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Meinung

Es reicht! Der Y2K-Fashion-Trend sieht einfach nicht gut aus 

Nicole Richie und Paris Hilton bei The Simple Life 2
„Wer hat sich diese Looks angesehen und gedacht, ‘Yeah, das machen wir NOCH EINMAL‘?!“ Das fragt sich unsere STYLEBOOK-Redakteurin zum Y2K-Fashion-Trend. Foto: Getty Images
Carmen Dörfler
Redakteurin STYLEBOOK

12.12.2022, 18:24 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Die 2020er hätten so viel Potential gehabt. Modisch gesehen. Es wäre der ideale Zeitpunkt gewesen, um die Goldenen Zwanziger wieder aufleben zu lassen. Stattdessen hat sich die Modewelt für die Fehltritte der 2000er entschieden. Nachdem Katie Holmes nun mit Minikleid über Jeans auf dem roten Teppich aufgetaucht ist, ist der Höhepunkt des schlechten Geschmacks erreicht, findet unsere STYLEBOOK-Redakteurin.

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Verstehen Sie mich bitte nicht falsch. Ich bin der Meinung, dass jede Person anziehen sollte, was ihr gefällt. Khaki-Hosen, Zebra Print oder alles in der Farbe Sonnengelb – nicht mein Geschmack, aber wenn sich andere darin wohlfühlen, wer bin ich zu urteilen? Ein Trend, den ich allerdings einfach nicht nachvollziehen kann, ist der Y2K-Fashion-Trend. Warum sich Menschen, vor allem auch erwachsene Menschen, in die modischen Fehltritte der 00er-Jahre hüllen, bleibt mir ein Rätsel.

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Auf meinen Look in den 2000ern war ich sehr stolz

Besonders, da deren Ursprung erst rund 20 Jahre zurückliegt, wodurch viele von uns schon beim ersten Hype live dabei waren. Und damals sicherlich mit vollem Einsatz. Ich auch! In meiner frühen Jugend habe ich Tattoo-Halsketten getragen, bauchfreie Neckholder-Tops und ein Ensemble aus einer lilafarbenen Kunstlederhose und passender Jacke mit sehr auffälligem Schlangenprint, auf das ich besonders stolz war. Und es auch heute noch bin. Für Anfang der 2000er war das in meiner Umgebung ein gewagtes Fashion-Statement und ich bereue nichts! Damals fühlte ich mich ungeheuer cool und heute bieten die Fotos von damals Anlass zu intensiven Lachanfällen und das ist ganz wunderbar. Ich habe mich ausprobiert und konnte einen eigenen Stil entwickeln.

Deswegen habe ich auch vollstes Verständnis für heutige Teenager, die den Y2K-Trend feiern. Da Gen Z zu Beginn der 2000er geboren wurde, hat sie den Trend damals nicht bewusst mitbekommen und tut jetzt dasselbe, wie Teenager vor 20 Jahren auch. Sie probieren sich aus und finden einen Stil, der zu ihnen passt (im Idealfall). Dabei sind Fehlgriffe notwendig, und in einigen Jahren amüsant.

Retro-Trend Y2K bringt Sicherheit und Nostalgie

Das ist wohl auch eine Rechtfertigung für den Y2K-Trend, Amüsement. Als jüngster Retro-Look der Fashiongeschichte bringt der Y2K-Trend mit seinen schrillen, bunten Looks Abwechslung und vor allem Spaß in den Kleiderschrank. Spaß, den viele gerade nach den Wirren der letzten Jahre gut gebrauchen können. Noch dazu bietet der nostalgische Trend eine Fluchtmöglichkeit aus dem Alltag. Gerade wenn dieser zu verworren, belastend oder schwierig ist, wie aktuell durch den Krieg in der Ukraine oder der Corona-Pandemie, bringt Altbewährtes Sicherheit und versetzt uns zurück in eine Zeit, in der häufig das größte Problem war, noch ein Paar der begehrten Buffalo-Schuhe mit dem Plateauabsatz zu ergattern.

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Nostalgie kann ich nachvollziehen. Auch das Bedürfnis nach Sicherheit und die modische Selbstfindung. Aber sich dafür als erwachsener Mensch, der das alles schon einmal durchgemacht hat, modisch wieder an diesem Jahrzehnt der Fehlgriffe orientieren, muss doch nicht sein. Jogginganzüge aus Samt mit Strasssteinchen, zu tief sitzende Jeans mit Reißverschluss hinten (!), Bandeau-Tops mit durchsichtigen BH-Trägern, klobige Schuhe, Bandanas – einfach nur Nein. Meinen persönlichen Stylingtiefpunkt hat nun jedoch Katie Holmes aufgetragen: den schaurigen Minikleid-über-Jeans-Look.

Vor rund 20 Jahren war das ein „stylisher“ Look. Jessica Alba, Anne Hathaway und viele andere sind so bei öffentlichen Veranstaltungen erschienen. Auch auf den Schulfluren und Straßen gehörte dieser Trend damals dazu. Das macht ihn rückblickend allerdings nicht schöner. Dass sich Katie Holmes nun dafür entschieden hat, genau diesen Look zurückzubringen, ist mehr als bedauerlich.

Schon das dunkelblaue, trägerlose Minikleid, das die 48-jährige Schauspielerin auf dem roten Teppich zum Jingle Ball Concert in New York trug, könnte so auch direkt aus den 2000ern stammen. Der eigenwillige Ausschnitt, der Brustbereich, den eine Art Schleife „ziert“ und der angedeutete Ballonschnitt sind schon schlimm genug. Das Ganze nun noch mit einer ausgefransten Basic-Jeans und schwarzen Sneakern zu kombinieren, ist hoffentlich der traurige Höhepunkt des Y2K-Trends, nach dem es damit abwärts und für die Modegeschichte wieder aufwärts geht.

Katie Holmes im Kleid-über-Jeans-Look – und das in 2022
Katie Holmes im Kleid-über-Jeans-Look – und das in 2022 Foto: Getty Images
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Die Goldenen Zwanziger wären der ideale Trend für 2020er gewesen

Gegenentwürfe gäbe es doch genug! Denn welche Zeit wäre besser geeignet gewesen, um die modischen Schönheiten der 1920er wiederzubeleben?! Flapper Dresses, lässige Kostüme, auffällige Hüte, Federboas, Glitzer, Glanz, Glamour – ein Zeitalter der modischen Extravaganz! Diese pro Jahrtausend nur einmal vorkommende Möglichkeit verstreichen zu lassen, ist für mich unverzeihlich. Denn auch die Goldenen Zwanziger hätten das Lebensgefühl ausgedrückt, das viele in Y2K sehen: Freiheit, Leichtigkeit, Selbstbestimmung. Lieber hätte ich Menschen auf den Straßen und in Restaurants und Büros gesehen, die an Stil-Ikonen wie Josephine Baker, Coco Chanel oder Kiki de Montparnasse erinnern als an Paris Hilton oder Nicole Richie zu „The Simple Life“-Zeiten.

Doch wie es mit Trends eben so ist: Man kann sie mitmachen, muss aber nicht. Also lasse ich all diejenigen, die darin Spaß und Erfüllung finden, genau das tun, während ich mich weiter fern von Y2K halte und mich an einem weiteren Charakteristikum von Trends festhalte: Sie gehen vorbei.

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