06.08.2022, 06:42 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Dieses Jahr heißt es endlich wieder: „O’zapft is!“ Und damit frau auch dem Anlass entsprechend „o’zogn is“, beantwortet STYLEBOOK hier die wichtigsten Fragen rund ums Dirndl und zum inoffiziellen Wiesn-Dresscode.

1. Wie sieht das korrekte Dirndl aus?

Länge

Frauen tragen zur Wiesn traditionell ein Dirndl. Dieses sollte mindestens bis zum Knie reichen (Länge: ca. 60 Zentimeter). Alles, was kürzer ist, gilt als Mini-Dirndl und ist für junge Mädchen gedacht. Ein Dirndl in Midi-Länge (ca. 70 Zentimeter) schmeichelt der Figur und ist für jedes Alter geeignet. Der unangefochtene Klassiker ist und bleibt aber das lange Dirndl mit ca. 90 cm Rocklänge, das sich auch bei jungen Frauen immer größerer Beliebtheit erfreut.

Qualität

Früher standen Brokat und viel Bling-Bling hoch im Kurs, sind inzwischen jedoch out. Dafür kommen Dirndl aus Baumwolle und Leinen immer gut, gern mit edlen Stickereien verziert. Ebenso bleibt hochwertige Seide im Trend.

Wer ein einzigartiges Stück wünscht, kauft nicht von der Stange, sondern lässt sich ein Dirndl nach Maß anfertigen. Das kostet zwar ab 800 Euro aufwärts, kann sich aber besonders dann lohnen, wenn man Trachtenmode auch für andere Anlässe als die Wiesn trägt. Zumal sich ein gutes Teil mindestens zehn Jahre lang tragen lässt.

Farben

Bei den Farben kann man sich ruhig austoben. Wer auf Nummer sicher gehen will, wählt klassische Trachten-Farben wie Dunkelblau, Dunkelgrün und Rot.

Verschluss

Ob ein Dirndl geknöpft, geschnürt oder mit einem Reißverschluss geschlossen wird, spielt keine Rolle. Wichtig ist, dass es eng am Körper sitzt, damit Taille und Brust optimal betont werden. Auch die Träger sollten eng an den Schultern sitzen, damit sie die Brust zusätzlich anheben. Es lohnt sich ein Dirndl zu suchen, das ideal zur Figur passt.

Unterrock

Den brauchen wir, damit das Dirndl so richtig schön schwingt! Unterröcke – ob in der Farbe des Dirndls oder klassisch in schwarz oder weiß – wurden in den vergangenen Saisons immer beliebter.

2. Worauf muss man bei der Dirndl-Bluse achten?

Einige Frauen mögen es sexy und verzichten beim Dirndl auf die weiße Bluse – ein Fehler! Denn zum korrekten Wiens-Look gehört sie dazu. Die Bluse ist klassischerweise blütenweiß, hat Puffärmel und einen elegantem Carmen-Ausschnitt, ist also leicht schulterfrei. Sie reicht nur bis kurz unter die Brust. Allerdings sollte sie nicht zu klein ausfallen, sonst quetscht sie das Dekolletee weg und das gilt es natürlich zu vermeiden.

Mittlerweile können auch farbige Blusen in Pastelltönen, Rot oder Schwarz zum Dirndl kombiniert werden. Der dazu passende BH hat idealerweise eine Balconette-Form mit weit an der Seite platzierten Trägern und tiefem Steg. Wer einen mehrtägigen Wiesn-Besuch plant, sollte auch mehrere Blusen zur Hand haben. Sie ist im Grunde ein Wäschestück, das regelmäßig gewechselt wird.

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3. Was hat es mit der Dirndl-Schürze auf sich?

Man kann sich natürlich nicht für jeden Wiesn-Besuch ein neues Dirndl kaufen. Der Geheimtrick der Münchnerinnen: mit Schürzen arbeiten. Denn eine neue Schürze kann den Look ein und desselben Dirndls komplett verändern.

4. Welche Bedeutung hat die Dirndl-Schleife?

Viel mehr als eine Verzierung – hinter der Schürzen-Schleife versteckt sich tiefere Symbolik!

Schleife links gebunden

Links ist die Seite für Single-Ladys, die signalisiert: „Hi, ich bin noch zu haben!“ Was die links gebundene Schleife nicht bedeutet: dass man Freiwild ist. Leider scheinen diesen feinen Unterschied in alkoholgeschwängerter Stimmung manche Wiesn-Besucher zu vergessen. Deshalb befinden sich unter den Linksbinderinnen auch immer mal getarnte nicht-vergebene Frauen, die in Ruhe feiern möchten.

Schleife rechts gebunden

Rechts bedeutet vergeben, unabhängig davon, ob der Partner beim Volksfest dabei ist oder die Frau alleine ihren Spaß hat.

Schleife hinten gebunden

Lange Zeit signalisierte die Schleife hinten, dass eine Frau verwitwet ist. Allerdings tragen auch Kellnerinnen die Schleife hinten, damit sie beim Servieren nicht stört.

Schleife vorne in der Mitte

Die Schleife vorne bedeutet, dass die Trägerin noch Jungfrau ist – so die Theorie. In der Praxis aber würden Frauen mit einer solch privaten Information wohl eher nicht über das Oktoberfest marschieren. Traditionell ist die Schleife vorne also vor allem Kindern vorbehalten. Auf katholischen Feierlichkeiten kann sie hingegen bedeuten, dass die Trägerin im heiratsfähigen Alter und auf der Suche nach einem Bräutigam ist.

5. Sind Dirndl Pflicht – oder gehen auch Lederhosen für Frauen?

Ja, auch Frauen können auf Krachlederne und Janker (= gewalkte Filzjacke, die es meist in gedeckten Farben und mit schönen Verzierungen gibt) zurückgreifen. Zwar sind beides typisch männliche Trachten, stehen vielen Frauen aber genauso gut. Die Lederhose sollte eng sitzen und darf gerne kürzer als das Knie sein. Dazu ein Hemd mit Karos und ein paar Schnürstiefel, fertig ist der coole Wiesn-Look.

Wer nicht in einen Janker investieren möchte, greift auf eine schlichte (Zopf-)Strickjacke zurück oder macht es ganz besonders schick mit einem Trachtentuch. Der große Schal wird ähnlich wie ein Cape um die Schultern gelegt und sieht auch noch nach dem Oktoberfest gut aus.

6. Wie sieht das passende Schuhwerk aus?

Ballerinas sehen mädchenhaft aus, Pumps mit maximal fünf Zentimeter hohem Absatz wären die traditionelle Wahl. Aber auch Schnürstiefel oder Sneaker passen zum Dirndl. Am Ende sollten die Schuhe bequem sein, denn das Oktoberfest ist weitläufig und Sie werden ab einem gewissen Punkt sicher auf den Bänken tanzen wollen. Wer auf hohen Schuhe nicht geübt ist, verzichtet besser darauf.

7. Was sind die richtigen Accessoires für die Wiesn?

Traditionell trägt man zum Dirndl ein Kropfband, also ein breites, eng anliegendes Samtband für den Hals, das mit Perlen oder Stickereien verziert ist und ein mit Ornamenten besetztes Mittelstück hat. Das sieht nicht nur sehr elegant aus, sondern macht auch einen langen Hals. Wer sich traut, trägt ein Trachtenhütchen, wahlweise aus Wollfilz oder aus Stroh. Jedes Dirndl hat eine Seitentasche oder ein Fach unter der Schürze, um das Nötigste zu verstauen. Zusätzlich kann man aber auch eine kleine Tasche zum Umhängen mitnehmen.

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Quelle

– mit fachlicher Beratung von Lola Paltinger, Trachten-Designerin aus München