Ja, es gibt tatsächlich Trends, die selbst Mode-Experten wie wir nicht verstehen. Dazu gehört etwa die Signature-Badelatsche. STYLEBOOK-Redakteurin Pia Sundermann versucht sich an einer Trend-Erklärung.
Sie kommen aufgemotzt mit Flausch, Strass oder Perlen daher, doch egal wie stylomatisch sie für manche aussehen – eines verbindet alle Badelatschen: Das grausame Quietsch- oder Schlürf-Geräuch und die Deformation des Fußes zur Quadratlatsche. Und auch wenn man sie neumodisch neuerdings als „Pool Slides“ bezeichnet – Badelatsche bleibt Badelatsche und gehört ausschließlich an die Füße von Schwimmbadgästen, Bademeistern und Fußballern in Umkleidekabinen.
Warum dieser Trend nicht funktioniert
Versteht mich nicht falsch, auch ich trage sicherlich das eine oder andere Kleidungsstück, was Menschen außerhalb der Modebranche nicht verstehen. Doch mein persönliches, absolutes Mode-Waterloo diesen Sommer sind Statement-Badelatschen – die quasi Ugg(ly)-Boot-Version des Sommers.
Denn leider ist es so: Wirklich keiner, auch keine 1,80 Meter großen Gazellen mit Endlosbeinen sehen darin gut. Trotz perfekter Maniküre macht dieser Schuh einen hässlichen Fuß. Punkt. Und auch wer ansonsten auf der Straße einen Naomi-Campbell-Gang hinlegt, schafft mit diesen Schuhen nur einen Watschelgang.
Das Styling dazu … auch nicht besser
Auch das Styling der Fashion-People upgradet die Badelatsche leider nicht. Statt den Rest-Look schlicht, edel und nett zu halten (zum Beispiel mit einer Jeans und einem weißen Herrenhemd), wird der Look oft auch noch ins Absurde gezogen, zum Beispiel mit bunten Klamotten im Pippi-Langstrumpf-Look oder die Latschen werden sogar mit Socken (!) getragen. Ja, Mode soll Spaß machen. Aber wenn Mode ins Lächerliche gezogen wird, hört der Spaß auf.


Wie konnte es bloß soweit kommen?!
Wann der Trend genau anfing, ist nicht bekannt, wahrscheinlich vor ungefähr drei Jahren als Ex-Dior-Designer Raf Simons (49) gemeinsame Sache mit Adidas machte und eine Edel-Version der gemeinen Badelatsche auf dem Markt brachte. Kostenpunkt: 120 Euro – ein Schnäppchen für ein Designerstück. Und genau das ist der Punkt, weshalb der Plastikschuh sich so großer Beliebtheit erfreut: Für diesen Trend muss keiner einen Kredit aufnehmen wie etwa für eine Hermès-Handtasche.
Seitdem boomt der Badeschlappen-Trend von Sommer zu Sommer munter weiter und wird von Fashionistas auch außerhalb des städtischen Freibades getragen. Mittlerweile ist die Badelatsche ein Statement und entfernt sich optisch immer mehr von der Original-Adilette. So zieren Perlen, Straßsteine, Nieten, Seidenschleifen oder Fake-Fur-Dekors die Latsche. Letzteres Deko-Design ist übrigens an Grausamkeit nicht zu überbieten. Mal abgesehen davon, dass einem allein vom Hinschauen die Augen tränen, sind die Fake-Fur-Einlagen alles andere als hygienisch. Stichwort: Nasse Füße….
Ursprünglich hatte die Badelatsche einen anderen Zweck
1963 wurde die Adilette von Adidas-Gründer Adi Dassler (†1978) entworfen. Er wollte den Fußballspielern, die er schon mit Sportschuhen ausstattete, einen komfortablen Gummischuh bieten, mit dem sie nach dem Spiel sogar duschen gehen können. In den 1980ern befanden Menschen, dass ihre bequemen Adiletten auch mal neues Terrain zu sehen bekommen müssen und trugen sie im Badeurlaub, auf dem Campingplatz und zum Jogger in der Eckkneipe. Prädikat der Adilette bis vor wenigen Jahren: unmodisch! Doch dank dem Ugly-Schuh-Trend wie dem Birkenstock-Revival oder dem Trekkingsandalen-Comeback zieren nun aufgemotze Adiletten und andere Plastikschlappen wieder die Füße des hippen und trendbewußten Modevolks.
Da kann man nur hoffen, dass ganz bald der Winter kommt und die Badelatschen-Füße wieder in ihren Ugg-Boots verschwinden — für immer.