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Experten-Interview

Warum flache Schuhe ungesund sein können

Sind flache Schuhe ungesund?
Sind flache Schuhe wirklich ungesund? Foto: Getty Images
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STYLEBOOK Redaktion

20.11.2023, 19:52 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Sneaker, Flip-Flops und Sandalen – flache Schuhe werden mittlerweile zu allem kombiniert. Auch deshalb, weil High Heels wegen ihrer schädlichen Auswirkungen auf die Fuß-Gesundheit in Verruf geraten sind. Doch was viele nicht wissen: Auch flache Schuhe können ungesund sein. STYLEBOOK klärt auf.

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High Heels sehen gut aus, sind aber nicht unbedingt gut für die Füße. Aber auch flache Schuhe können ungesund sein. Grundsätzlich gilt aber, dass sich die Probleme nicht einfach pauschalisieren lassen, da jeder eine ganz individuelle Fußstellung und gesundheitliche Voraussetzung hat. „Wer eine gute Fußstatik und auch eine gute Fußmuskulatur hat, hat weniger Probleme mit flachen Schuhen. Viele Menschen haben allerdings eine Fehlstellung. Bieten die Schuhe keinen Halt, kommt es zu Überlastungen im Fuß, eben auch bei flachen Schuhen“, so Dr. Mathias Schettle, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, vom Marianowicz Medizin Zentrum in München. Er rät deshalb, bei Schmerzen oder Haltungsschäden immer einen Orthopäden aufzusuchen.

Flache Schuhe begünstigen Infektionen

Flache Schuhe, wie Ballerinas, sind oftmals schmal und filigran geschnitten. Nicht zuletzt, um ihrem Namen gerecht zu werden. Das Problem: Die Zehen werden eng zusammengepresst, wodurch sie aneinander reiben und extrem schwitzen. Somit besteht, abgesehen von schmerzenden Blasen, auch die Gefahr für Infektionen. Daher sollte unbedingt darauf geachtet werden, dass der ganze Fuß gut atmen kann.

Zehen können sich verformen

Orthopäden warnen seit Jahren vor Flip-Flops als tägliches Schuhwerk in den Sommermonaten. Dadurch, dass die Schuhe bloß an dünnen Riemen über dem Vorderfuß hängen, müssen die Füße sie beim Gehen festhalten. Die Zehen krallen sich dabei zusammen. Das kann auf Dauer zu Fehlstellungen führen. Hinzu kommt, dass sich die Füße beim Laufen nicht normal abrollen können. Wegen der fehlenden Dämpfung der flachen Schuhe können die Gelenke Schaden nehmen, so die Forscher. So können zum Beispiel Knieschmerzen die Folge zu häufigen Flip-Flop Gebrauchs sein.

Flache Schuhe geben keinen Halt

Ja, auch flache Schuhe können ungesund sein – auch Sneaker. Keine Angst, wir reden hier nicht von Hightech-Fitness-Turnschuhen, die mit ausreichend Dämpfung und gutem Fußbett für optimalen Halt und Support sorgen. Gemeint sind trendige Turnschuhe (z. B. Chucks oder Vans) mit flacher und extrem flexibler Gummisohle, die keinen Halt geben und alles andere als gesund sind. Ähnlich wie Ballerinas unterstützen auch sie mit extrem flachen Sohlen nicht die natürliche Form des Fußes, die Belastung wird hauptsächlich auf die Ferse verlagert und nicht auf Mittelfuß und Knöchel, was ideal wäre.

Schmerzen beim Laufen bis hin zu Plantarfasziitis

Ganz flache Schuhe, wie z. B. Ballerinas oder Schnürer, unterstützen das natürliche Gewölbe der Füße nicht, weshalb diese beim Gehen doppelt so viel arbeiten müssen. Die fehlende Dämpfung bei Flats kann zu Schmerzen im Fußgewölbe, Entzündungen der Knochenhaut im Schienbein und zu rissigen Fersen führen. Auch langfristige Haltungsschäden sind die Ursache flacher, harter Sohlen. Gerade ab einem gewissen Alter kann die Überbelastung zu Rissen und Entzündungen, wie die Plantarfasziitis führen. Diese ist eine Erkrankung der Sehnenplatte, die starke Schmerzen an der Fußsohle, insbesondere an der Ferse auslöst.

Die Ursache erklärt Dr. Schettle wie folgt: „Eine entzündete Sehnenplatte ist meist die Folge einer Überbelastung. Der Skelettaufbau der Füße ist sehr komplex. Werden beim Gehen aufgrund von Fehlstellungen manche Stellen zu sehr belastet, kommt es zu besagter Entzündung.“ Besonders durch flache Schuhe entsteht eine permanente Überbelastung der Fersenpartie, da das Körpergewicht nicht mehr gleichmäßig verteilt ist, sondern nur von der Ferse aufgefangen wird.

Auch interessant: 7 Tipps gegen schmerzende Füße in High Heels  

Flip-Flops verursachen Rücken-, Hüft- und Knieprobleme

Flip-Flops eilt in Sachen Bequemlichkeit ein guter Ruf voraus. Dabei sind die flachen Gummi-Schuhe für den menschlichen Fuß so schädlich wie fast kein anderer Schuh. Auf die Frage warum erklärt Dr. Schettle: „Genau wie auch bei Ballerinas hat der Fuß in Flip-Flops keinen Halt. Die natürliche Fußform wird nicht gestützt, wodurch nicht nur das Verletzungsrisiko, etwa durch Umknicken auf unebenem Untergrund, steigt. Hat der Träger eine Fehlstellung wird, diese nur noch mehr gefördert. Auf Dauer ist das nicht nur schädlich für die Füße, sondern auch für die Beine, die Hüfte und sogar den unteren Rücken.“

Plattfüße durch flache Schuhe

Dass sehr flache Schuhe, wie Flip-Flops oder Sneaker keinen optimalen Halt geben und somit ungesund sind, wissen wir bereits. Das kann dazu führen, dass die Füße beim Laufen nach innen kippen, oder dass die Wölbung zwischen Ferse und Ballen einsinkt. Der altbekannte Plattfuß ist die Folge. Durch diesen wiederum ist der Fuß weniger belastbar. So kann gehen und stehen nach einiger Zeit schmerzen. Die Schmerzen treten dabei hauptsächlich bei der Innenseite der Füße und am Rückfuß auf.

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Für Fans von flachen Schuhen rät der Experte:

Es kommt auf die Höhe an

Keine Sorge, nicht alle flachen Schuhe sind ungesund. Eine Absatzhöhe von zwei Zentimetern soll die optimale Voraussetzung für einen gesunden Schuh sein. Wichtig: Der Absatz sollte nicht die magische Grenze von drei Zentimetern überschreiten. So entsteht eine perfekte Gewichtsverteilung auf Vorder- und Hinterfuß.

Schuhe regelmäßig wechseln

Dr. Schettle empfiehlt, Schuhe regelmäßig zu wechseln – nicht nur die Höhe zu ändern, sondern auch das Modell. Im Idealfall gewöhnt sich der Fuß nicht an einen bestimmten Schuh und die Belastung findet täglich auf unterschiedliche Weise statt. Das kann Fehlstellungen durch flache Schuhe zumindest vorbeugen.

Fußmuskulatur stärken

Der Experte empfiehlt, neben den richtigen Schuhen, auch die Fußmuskulatur zu stärken: „Eine mangelnde Muskulatur in den Füßen ist der häufigste Grund für Fehlstellungen. Barfuß laufen ist sehr gut. Voraussetzung ist ein weicher Untergrund, wie ein Sandstrand oder eine Wiese.“ Die Füße müssen die Unebenheit sanft ausgleichen, was die Muskeln optimal trainiert.

Schmerzlinderung und -vorbeugung

Sollten Sie bereits eine Diagnose bekommen oder Schmerzen beim Gehen haben, empfiehlt Dr. Schettle in jedem Fall eine individuell angepasste, orthopädische Einlage. „Die Fehlstellung korrigieren kann man nicht mehr, aber zumindest vermeiden, dass sie sich weiter ausprägt“, so der Orthopäde. Kleinere Wehwehchen, wie brennende Ballen oder ein Herausrutschen der Ferse aus Schuhen, können Sie mit gepolsterten Gummisohlen, handelsüblichen Einlagen oder Gel-Pads stillen.

Maßschuhe

Klingt dekadent, ist aber auf Dauer nicht nur gesünder, sondern zahlt sich über die Jahre gerechnet auch aus: ein Paar maßangefertigte flache Schuhe. Zugegeben, die Investition von circa 2.000 Euro (Folgepaare sind günstiger, weil man die Leisten nur einmal anfertigen muss) und mehr klingt erst einmal happig. Aber: Bei einem maßangefertigten Schuh kann man jedes Detail selbst bestimmen und man bekommt langjährige, treue Begleiter für die Füße, die optimal passen.

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