die Haut zu stark reizen könnten. Außerdem sei darauf zu achten, dass Enthaarungscremes nicht mit den Schleimhäuten in Berührung kommen, ergänzt der Experte.

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Die richtige Anwendung in drei Schritten

Vor der ersten Anwendung empfiehlt Dr. Liebich, das Produkt zunächst auf einem kleinen Hautareal – etwa am Handgelenk oder in der Armbeuge – zu testen, um mögliche Unverträglichkeiten oder Kontaktallergien auszuschließen. Treten keine Beschwerden auf, kann die Enthaarungscreme angewendet werden:

  1. Zunächst trägt man das Produkt auf das saubere, trockene Hautareal auf und lässt sie einziehen. Die Dauer der Einwirkzeit variiert dabei von Hersteller zu Hersteller, deshalb immer den Beipackzettel lesen, um Hautirritationen zu vermeiden.
  2. Nach der Einwirkzeit (in der Regel zwischen drei und zehn Minuten) wird die geleeartige Masse mit einem Spatel abgetragen, Cremerückstände gründlich mit Wasser abgewaschen.
  3. Im Anschluss an die Enthaarung sollte die Haut gepflegt werden. Dr. Liebich empfiehlt hierfür eine auf die eigenen Hautbedürfnisse angepasste Pflege – bei trockener Haut eher zu fettenden, mit Lipiden versetzten Cremes greifen, bei öliger Haut lieber auf leichte Substanzen setzen.

Anwendungsbereiche von Enthaarungscreme

Grundsätzlich seien laut Dr. Liebich alle Hautareale mit Enthaarungscreme behandelbar, dennoch ist es aufgrund der aggressiv wirkenden chemischen Inhaltsstoffe ratsam, Enthaarungscreme eher an unempfindlichen Körperstellen anzuwenden. So eignet sich die Anwendung etwa für die Beine oder Arme, je nach Empfindlichkeit der Haut auch für die Achseln. Bei der Anwendung im Intimbereich ist Vorsicht geboten – der Hinweis für eine entsprechende Anwendung sollte explizit vom Hersteller angegeben sein, andernfalls lieber zu einer anderen Enthaarungsmethode wie der Rasur oder dem Waxing greifen.

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Wie lange hält das Ergebnis?

Die Enthaarungscreme beschädigt die Haarwurzel und das umliegende Hautareal nicht – das heißt allerdings auch, dass Haare schnell wieder nachwachsen. Schon nach zwei bis drei Tagen zeigen sich wieder erste Stoppeln, die Haarentfernung mit Enthaarungscreme hält also nur minimal länger als eine klassische Rasur. Wem diese Ergebnisse zu kurzlebig sind, dem empfiehlt Dr. Liebich abschließend eine Methode für die dauerhafte Haarentfernung, etwa einer IPL-Laserbehandlung. Nur damit sei ständig nachwachsenden Härchen langfristig beizukommen.

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Vor- und Nachteile von Enthaarungscreme

Vorteile

Im Gegensatz zu anderen Enthaarungsmethoden ist die Anwendung von Enthaarungscreme stets schmerzfrei. Rötungen und Pickelchen, die beispielsweise nach einer Rasur entstehen können, gibt es mit Enthaarungscreme nicht. Außerdem handelt es sich dabei um eine vergleichsweise günstige und schnelle Methode (im Gegensatz zum Lasern zum Beispiel). Viele Hersteller bieten zudem unterschiedliche Produkte für verschiedene Hauttypen an. So lässt sich die Enthaarung gut auf die eigenen Bedürfnisse anpassen.

Nachteile

Dennoch gilt es bei der Anwendung von Enthaarungscreme einige Dinge zu beachten. So kann man etwa nicht jede Enthaarungscreme, die für die Beine oder die Achseln geeignet ist, auch für die Bikinizone oder das Gesicht verwenden. Beim Kauf sollten Sie sich also immer genau durchlesen, für welche Körperstellen die Creme geeignet ist. Ansonsten kann es zu Irritationen kommen. Außerdem sollte man Enthaarungscreme nur auf gesunder, nicht bereits gereizter Haut anwenden. Einige Produkte können aufgrund der chemischen Zusammensetzung der Inhaltsstoffe außerdem einen unangenehmen Geruch aufweisen. Da der Effekt nicht so lange anhält wie beispielsweise nach dem Lasern, handelt es sich bei der Enthaarungscreme auch um eine weniger nachhaltige Enthaarungsmethode.

Quelle

Themen: Haarentfernung
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