Pille, Spritze, Vaginalring – hormonelle Verhütungsmittel sind auch ein Eingriff in einen in der Regel gesunden Hormonhaushalt. Deshalb sollte deren Anwendung genau mit der Ärztin oder dem Arzt des Vertrauens besprochen werden. Alter, Vorerkrankungen oder ein späterer Kinderwunsch spielen eine entscheidende Rolle bei der Wahl des richtigen Präparats. STYLEBOOK stellt die gängigsten Methoden vor und erklärt, welche sich für wen am besten eignet.
Übersicht
Hormonspirale als hormonelle Verhütungsmethode
Die Hormonspirale gehört in die Kategorie hormonelle Verhütung und wird von der Frauenärztin oder dem Frauenarzt direkt in die Gebärmutter eingesetzt, von wo aus sie das Hormon Levonorgestrel freisetzt. Dieses sorgt dafür, dass sich der Schleim im Gebärmutterhals verdickt, für Spermien gibt es kein Durchkommen mehr. Falls es doch eines schaffen sollte, verhindert die zu dünn aufgebaute Gebärmutterschleimhaut eine mögliche Einnistung.
Vorteile
Die abgegebene Hormonmenge ist minimal und daher gut verträglich. Dank der Wirkungsdauer von drei bis fünf Jahren muss sich die Anwenderin lange Zeit keine Gedanken über das Thema Verhütung machen. Meist bleibt die Blutung völlig aus, kommt es doch dazu, dann nur sehr schwach und schmerzfrei. Daneben ist die Spirale ein sehr sicheres Verhütungsmittel, der Pearl-Index liegt bei 0,16.
Nachteile
Wie bei allen hormonellen Verhütungsmitteln können Kopfschmerzen, sexuelle Unlust, Spannungsgefühle in den Brüsten oder nervöse Verstimmungen auftreten. In einigen wenigen Fällen stößt der Körper die Spirale wieder ab, da sie als Fremdkörper wahrgenommen wird. Vermehrt können Zysten und Hautunreinheiten auftreten, zudem gibt es Hinweise, dass das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken, leicht erhöht ist.
Für wen geeignet?
Für Frauen, die unter heftigen und sehr schmerzhaften Blutungen leiden, ist diese hormonelle Verhütungsmethode geeignet, nicht jedoch für Teenager.
Kosten
Zwischen 250 bis 400 Euro
Zum Pearl-Index: Je niedriger der Wert ist, desto sicherer die Methode: Liegt der Index bei 0,1, bedeutet das, dass von Hundert Frauen, die über ein Jahr die gleiche Verhütungsmethode nutzen, eine schwanger wird. Zum Vergleich: der Pearl-Index bei Kondomen liegt bei 2 bis 12.
Hormonstäbchen (Implanon)
Das Hormon- oder auch Verhütungsstäbchen ist vier Zentimeter lang und zwei Millimeter dünn. Auf der Innenseite des Oberarms unter die Haut eingelegt, bietet es für drei Jahre Verhütungsschutz. Wie bei der Spirale sorgt auch hier eine kontinuierlich abgegebene Hormonmenge dafür, dass der Gebärmutterhals durch den verdickten Schleimpfropf nicht passierbar ist. Zusätzlich wird der natürliche Eisprung unterdrückt.
Vorteile
Mit einem Pearl-Index von 0,0 bis 08 gehört das Hormonstäbchen zu den sichersten Verhütungsmethoden, Anwendungsfehler sind praktisch ausgeschlossen. In den meisten Fällen bleibt auch hier die Regelblutung komplett aus.
Nachteile
Bei dieser hormonellen Verhütung kann es häufig zu einer Gewichtszunahme von wenigen Kilos, depressiven Verstimmungen und sexueller Unlust kommen. Es kann zu Hautunreinheiten kommen, auch steigt das Risiko für Scheidentrockenheit und damit für vaginale Infektionen.
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Für wen geeignet?
Für all jene, die sich eine sichere, längerfristige hormonelle Verhütung wünschen und nicht jeden Tag an die Pille denken wollen. Auch für Frauen, die Pille oder Spirale nicht vertragen oder aus gesundheitlichen Gründen nicht anwenden dürfen, kann das Hormonstäbchen eine sinnvolle Alternative sein.
Kosten
ca. 300 Euro
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Dreimonatsspritze als hormonelle Verhütung
Daneben verhindert die Dreimonatsspritze durch das Hormon Medroxprogesteronacetat (MPA) den Eisprung und macht den Gebärmutterhals für Spermien undurchlässig. Dafür muss die Spritze alle drei Monate von einer medizinischen Fachkraft verabreicht werden. Der Verhütungsschutz beginnt ab der ersten Anwendung.
Vorteile
Sehr sicher, bei regelmäßiger Auffrischung liegt der Pearl-Index bei 0,2 bis 0,6 Prozent. Außerdem funktioniert diese hormonelle Verhütung ohne Fremdkörper, wie beispielsweise Spirale oder Stäbchen. Es kommt zu keiner Blutung, die meisten Frauen vertragen die Dreimonatsspritze gut.
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Nachteile
Es kann zur einer vorübergehenden Abnahme der Knochendichte kommen, die sich nach dem Absetzen wieder erholt. Bei Kinderwunsch kann sich das Wiedereintreten der Fruchtbarkeit um einige Monate verzögern. Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, Akne oder depressive Verstimmungen treten vergleichsweise häufig auf, ein abruptes Absetzen ist nicht möglich.
Für wen geeignet?
Frauen, die wegen Unverträglichkeit keine östrogenhaltigen Medikamente einnehmen dürfen, zudem kann bei all jenen, die unter einer leichten Endometriose oder Migräne leiden, eine Verbesserung auftreten. Zudem raten viele Ärzte erst zur Dreimonatsspitze als hormonelle Verhütungsmethode, wenn die Familienplanung sicher abgeschlossen ist. Für Teenager ist die Methode daher nicht geeignet.
Kosten dieser hormonellen Verhütung
30 Euro pro Spritze
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Vaginalring bzw. Verhütungsring
Der Vaginalring gehört zu den hormonellen Verhütungsmethoden und ist ein flexibler Plastikring, der wie die klassische Pille mit den Hormonen Östrogen und Gestagen versetzt ist. Dieser wird zusammengedrückt und so tief wie möglich mit der Hand in die Scheide eingeführt. Dort gibt er über drei Wochen Hormone ab, bis er zu Beginn der vierten Woche wieder herausgenommen wird. Nach einer siebentägigen Pause und einer damit verbundenen schwachen Blutung beginnt das Procedere von vorn.
Vorteile
Einfache Handhabung, die jede Frau selbst zu Hause erledigen kann, das Absetzen ist jeder Zeit möglich und bei häufigem Wechsel zwischen den Zeitzonen praktisch. Mit einem Pearl-Index von 0,4 gilt der Vaginalring als sehr sicher.
Nachteile
Liegt der Ring falsch, kann er beim Sex als störend empfunden werden. Auch von den bekannten Nebenwirkungen, die nahezu alle hormonellen Verhütungsmittel mit sich bringen, bleiben nicht alle Anwenderinnen verschont.
Für wen geeignet?
Für Frauen mit Magen-Darm-Beschwerden oder Essstörungen, die die Wirksamkeit der herkömmlichen Pille beeinträchtigen können.
Kosten
Zwischen 60 und 90 Euro
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Verhütungspflaster
Das Verhütungspflaster gibt die Hormone Östrogen und Gestagen schrittweise ab. Dafür wird das Pflaster einmal pro Woche an eine trockene und saubere Hautstelle angeklebt. In der vierten Woche wird pausiert, es tritt eine schwache und schmerzlose Blutung ein.
Vorteile dieser hormonellen Verhütung
Sehr einfache Anwendung, Erbrechen und Durchfall haben keinen Einfluss auf die Wirksamkeit. Bei häufigem Wechsel zwischen den Zeitzonen praktisch. Der Pearl-Index liegt bei 0,9.
Nachteile
Das Pflaster ist sichtbar und kann Hautreizungen verursachen, daneben kann es passieren, dass es unbemerkt abfällt oder verrutscht. Übelkeit, Schwindel, sexuelle Unlust, Spannungsgefühle in den Brüsten sowie Stimmungsschwankungen zählen zu den häufigsten Nebenwirkungen. Nicht geeignet für Frauen mit Übergewicht.
Für wen geeignet?
Ähnlich wie der Vaginalring eignet sich das Pflaster für Frauen, die unter Magen-Darm-Problemen oder einer Essstörung (Bulimie) leiden.
Kosten
ca. 40 Euro pro Monat
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Hormonelle Verhütung: Minipille
Die Minipille ist eine östrogenfreie Pille, die durchgängig – also ohne Pause für die Blutung – möglichst immer zur gleichen Tageszeit eingenommen wird. Die verhütende Wirkung erfolgt ausschließlich durch ein Gelbköperhormon (es sind zwei verschiedene in Verwendung: Desogestrel und Drospirenon), das – wie auch bei den anderen Präparaten – den Schleim in der Gebärmutter verfestigt, den Eisprung unterdrückt und es einer potenziell befruchteten Eizelle unmöglich macht, sich einzunisten.
Vorteile
Die klassischen Nebenwirkungen, die die meisten hormonellen Verhütungsmittel mit sich bringen, sind bei der Minipille weniger stark ausgeprägt. Auch bleibt die Regelblutung aus oder zeigt sich nur extrem schwach. Bei korrekter Anwendung liegt der Pearl-Index bei 0,3.
Nachteile
Eine extrem disziplinierte Einnahme ist wichtig, da schon eine Verspätung von wenigen Stunden den Verhütungsschutz herabsetzt. Das fehlende Östrogen kann Akne begünstigen, außerdem kann es zu Scheidentrockenheit kommen. Letzteres verursacht im schlimmsten Fall schmerzhafte bis gefährliche Infektionen, in diesem Fall ist es ratsam, die Pille abzusetzen oder durch ein anderes Präparat zu ersetzen.
Für wen geeignet ist die Minipille als hormonelle Verhütungsmethode?
Frauen, die unter extrem starken Menstruationskrämpfen leiden. Auch Stillende, die hormonell verhüten wollen, können eine Minipille nehmen. Für Frauen, die viel unterwegs sind, in Schichten arbeiten oder aus anderen Gründen keinen geregelten Tagesablauf haben, ist die Minipille eher ungeeignet. Vorsicht auch bei bestimmten Allergien oder Vorerkrankungen, hier ist wie immer die Rücksprache mit der Ärztin oder dem Arzt verpflichtend.
Kosten
ca. 15 Euro pro Packung
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Mikropille
Als Mikropillen werden alle hormonellen Verhütungspillen bezeichnet die Ethinylöstradiol und ein Gestagen in niedriger Dosierung enthalten (Kombinationspillen, ca. 90 Päparate am Markt). Diese Pille erhält zusätzlich zu verschiedenen Gestagenen das Hormon Ethinylöstradiol, dllerdings in geringerer Dosis als es noch in den 60er-Jahren der Fall war, das macht das Präparat deutlich besser verträglich. Anders als bei der Minipille erfolgt nach 21 Tagen eine siebentägige Pause, in der es zu einer Blutung kommt.
Vorteile
Bei vielen Frauen verbessert sich durch die Einnahme der Mikropille das Hautbild, die Blutungen sind schwach, meist sehr regelmäßig und nahezu schmerzfrei. Außerdem sinkt das Risiko, an Gebärmutterhöhlen- oder Eierstockkrebs zu erkranken. Der Pearl-Index liegt zwischen 0,1 und 0,9.
Nachteile
Mit der Einnahme der Mikropille steigt das Thrombose-Risiko, das Schlaganfälle und Herzinfarkte begünstigt. Auch gutartige Zysten in Gebärmutter und Brüsten können entstehen. Raucherinnen, Diabetikerinnen oder Frauen, die zu einem hohen Blutdruck neigen, sollten auf die Einnahme verzichten. Es kommt vergleichsweise häufig zu den üblichen Nebenwirkungen wie Stimmungsschwankungen, leichte Gewichtszunahme, Libidoverlust oder Haarausfall. Bestimmte Medikamente wie Antibiotika oder Beruhigungsmittel setzen die Wirksamkeit herab. Bei langer Einnahme und sehr frühem Beginn kann sich das Risiko für (HPV-assoziierten) Gebärmutterhalskrebs erhöhen.
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Für wen geeignet?
Gesunde Frauen, die sich zum ersten Mal für eine hormonelle Verhütung entscheiden. Die Mikropille gilt als Einsteigerinnenpräparat und ist nach wie vor das meist verschriebene Verhütungsmittel.
Kosten
ca. 21 Euro pro Packung
Generell gilt festzuhalten: Hormonelle Verhütungsmethoden bieten keinen Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten, in diesem Fall sollte immer zusätzlich ein Kondom beim Geschlechtsverkehr benutzt werden. Die fachliche Beratung für diesen Artikel erfolgte durch Univ. Prof. Dr. Doris Maria Gruber, Frauenärztin aus Wien.