
21. Mai 2025, 11:54 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Ein BH mit einer aufgesetzten Brustwarzen-Applikation wirkt auf den ersten Blick wie ein schlechter Marketing-Scherz. Aber wie wir wissen, meint Kim Kardashian es mit ihrer Unterwäsche-Firma „Skims“ ernst. Warum das skurrile Bekleidungsstück jetzt sogar ein Update erhält und das unserer Redakteurin gar nicht gefällt, lesen Sie hier.
Die Frauen aus dem Hause Kardashian/Jenner sind immer wieder für überraschende News gut: Nachdem Kylie und Khloé jetzt auch das Parfum-Business aufwirbeln, ließ sich ihre große Schwester Kim Kardashian nicht lange lumpen und brachte ebenfalls ein neues Produkt auf den Markt: ein Update vom Nippel-BH. Dieses Mal mit Piercing-Optik – doch warum sollte Frau so etwas benötigen?
Übersicht
Vorab: Sechs Jahre nach Gründung hat Skims, das Bekleidungsunternehmen, das von Kim Kardashian mitbegründet wurde, seinen Unternehmenswert um das Vierfache gesteigert. Laut „New York Times“ hat Skims 2023 in einer Finanzierungsrunde 270 Millionen US-Dollar eingesammelt, wodurch das Unternehmen mit vier Milliarden US-Dollar bewertet wird. Kardashian und ihr Geschäftspartner Jens Grede verfolgen dabei das Ziel, Skims zur nächsten großen Bekleidungsmarke zu entwickeln. Und dieses Ziel scheint bald erreicht, denn die Marke wurde zum offiziellen Unterwäsche-Partner der NBA ernannt. Nicht schlecht!
Kim Kardashian überraschte mit Nippel-BH
Im Oktober 2023 sorgte Kim Kardashian für Aufsehen: Der Star aus „American Horror Story: Delicate“ – ja, Kim ist mittlerweile auch Schauspielerin – kündigte den sogenannten „Push-Up Nipple Bra“ (60 Euro) an. Ein BH mit eingearbeiteten, deutlich sichtbaren Brustwarzen. Das Ganze sollte ein augenzwinkernder Beitrag zum Brustkrebsmonat sein, verbunden mit einer Umweltschutz-Spende. Inklusive: Größen von A bis F, sechs Hauttöne von Sand bis Onyx – und das Marketing-Statement, dass diese Brustwarzen „nicht schmelzen wie die Gletscher“.
Neues Modell mit Piercing – und plötzlich ist Inklusion nur noch Optik
Nun bringt Skims eine erweiterte Version des Nippel-BHs heraus: mit sichtbarem Brustwarzenpiercing. Was zunächst wie ein modisches Gimmick klingt, wirft eine unangenehme Frage auf: Wann ist ein Statement noch sinnvoll – und wann kippt es ins Absurde?
Ursprünglich als empowerndes Kleidungsstück für Brustkrebs-Überlebende und Transfrauen gefeiert, die sich durch Operationen oder körperliche Veränderungen nach Halt und Repräsentation sehnen, wird das Produkt mit dieser Weiterentwicklung auf eine rein ästhetische Spielerei reduziert. Der BH mit „Piercing“ wirkt plötzlich nicht mehr wie ein Zeichen von Inklusion – sondern wie ein reines Sex-Symbol.
Marketing sorgte für Aufsehen – aber auch Kritik
Kim Kardashians Spot zur Einführung des BHs ging viral. In dem Clip sagt sie: „Die Temperaturen steigen, die Gletscher schmelzen. Aber meine Brustwarzen? Die bleiben hart.“ Klar, das war ironisch gemeint – und sorgte auch für Lacher. Doch spätestens mit der neuen Variante wird deutlich: Der Nippel-BH verliert zunehmend seine Symbolkraft.
Schon beim ursprünglichen Launch war die Reaktion gespalten. Während einige sich an Samantha Jones aus „Sex and the City“ erinnert fühlten, zeigten sich andere verwundert bis kopfschüttelnd. Die neuen Kommentare zum Piercing-Modell zeigen: Die Grenze zwischen Empowerment und Marketing-Stunt verschwimmt gefährlich.
Brustkrebs-Überlebende feierten den ursprünglichen BH
Dabei hatte der ursprüngliche Ansatz eine wichtige Daseinsberechtigung: Viele Brustkrebs-Überlebende, die durch Mastektomien ihre Brustwarzen verloren haben, begrüßten den BH als Möglichkeit, ein Stück Selbstbild zurückzugewinnen. In den Kommentaren zum ersten Produktlaunch war von einem „Wendepunkt“ für Betroffene die Rede. Umso unverständlicher, warum dieser Aspekt nie klar in die offizielle Kommunikation eingebunden wurde.
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Chance auf Sichtbarkeit vertan?
Dass Kardashian es in ihrer bisherigen Karriere verstanden hat, körperliche Vielfalt sichtbar zu machen – etwa durch barrierefreie Shapewear – steht außer Frage. Doch gerade bei einem Produkt mit potenziell hoher emotionaler und identitätsstiftender Bedeutung wirkt die rein provokante Vermarktung fahrlässig. Die Möglichkeit, Betroffene in den Fokus zu rücken, wurde verpasst – erst die Kommentare machten auf diesen Aspekt aufmerksam. Und mit der „Piercing“-Variante scheint dieser Bezug nun endgültig aus dem Blick geraten.
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Warum Brustwarzen keine Provokation mehr sein sollten
Die Diskussion um Nippel in der Modewelt ist kein neues Phänomen. Weibliche Brustwarzen werden immer noch zensiert, während männliche ganz selbstverständlich gezeigt werden dürfen. Diese Doppelmoral muss abgeschafft werden.
Denn Nippel sind weder schmutzig noch anstößig – sie sind ein natürlicher Teil des Körpers. Sie symbolisieren Nähe, Intimität, Körperlichkeit – und für viele Menschen auch ein Stück Identität und Selbstverständnis, das nach Operationen oder körperlichen Veränderungen nicht mehr selbstverständlich ist.

Darum sollten Brustwarzen im Jahr 2025 nicht mehr redenswert sein
Männliche Nippel? Kein Problem. Weibliche? Ein Skandal. Diese Doppelmoral ist nicht nur absurd, sondern auch diskriminierend. Der Hashtag #freethenipple macht seit Jahren deutlich, wie ungleich hier mit Geschlecht umgegangen wird. Dabei sind Brustwarzen völlig natürlich – sie sollten weder zensiert noch versteckt werden müssen.
Die Stigmatisierung betrifft vorrangig Frauen: Sie schürt Scham, beeinflusst das Körperbild und kann das Selbstwertgefühl massiv untergraben. Nippel sind kein Skandal, sondern ein Teil menschlicher Vielfalt. Es wird Zeit, dass wir das endlich auch so behandeln – und Kim Kardashians Original-Nippel-BH liefert zumindest einen Anstoß dafür.

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Daumen runter! Von Empowerment zu Entertainment
Jedoch: Was als mutiges Statement begann, entwickelt sich in eine Richtung, die eher auf Schlagzeilen als auf Bedeutung setzt. Die neue Version mit Piercing ist dafür ein Symbol: provokant, vielleicht sogar witzig gemeint – aber in der Sache leider ein Rückschritt. Denn Repräsentation benötigt keine Gimmicks, sondern Ehrlichkeit, Sensibilität und echte Sichtbarkeit.
Es bleibt zu hoffen, dass Skims diese Perspektiven in zukünftige Produktentwicklungen wieder stärker einbindet – ohne das Thema ins Lächerliche zu ziehen.