Schon im letzten Jahr wurde über Schließungen von Primark-Filialen in Deutschland berichtet. Nun wird es ernst. Nachdem bereits Filialen in Berlin und im hessischen Weiterstadt geschlossen wurden, stehen weitere Läden des Fast-Fashion-Riesen aus Irland vor dem endgültigen Aus. STYLEBOOK fasst alle Neuigkeiten zusammen.
Nachdem im Jahr 2009 die erste Primark-Filiale in Bremen eröffnete wurde, entwickelte sich ein regelrechter Hype um die Fast-Fashion-Kette aus Irland. Scharenweise Teenager und Familien pilgerten in die Bremer Waterfront und verließen das Geschäft mit prall gefüllten Tüten mit Mode und Accessoires zu fast unverschämt günstigen Preisen. Trotz anhaltender Negativ-Berichterstattung über u. a. fragwürdigen Produktionsbedingungen – der Hype war unaufhaltsam. Wie Pilze schossen die Filialen aus dem Boden – allein in Berlin gab es bis vor kurzem noch vier Primark-Geschäfte.
Primark schließt Filialen
Erst wenige Wochen ist es her, dass u.a. die Berliner Filiale in Steglitz schließen musste. Damals hieß es in einem Statement gegenüber STYLEBOOK zu den Gründen: „Dies beruht auf routinemäßigen Standortüberprüfungen, die ergaben, dass beide Standorte für Primark kommerziell nicht mehr attraktiv sind. Primark hat seine Mitarbeiter:Innen in Weiterstadt und Berlin persönlich über die Pläne informiert und wird nun gemeinsam mit den Arbeitnehmervertreter:Innen daran arbeiten, bestmögliche Lösungen finden.“
Weitere Primark-Filialen sollen geschlossen werden
Doch bei diesen Schließungen soll es nicht bleiben, denn jetzt gibt es weitere schlechte Nachrichten für Primark-Fans. Wie jetzt bekannt wurde, sollen weitere Standorte folgen. Der Rückgang des Umsatzes zwingt das irische Unternehmen zum Handeln. Wie die „Wirtschaftswoche“ berichtete, seien die Umsatzerlöse in den letzten Jahren drastisch gesunken. In Deutschland von rund 916 Millionen Euro auf 380 Millionen Euro. Betroffen sind die Märkte in Gelsenkirchen, Kaiserslautern, Krefeld und Frankfurt (NordWestZentrum) mit insgesamt rund 420 Mitarbeiter. Außerdem sollen bei den verbleibenden Filialen die Verkaufsflächen reduziert werden. Davon erhofft man sich mehr Rentabilität. Ein kompletter Rückzug aus Deutschland sei aber nicht geplant.
Auch interessant: Primark schließt erstmals Stores in Deutschland
Primark schließt wegen Corona und Energiekrise
Primark betreibt keinen eigenen Online-Shop und hatte während der Coronapandemie und wochenlanger Ladenschließungen mit Umsatzeinbußen zu kämpfen. Auch die rasche Expansion an 32 Standorten in Deutschland soll sich nun als Fehlentscheidung herauskristallisiert haben. Der Mutterkonzern ABF setzte auf große Flächen in belebten Einkaufsstraßen und -zentren, mit einer dementsprechend hohen Ladenmiete. „ABF hat, geblendet von den Anfängen, den deutschen Markt überschätzt. Damit wich der Konzern signifikant von der Strategie ab, die er in anderen Ländern verfolgte“, so ein ehemaliger ABF-Mitarbeiter gegenüber der „Wirtschaftswoche.“ Auch die aktuelle Energiekrise tut hierbei ihr Übriges. Die gestiegenen Energiepreise seien, neben den hohen Ladenmieten, für den Konzern eine große Doppelbelastung.
Aktuelle Artikel zu Insolvenz
Kein Online-Shop, aber andere Alternative
Spätestens während der Coronapandemie haben sich für Online-Shop-Betreiber die deutlichen Vorteile dieses Modells herausgestellt. Primark hat diesen Sprung verpasst und wird auch in Zukunft nicht auf einen Online-Shop setzen. Der Mutterkonzern kündigte eine Neupositionierung an, der das Geschäft „nachhaltig profitabel“ machen soll. Ein „Click & Collect“-Modell soll den stationären Handel ergänzen. Hierbei sollen Kunden ihre Ware online aussuchen und dann im Geschäft abholen können. Ob das den Umsatz nachhaltig wieder antreiben kann, bleibt abzuwarten.
Quellen
- Billigmode-Kette Primark: „Der Anfang vom Ende“, Wirtschaftswoche
- Primark muss weitere Filialen in Deutschland schließen, Wirtschaftswoche