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Expertinnen erklären

Darum geben wir oft mehr Geld aus als wir sollten – und wie wir damit aufhören können

Frau bekommt eine Einkaufstasche überreicht und grinst über beide Ohren
Wie gut es sich anfühlen kann, ein neues Lieblingsstück zu kaufen! Doch meist nur für eine kurze Zeit, vor allem, wenn der Preis eigentlich unser Budget übersteigt. Foto: Getty Images
Carmen Dörfler
Redakteurin STYLEBOOK

29.04.2024, 15:53 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Viele von uns kennen das: Am Ende des Geldes ist wieder so viel Monat übrig. Passiert uns das nur ab und an, kann man darüber noch lachen. Wird es aber ein Dauerzustand und unser Konto schreibt ständig rote Zahlen, kann es schwierig bis hin zu existenzbedrohend werden. Warum aber geben wir selbst dann noch zu viel Geld aus, wenn wir eigentlich keins haben? Das hat Carmen Dörfler eine Psychologin gefragt. Und klärt mit einer Finanzexpertin obendrein gleich die Frage, was wir dagegen tun können.

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Wir kennen es aus diversen Filmen, oft aber auch aus dem eigenen Leben: Wenn es uns nicht so gut geht, hilft – ganz klar – Shopping! Allerdings maximal bis zu dem Punkt, an dem es uns immer weniger gut geht, eben weil wir zu viel shoppen. Doch auch dann schleicht sich häufig der Gedanke ein, dass wir uns ja jetzt so lang zurückgehalten haben, dass wir uns jetzt doch mal was leisten können. Ein Teufelskreis. STYLEBOOK hat bei einer Psychologin nachgefragt, warum wir das tun und bei einer Finanzexpertin Tipps eingeholt, wie wir damit aufhören können.

Darum geben wir so gern Geld aus

„Geldausgeben ist eine Bedürfnisbefriedigung für uns. Häufig kompensieren wir so Gefühle und Emotionen, die uns gar nicht richtig bewusst sind“, erklärt Diplom-Psychologin Nicole Engel im Gespräch mit STYLEBOOK. Genau das mache eine solche Situation aber oft schlimmer: „Das Geld auszugeben, fühlt sich erstmal gut an. Beim Shoppen spring unser Belohnungssystem an und das Glückshormon Endorphin wird ausgeschüttet. Kurzfristig hat es also einen positiven Effekt.“ Das Glück sei oft jedoch nur von kurzer Dauer. Das sei vergleichbar mit einer Alkohol- oder Drogensucht: „Irgendwann ist die Reizschwelle erreicht und ich brauche immer mehr, um das Glücksgefühl zu erzeugen. Langfristig führt das dann häufig dazu, dass ich über meine finanziellen Grenzen gehe und dann die negativen Folgen bewusst zu spüren habe.“

Doch selbst hier können sich einige von uns noch beruhigen – oder eher austricksen, weiß die Psychologin. „Manche geben dann erst recht mehr Geld aus, weil sie nicht so richtig wahrhaben wollen, dass ein Shoppingtrip eigentlich nicht drin ist.“ Oft stecke dahinter ein „Darauf kommt’s jetzt auch nicht mehr an“-Denken. „Beim Geld ausgeben ist es dann ähnlich wie beim Körpergewicht. Wer abnehmen will und irgendwann denkt, ‚Ach, jetzt wiege ich eh schon zu viel, da ist das Stück Schokolade auch schon egal‘ hat im Endeffekt ein bisschen resigniert.“

Die wirklich schlechte Nachricht daran: Unser Gehirn gewöhnt sich an das Verhalten. „Die neuronalen Bahnen im Gehirn werden ausgebaut und verbinden Geld ausgeben dann mit dem Entfernen eines unguten Gefühls.“

Wie schaffen wir es, weniger Geld auszugeben?

Was aber können wir gegen unser Verhalten machen? Wichtig sei es, uns unser Verhalten erst einmal bewusst zu machen, erklärt die Psychologin. „Fragen Sie sich beim Shoppen immer, aus welchen Gründen Sie jetzt Geld ausgeben möchten. Gerade Online-Shopping macht das Geld ausgeben viel einfacher und verlockender. Nehmen Sie sich einen Moment Zeit zum Nachdenken, bevor Sie auf den Bezahlen-Button klicken.“

Stellt sich heraus, dass Sie das Stück des Begehrens wirklich nicht brauchen, sondern kaufen wollen, um sich besser zu fühlen, hat die Psychologin auch einen Tipp: „Suchen Sie sich eine alternative Verhaltensweise, die weniger kostspielig ist. Das kann ein Telefonat mit einer lieben Person sein oder ein kurzer Spaziergang, alles, was Ihnen guttut und kein Geld kostet.“

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Das sind die Tipps der Finanzexpertin

1. Nie beim ersten Mal kaufen, vor allem nicht auf Social Media

Sich erst einmal Zeit zu nehmen, bevor Sie Geld ausgeben, rät auch die Finanzexpertin. Franziska von Klasse 36 hat einen Praxistipp, an den sie sich selbst vor allem beim Scrollen durch Social-Media-Plattformen hält: „Ich kaufe nie beim ersten Mal. Wenn mir zum Beispiel bei Instagram eine Werbung angezeigt wird, scrolle ich weiter, selbst wenn ich denke ‚Das brauche ich‘. Da der Algorithmus ja gut ist, sehe ich die Werbung sicher wieder. Wenn ich das beworbene Produkt beim dritten, vierten Mal immer noch will oder brauche, kann ich es dann immer noch kaufen.“

2. Ein 3-Konten-Modell einführen

Außerdem rät die Expertin zu einem Kontenmodell. „Für den Anfang reichen drei verschiedene Konten: ein Haushaltskonto, ein Rücklagenkonto und ein Spaßkonto. Hier werden zum Anfang des Monats feste Beträge eingezahlt und dann für den entsprechenden Nutzen gebraucht – und eben nur dafür.“ Wichtig sei es, direkt am Anfang des Monats das eingehende Geld auf die Konten zu verteilen, denn laut Franziska „bleibt am Monatsende einfach nichts übrig, weil wir unsere Ausgaben immer unseren Einnahmen anpassen – oder sie sogar überschreiten.“

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3. Auf die Kreditkarte verzichten oder nur für Notfälle reservieren

Eine weitere finanzielle Falle, die viele von uns sich selbst stellen, ist die Kreditkarte. „Bei Kreditkarten gibt es oft einen sehr hohen oder gar keinen Budgetrahmen. Hier wird Geld ausgegeben, das nicht das eigene ist – vorerst. Die meisten Klientinnen, mit denen wir bei Klasse 36 arbeiten, landen dadurch in der Verschuldung.“ Eine Kreditkarte erfordert also ein diszipliniertes Ausgabeverhalten. Verzichten Sie ansonsten lieber darauf oder nutzen Sie sie nur für Notfälle, wirkliche Notfälle.

4. Finanzen und langfristige Ziele im Blick behalten

Eine gute Idee sei es auch, die eigenen Finanzen im Blick zu behalten. „Mit entsprechenden Apps können Sie jederzeit Ihren Kontostand einsehen und so auch Ihr Ausgabeverhalten tracken. Auch Apps, die als Haushaltsbuch fungieren, können sinnvoll sein – vorausgesetzt, man führt sie gewissenhaft.“ Die Expertin gibt zu: „Ich bin zu faul dafür, also bringt mir das auch nichts. Hingegen hilft es mir, wenn ich mein Geld sehe. Nicht unbedingt in Form von Bargeldstapeln, sondern in meiner App. Wenn ich sehen kann, dass der Betrag auf dem Rücklagenkonto immer größer wird, motiviert mich das und ich verkneife mir gern mal den Kauf des zehnten Paars Ohrringe und kann mir nächstes Jahr dann die Chanel-Tasche kaufen.“

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Wir sind so viel mehr als ein neues Kleidungsstück

Wie Sie am besten Geld ausgeben oder eben nicht ausgeben, ist also auch individuell unterschiedlich. Wichtig sei es jedoch, so Franziska „die Motivation und den Spaß daran zu finden, sich mit Geld zu beschäftigen, um gegebenenfalls aus der Schuldenfalle herauszukommen und sich auch mal coole Dinge kaufen zu können.“

Denn letztlich macht uns das zwanzigste T-Shirt nicht glücklich, auch wenn es zuerst den Eindruck macht. Psychologin Nicole Engel erinnert uns daran, dass unser Wert nicht von unserem Äußeren abhängt: „Sie bekommen Komplimente nicht nur für neue Kleidung oder neue Accessoires, sondern für Ihre Art und Ihr Wesen.“ Und Charakter kann man bekanntlich nicht kaufen – egal, wie viel Geld wir ausgeben.

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