Unisex-Looks erobern die Laufstege, Neu-Designer wie Monegassen-Tochter Pauline Ducruet fokussieren sich von Beginn an nur noch auf Kollektionen mit genderneutralen Schnitten. Doch wie funktioniert der Trend eigentlich und auf welche Teile sollten wir jetzt setzen?
Auch wenn Unisex-Kleidung bei globalen Modeketten noch keine wirklich große Rolle spielt – allein durch die Diskussion um eine geschlechtsneutrale Sprache wird die Dringlichkeit des Themas deutlich. Die Eintragung eines dritten Geschlechts im Geburtenregister, „divers“, ist inzwischen offiziell möglich – da erscheint die Unterscheidung zwischen Womens- und Menswear fast schon seltsam rückständig. Tatsächlich ist die Auflösung einschränkender Kategorien durchaus sinnvoll, um so auch modetechnisch auszudrücken, was die Mehrheit der Menschen längst fühlt: Individualität, losgelöst von Standards jeglicher Art.
(K)eine Einheitsgröße
Die Idee von Unisex auch schnitttechnisch umzusetzen und etwa Hosenanzüge zu kreieren, die Männern und Frauen passen, ist dabei gar nicht so einfach, im Alltag kommt es vor allem auf die richtige Passform an: Unisex bedeutet nicht ,ein Teil für alle‘, sondern vielmehr ein Look für alle. Und der will abseits vom Laufsteg eigentlich nicht provozieren sondern normalisieren. Das heißt: Auch wenn eine Kollektion die gleichen Teile beinhaltet, werden sie oft auf die Bedürfnisse und besonderen Körpermerkmale von Frau und Mann – breite Schultern oder schmale Taille – angepasst.
Auch interessant: Diese Handschuhe bringen uns durch den Winter
Kleine Label machen’s vor
Dennoch bieten einige Brands besonders bei simplen Kleidungsstücken, bei denen eine lockere, nicht-taillierte Form bevorzugt wird, tatsächliche Einheitsgrößen an. Das gleiche Kleidungsstück ist dann beispielsweise für mutmaßlich körperlich etwas kleinere Frauen als M gekennzeichnet, während es für Männer eine S ist. Wie gut der gleiche Look genderneutral und individuell gestylt aussehen kann, beweisen insbesondere kleine Marken abseits des Mainstreams, zum Beispiel das amerikanische Label Telfar, das bereits seit 2005 unisex von der Jacke bis zur Handtasche designt.
Mehr zum Thema: So finden Sie immer die richtige Kleidergröße
Auch im Luxusbereich orientieren sich viele Designer am Zeitgeist der Inklusion. Prada-Chefin Miuccia Prada äußerte sich bereits nach der Präsentation ihrer Frühjahrskollektion 2015 mit einem trendweisenden Statement: „I think to people, not to gender“ (dt. „ich denke an Menschen, nicht ans Geschlecht“) – beim designen sei die Kreation für eine Kombination aus Mann und Frau zeitgemäßer. Dennoch ist auch gut fünf Jahre später der Trend erst begrenzt umgesetzt: Nicht alle Kleidungsstücke eignen sich für eine generelle Unisex-Vermarktung, und der Handel reagiert bekanntermaßen immer auf Nachfrage und Profitpotenzial.
Für Frauen? Für Männer? Unisex!
Wie der Look wirklich funktioniert und alltagstauglich wird? Biegen Sie doch einfach mal in die Herrenabteilung ab, die klassische Unterteilung ist in den meisten Läden nach wie vor Standard. Wir haben drei Teile ausgewählt, die sich für alle eignen. Die einzig Regel: Es sollte zu Ihrer Körpergröße, Ihrer Figur und Ihrem persönlichen Geschmack passen – und den bestimmen nur Sie!
1. Das weiße Hemd
Zum Einstieg bietet sich ein Klassiker an: Das weiße Hemd sieht im leichten Oversized-Look sowohl bei größerer als auch bei kleinerer Oberweite lässig und schick aus.
Sowohl zur weiten Jeans wie auch zur schmalen Hose lässt sich damit wahlweise ein lässiger Freizeitlook oder ein formelles Business-Outfit kreieren.
Auch interessant: Glänzender Auftritt! So werden Satin-Röcke alltagstauglich
2. Der Kapuzenpulli
Was Pullover angeht, geht es eigentlich nicht gemütlich genug. Dabei haben Männerpullover in kleinen Größen den großen Vorteil, dass sie nicht nur lockerer sitzen, sondern auch bei kalten Temperaturen lang genug sind, um die empfindlichen Nieren zu wärmen. Viele Schnitte für Frauen sind nach wie vor knapp bemessen.

Auch interessant: Weiß, Karo, XXL – diese Blazer tragen wir jetzt
3. Der Anzug
Es klingt gewagt, aber gerade bei schmal gebauten oder sehr großen Frauen kann ein Anzug aus der Herrenabteilung (so ermitteln Sie die richtige Größe) die geeignete Wahl sein, wenn Sie Lust auf Komfort und einen dezenten Oversized-Look haben.

Dieses Outfit verleiht Stärke und wirkt gerade mit zarten Accessoires und dezentem Make-up umso femininer. Daneben sind derzeit Jacken und Blazer in XXL-Optik extrem angesagt – wer beim Shoppen im Kaufhaus oder online dennoch nicht fündig wird, sollte sein Glück in Vintageläden versuchen. Dort findet man eine große Auswahl zu kleinen Preisen, und sollte einem der Schnitt doch zu kastig sein, kann man Details einfach vom Schneider anpassen lassen.