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Bei Psychologin nachgefragt

Sommerdepression – woran Sie sie erkennen und was Sie dagegen tun können

Frau mit Sommerdepression
Müde, antriebslos, das Gefühl von Einsamkeit und Nervosität übermannen Sie? Das sind Symptome einer möglichen Sommerdepression. Foto: Getty Images
Mary-Lou Künzel

15.06.2023, 16:56 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Der Sommer gehört für die meisten von uns zu den glücklicheren Jahreszeiten – viel Sonnenschein, viel Zeit an der frischen Luft, lange Abende mit Freunden. Aber auch in dieser Saison kann es zu depressiven Gemütszuständen kommen. Bei einer sogenannten Sommerdepression verhelfen Ihnen auch frische Luft und ein strahlend blauer Himmel nicht zu guter Laune. Die Symptome und Ursachen sind vielseitig. STYLEBOOK gibt Tipps, wie Sie gegen eine Depression im Sommer angehen können.

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Sie fühlen sich über einen längeren Zeitraum schwach, antriebslos, sind unruhig und haben trotz Sonnenschein und angenehmen Temperaturen keine Lust auf Sommer- und Freizeitspaß an der frischen Luft? Dann könnte eine Sommerdepression dahinterstecken. Die genannten Symptome sind nur wenige dieser Gemütsstörung und sollten nicht unterschätzt werden. STYLEBOOK hat bei der Psychologin und Podcasterin (Psychologen beim Frühstück) Annika Lohstroh nachgefragt und erklärt folgend, was die Ursachen einer Sommerdepression sein können und welche ersten Schritte Ihnen zu Besserung verhelfen.

Was ist eine Sommerdepression

Eine Sommerdepression ist eine krankhafte Gemütsstörung, die genau wie die geläufigere Winterdepression zu den saisonal-affektiven Störungen (SAD) zählt. Die Psychologin Annika Lohstroh erklärt: „Durch starke Licht- und Sonnenintensität können im Gehirn Botenstoffe, sogenannte Neurotransmitter, so ins Ungleichgewicht kommen, dass es zu starken Stimmungsschwankungen bis zu Symptomen einer Depression kommen kann.“ So wie ein Lichtmangel im Winter als Ursache für eine mögliche Winterdepression diene, könne im Sommer genau das Gegenteil eine „Sommerdepression“ auslösen. Schätzungen zufolge sind etwa vier bis sechs Prozent der Weltbevölkerung einmal im Leben davon betroffen. Aktuell leiden 11,3 Prozent der Frauen in Deutschland an einer Sommerdepression.

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Frau mit Sommerdepression
Trotz Sommer bleibt Ihr Endorphin-Niveau niedrig? Sommerdepression ist eine ernst zu nehmende Gemütsstörung Foto: Getty Images

Das sind typische Symptome

Die Wahrnehmung, das Empfinden und das Auftreten sind selbstverständlich individuell und von den aktuellen Umständen einer Person abhängig. Einige Erscheinungen und Verhaltensweisen treten bei Patienten mit Sommerdepression jedoch so gut wie immer auf. Zu den typischsten Symptomen gehören Niedergeschlagenheit, Erschöpfung, sozialer Rückzug, Grübelei und Angst. Ausschlaggebend für eine Sommerdepression sei laut Lohstroh außerdem quälende Nervosität, starke innere Unruhe, „Getriebensein“ und verringerter Appetit. Wenn dies über mehr als 2 Jahre hintereinander im Sommer auftritt, könnte dies auf eine Sommerdepression hinweisen.

Was ist die Ursache meiner Sommerdepression

Die Angst etwas zu verpassen

Das Phänomem der „fear of missing out“ (FOMO), also die Angst davor, etwas zu verpassen, macht sich in den Sommermonaten besonders bemerkbar. Gerade in dieser Zeit möchten die Menschen etliche Sommer- und Freizeitaktivitäten wie Festivals, Open-Air-Veranstaltungen, Spaß am See, Grillabende mit Freunde oder erholsame Urlaube erleben. Social-Media-Plattformen wie Instagram und TikTok lassen das Verlangen danach nur noch stärker werden. Doch diese sind auch ein Grund dafür, dass FOMO bei den Menschen, die Besagtes nicht genießen können oder wollen, besonders stark auftritt. Im schlimmsten Fall kann dies zu derart starkem Unwohlsein und dem Gefühl der Einsamkeit oder Nervosität führen, dass sich erste Grundsteine einer Sommerdepression breit machen können.

Sommerdepression bei neidischer Frau
Eine Sommerdepression kann sich in der Jahreszeit auch durch eine falsche Selbstwahrnehmung verstärken – andere sehen scheinbar immer besser aus, als man selbst Foto: Getty Images

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Die eigene Körperwahrnehmung

Wir kennen es wahrscheinlich alle, ob es nun in der Realität oder online passiert: Wir sehen eine attraktive Frau, deren Körper nahezu „perfekt“ scheint und sind direkt unzufrieden mit uns selbst. Ob der Schein der Dame tatsächlich so „perfekt“ ist, wie sie im ersten Moment wirkt, ist unserem Gehirn in diesem Moment egal. Zuverlässig finden wir etwas an unserem eigenen Körper, das uns nicht gefällt und bei anderen angeblich schon immer anders und besser war. Gerade im Sommer, bei knapperer Bekleidung und Tagen am See, spielt die eigene Körperwahrnehmung eine große Rolle. Ein Mangel an Zufriedenheit und Akzeptanz des eigenen Aussehens sowie fehlende Selbstliebe können zu depressiven Verstimmungen führen, die sich auf lange Sicht in einer Depression oder Essstörungen manifestieren können.

Schlaflose Nächte

„Neben den Stimmungsschwankungen durch das Ungleichgewicht von Neurotransmittern im Gehirn, können unter anderem auch die schlaflosen Nächte wegen starker Hitze depressive Verstimmungen triggern“, erklärt die Psychologin. Wenn Sie davon betroffen sind, können Sie versuchen, die Temperatur in Ihrem Zuhause zu senken. Lüften Sie dazu morgens und abends gut durch, verschließen Sie tagsüber Rollos und Rollläden, duschen Sie kühl vor dem Zu-Bett-gehen und tragen Sie Pyjamas aus leichten, natürlichen Materialien. Auch eine Wärmflasche, die mit kaltem Wasser befüllt, den Tag im Kühlschrank verbracht hat, kann abends im Bett für langanhaltende Abkühlung und besseren Schlaf sorgen.

So können Sie gegen eine Sommerdepression angehen

Das Wichtigste zuerst: Sollte die depressive Verstimmung im Sommer anhalten, sollten Sie sich in professionelle Hilfe begeben. Laut Lohstroh spätestens, wenn die Symptome länger als 14 Tage anhalten und diese sich jedes Jahr im Sommer wiederholen. Dazu ist es notwendig, dass Sie Ihren Zustand wahrnehmen und anerkennen. Gerade bei psychischen Erkrankungen fehlt es häufig noch an Verständnis, was sie schambehaftet macht. Falsche Scham kann jedoch jahrelanges Leiden und eine Verschlechterung des Zustandes mit sich bringen. Denken Sie also an sich und scheuen Sie sich nicht, nach Hilfe zu fragen.

Darüber hinaus können Sie es mit einigen kleineren Tricks versuchen, rät die Psychologin. „Wie bei jeder Depression kann Bewegung oder Sport den Aufbau des Neurotransmitters Dopamin fördern, der gegen depressive Verstimmungen wirkt. Besonders gemeinschaftlich etwas zu unternehmen ist stimmungsaufhellend und wirkt gegen sozialen Rückzug.“ Dazu betont sie, die eigenen Ansprüche, im Sommer aktiv und glücklich sein zu müssen, auf ein realistisches Maß zurückzuschrauben. Sie müssen also nicht freudestrahlend in den See springen, wenn Ihnen nicht danach ist. Versuchen Sie sich in regelmäßigen Abständen dazu aufzuraffen, sich mit Freunden beispielsweise in einem Café zu treffen. Wenn Sie Ihre Freunde bezüglich Ihres Gemütszustandes einweihen, können diese Ihnen auch entgegenkommen und als Motivator fungieren sowie mehr Verständnis zeigen, wenn Sie dennoch absagen.

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Depressiv? Hier bekommen Sie Hilfe

Unter der kostenlosen Hotline 0800-1110111 oder 0800-1110222 erhalten Sie Hilfe von Beratern, die Auswege aus schwierigen Situationen aufzeigen können. Das Angebot gibt es auch online unter TelefonSeelsorge.de.

Quelle

  • Mit fachlicher Beratung von Annika Lohstroh, Psychologin und Podcasterin (Psychologen beim Frühstück) aus Hamburg, Medienbüro Lohstroh & Thiel
Themen Mental Health Stimmungsschwankungen
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