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19-jährige Saskia von Bargen

Transfrau im Finale von „Miss Germany“

Saskia von Bargen
Saskia von Bargen will „Miss Germany“ werden. Wenn sie es schafft, wäre sie die erste Transfrau mit dieser Schärpe. Foto: picture alliance/dpa | Sina Schuldt
Carmen Dörfler
Redakteurin STYLEBOOK

01.03.2023, 12:53 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

„Miss Germany“ ist nicht mehr Bikini und Modelmaße. „Miss Germany“ soll nun eine Frau sein, die andere inspiriert. Und das könnte Saskia von Bargen sein. Die 19-Jährige aus Niedersachsen hat sich für die Wahl beworben, um das Thema Transgender nahbarer zu machen. Damit kennt sie sich gut aus, denn die 19-Jährige wurde bei ihrer Geburt dem männlichen Geschlecht zugeschrieben. Jetzt steht sie im Finale der Miss-Wahl. Ihre ganze, spannende Geschichte lesen Sie bei STYLEBOOK.

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Wer bei „Miss Germany“ an schlanke Frauen in Bikinis denkt, hat weit gefehlt. Denn die Miss-Wahl hat ähnlich zu GNTM einen großen Wandel vollzogen. Inzwischen gehe es nicht mehr um Gewicht und Körpermaße, sondern um die Visionen, die die Frauen haben. Die Kandidatinnen sollen Vorbilder sein, etwas verändern wollen, eine Mission haben. Das hat Saskia von Bargen. Die diesjährige Teilnehmerin möchte ein neues Licht auf das Thema Transgender richten.

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Saskia wusste schon mit 5 Jahren, dass sie ein Mädchen ist

Bereits seit frühester Kindheit jedoch fühlt sich von Bargen mehr als Mädchen denn als Junge. „Meinen Eltern war schnell klar, dass das keine Phase ist“, erklärt sie. Mit elf Jahren nahm sie Hormonblocker, um nicht in die männliche Pubertät zu kommen. Mit 13 Jahren trifft sie die Entscheidung, als Frau zu leben und bekommt weibliche Hormone. Nach der Volljährigkeit unterzieht sie sich dann mehrerer geschlechtsangleichender Operationen. Zwölf, um genau zu sein. „Das war richtig heftig“, sagt sie, würde sich aber dennoch immer wieder dafür entscheiden.

Nun möchte sie mit ihrer Teilnahme an der „Miss Germany“-Wahl „meine Geschichte, meine Erfahrungen, meine Höhen und Tiefen mit euch teilen“, sagt sie im Video für die Wahl. Die Mission dahinter: Anderen Mut machen, sie selbst zu sein. Denn wie von Bargen betont: „Jeder einzelne von euch hat es verdient, akzeptiert zu werden und sich selber zu verwirklichen.“

Ihre Eltern hätten sie immer akzeptiert, in der Schule sei es nicht ganz so leicht gewesen

Akzeptanz hätte sie von ihren Eltern stets bekommen: „Ich selber habe eine wundervolle Kindheit dank meiner Eltern erleben können, die mich sehr stark geprägt hat. Unterstützung war immer da, ich durfte mich so entwickeln wie ich wollte, das war überhaupt nicht selbstverständlich, dass Eltern akzeptieren, dass ihr Kind mit Barbies anstatt mit Autos spielt und äußert im falschen Körper zu sein“, schreibt sie auf ihrem Instagram-Account.

In der Schule sei es nicht ganz so leicht gewesen. Während sie zu Hause und im Urlaub anziehen durfte, was sie wollte, rieten ihr ihre Eltern, in der Schule „Jungenkleidung“ zu tragen, um nicht gemobbt zu werden. In der weiterführenden Schule sei es jedoch nicht immer leicht gewesen. „Das grenzte schon an Mobbing“, erinnert sich die älteste von vier Schwestern aus Friedrichsfehn im niedersächsischen Ammerland. Jedoch hätten ihre Mitschüler das angenommen, als sie sich schließlich geoutet hatte. Pöbeleien oder Angriffe auf der Straße habe sie nie erleben müssen.

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Aussehen spiele bei „Miss Germany“ keine Rolle mehr

Bei „Miss Germany“ sieht sie sich als Botschafterin für Transgender. Bereits im vorherigen Jahr kam eine Transfrau bis ins Finale. Saskia hofft nun auf den Titel. Mit ihr im Finale stehen unter anderem auch eine Schornsteinfegerin, die sich für Frauen im Handwerk engagiert, sowie eine Hebamme, die ein Geburtszentrum gründen will. Wie die Frauen hinter der Mission aussehen, spielt beim Miss-Contest keine Rolle mehr. Denn die fast 100 Jahre bestehende „Miss Germany“-Wahl setzt seit 2019 auf innere statt äußere Werte. Das Motto der Wahl: „Schärpe trägt, wer bewegt“. Vor diesem Hintergrund sollen die Persönlichkeiten der Teilnehmerinnen in den Vordergrund gerückt werden, wie Jil Andert vom Unternehmen „Miss Germany Studios“ erklärt.

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Die Freiburger Soziologin Nina Degele hält das Format „Miss Germany“ trotzdem für überholt. Es sei ein „Aufwärmen von Überkommenem, das aus der Zeit gefallen ist“, betont sie. Dass die Miss-Wahlen immer noch Interesse wecken, erklärt sie sich so: „Es ändert sich viel und immer schneller, da sind Stabilitäts-Strohhalme für viele die letzte Rettung.“ Für die Professorin steht fest: „Das Format müsste abgeschafft und durch etwas gänzlich anderes ersetzt werden.“

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„Ich will aufklären, was es bedeutet, eine Transfrau zu sein“

Saskia von Bargen dagegen empfindet das Format als „perfekte Plattform“ für sich. „Ich will meine Geschichte erzählen“, sagt die 19-Jährige, die eine Ausbildung als Einzelhandelskauffrau in einem Modehaus macht. „Ich will Außenstehende darüber aufklären, was es bedeutet, eine Transfrau zu sein.“ Schafft sie es damit auf den ersten Platz, hat sie sich nicht nur unter laut Angaben des Unternehmens 15.000 Frauen durchgesetzt und darf den Titel „Miss Germany“ tragen, sondern erhält auch 25.000 Euro Fördergeld, um ihre „Mission“ zu unterstützen.

Quellen

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