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Wolfgang Joop wird 70

Der Designer verrät seine sieben Lebensweisheiten

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STYLEBOOK Redaktion

18.11.2014, 07:37 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Kaum zu glauben, dass der ewig jung gebliebene Wolfgang Joop schon 70 wird. Am 18. November feiert Deutschlands wichtigster Designer seinen Geburtstag. STYLEBOOK-Autorin Carolin Dendler verriet er im Interview seine wichtigsten Lebensweisheiten. Lesen und lernen!

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Siebzig ist für Wolfgang Joop nur eine überflüssige Zahl, die man besser sofort vergisst. Seinen Jubeltag am 18. November feiert er mit seinem Lebensgefährten Edwin Lemberg irgendwo. Keine große Party. Lieber untertauchen. Sein gefühltes Alter? Joop: „So um die 17, denn es gibt ein Gefühl, dass mich immer noch nicht verlassen hat. Ich sehe mich auf der Schulbank und habe meine Hausaufgaben nicht gemacht. Oder schlimmer – muss mein Abitur nachmachen.“ Joop hat einen Traum, der immer wiederkehrt: „Ich brülle die Lehrer mit den Worten an ‚Ich bin ein berühmter Modemacher, Ich bin erfolgreich – auch ohne das scheiß Abitur.‘“

Joop verrät seine Lebensweisheiten
Für STYLEBOOK.de hat das Allroundtalent Wolle (Modemacher, TV-Juror, Künstler) noch mal Hausaufgaben gemacht und seine sieben wichtigsten Lebensweisheiten (7 ist wiederum seine Lieblingszahl) zusammengefasst:

1. Verschiebe dein Glück nicht auf Morgen
„Kein Leben ist so lang, dass man das Glück auf Morgen verschieben kann. Ich lebe im heute und mache alles sofort. Ich bin kein Aufschieber, sondern notorisch ungeduldig und lasse das nicht selten an meiner Umgebung aus. Das Leben ist mystisch: Ich glaube Glück zieht immer Glück an. Das Böse immer das Böse. Unglück holt sich immer Kumpels. Meine Großmutter hat gepredigt: Wenn der Teufel in die Ecke gepinkelt hat, muss man ganz doll wischen. Damit meinte sie eigentlich: Vor Bösen kann man nicht davon laufen, aber man kann sich dagegen bewaffnen. Mit guten Gedanken oder Gebeten. Ich glaube an die Kraft der Worte, die man in das Universum schickt. Und ich glaube an das Unsichtbare in unserer Welt. Die Erscheinung Engel hört sich irgendwie zu simpel an. Aber ich weiß, man muss sich mit dem Unsichtbaren anfreunden, das Sichtbare auf unser Erde ist nur ein kleiner Teil.“

2. Alle großen Menschen kennen Furcht
„Angst ist ein schlechter Berater. Sie lähmt. Man muss sich mit seinem eigenen Schicksal arrangieren. Ich habe immer alles auf eine Karte gesetzt und bin damit sehr gut gefahren. Lebenswerk bedeutet ja auch, nicht in die Knie gegangen zu sein. Und das ist allerhand. Dabei war ich immer ängstlich. Aber alle großen, tollkühnen Menschen kannten die Furcht. Der Feigling wird zum Held, nicht der Tollkühne. Der Furchtlose stürzt schon bei der ersten Gelegenheit auf die Straße, aber Feiglinge haben die Chance, fliegen zu lernen. Die, die am meisten Furcht haben, die sich jegliche Katastrophe ausmalen, agieren meistens als erstes. Ich kann mir alles Schreckliche vorstellen, auch Krankheiten, damit nerve ich alle Freunde. Ich zögere erst, aber dann wage ich immer den ersten Schritt. Es ist kein Malheur eine falsche Entscheidung zu treffen, man kann sie ja korrigieren oder sich entschuldigen. Aber ich warte nie darauf, dass jemand mir sagt, was ich tun soll.“

3. Liebhaber kommen und gehen. Die Familie bleibt
„Liebhaber, das sagt ja schon das Wort, hat man mal lieb, aber man liebt sie nicht. Sicherlich war man irgendwann auf sie heiß, aber die Temperatur lässt nach. So ist das eben mit der Zeit. Mit der Familie bist du verwurzelt, sie ist wie dein eigener Körper, wenn Du da etwas abschneidest, ist es so, als ob man ein eigenes Organ verliert. Mein Lebenspartner Edwin ist seit rund 35 Jahren an meiner Seite. Es gab viele Aufs und Abs. Das Herz bleibt eben unberechenbar, wie in einer Art Dauerpubertät. Die Sexualität, die Erotik, sucht sich immer das Fremde und die Liebe das Vertraute. Das ist ein Konflikt mit dem man lernen muss zu leben. Und sicher gab es auch in meiner Familie viele Streitigkeiten. Doch wir haben alle begriffen, dass wir extreme Menschen sind, die sich nicht in ein herkömmliches Lebensmodell pressen lassen. Allerdings gingen mir Familienfeste, mit der für den Tag verordneten Harmonie, immer auf die Nerven. Weihnachten wollte ich immer abhauen.“

4. Mein Prinzip: Learning by doing
„Learning by doing – so war mein ganzes Leben. Ich habe weder den Modemacher noch den TV-Juror studiert. Meine TV-Karriere war spontan, so wie vieles in meinem Universum. Ich habe mich nicht mal coachen lassen. Augen zu und durch ist meine Devise. Ich schaue mir aber immer an, wie machen es die Anderen? Sondiere positive wie negative Beispiele. Als ich bei ‚Germany’s Next Topmodel‘ Juror wurde, habe ich ein Plus aus dem Fehlverhalten der anderen gemacht. Für die GNTM-Zuschauer war vieles zur Routine geworden und so fing ich mit meiner offenen Art an, irgendwie zu stören. Aber das hat viele amüsiert, manchen Produktionshansel genervt. Heidi war die Erste, die es begriffen hatte, das ich eher eine Bereicherung war. Mein Erfolg ist wohl der elegante Ungehorsam.“

5. Mach aus einem Makel ein Plus
„Ich kenne die Armut aus Kriegszeiten. Und weiß, wie man damit umgeht, weil erst aus dem Mangel eine eigentümliche Kraft erwächst. Als Jugendlicher habe ich verzweifelt versucht, aus dem Nichts haben eine Tugend zu machen. Ich kam aus der DDR, hatte keine chicen West-Klamotten. So spielte ich den coolen Ostler, trug meine alten Cordhosen, selbst gestrickte Strümpfe und die gestopften Arbeitsjacken selbstbewusst.“

6. Vergeben ist wichtig
„Man muss Frieden schließen – auch mit sich selbst. Sonst verkümmert deine Seele und macht dein Talent kleiner. Wir werden nicht wiedergeboren, wir tragen das Kreuz des Lebens. Ich habe meinem Vater verziehen, der auch schon mal zuhaute. Und ich habe als Kind auch gewütet. Wie viel Zeit hat man als junger Mensch damit verbracht, sich zu grämen, weil einer den Anderen nicht mag. Und man hat gehasst, weil man abgelehnt wurde. Wie dumm. Ich habe all meine Lehrer gehasst. Ich war ein kleiner Windfang, der durch alte Schlösser tobte und sich heimlich mit Russen-Kindern anfreundete, weil ich die so toll fand. Mir war damals verboten, mit Russen-Kindern zu sprechen, aber ich habe immer gern Verbote gebrochen, weil das sexy ist. Die Braven waren nie was für mich. Ich war lieber mit den Nutten auf der Reeperbahn zusammen, als bei einem langweiligen Cocktail mit Blankeneser Damen.“

7. Älter werden ist eine Frage der Intelligenz
„Man muss sich unbedingt ein Konzept machen, wie man als älterer Mensch selbstbestimmt durchs Leben geht. Ich will auf keinen Fall in einem Altersheim landen. Ich hoffe, die für mich wichtigen Personen überleben mich, denn sie wissen was zu tun ist. Ich möchte nicht gehätschelt oder gefüttert werden. Es ist eine Frage der Intelligenz sich der allgemeinen Betreuung zu entziehen und sein eigenes, kleines Abenteuer zu wagen. Ich würde eher eine Pille schlucken. Wenn man nur noch wie eine alte Haushaltsmaschine ist, geistig schon abgeschaltet, dann gehe ich lieber auf den Sondermüll.“

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