
13. Juni 2025, 12:08 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Wer plant, schwanger zu werden, steht genau vor dieser Frage. Doch wie lange vorher sollte man sich von der kleinen Tablette verabschieden? Und was passiert eigentlich mit dem Zyklus danach? Wir haben mit Dr. Heidi Gößlinghoff gesprochen – Reproduktionsmedizinerin und Frauenärztin.
Wenn der Kinderwunsch plötzlich lauter wird als der Wecker morgens um sechs, stellen sich viele Frauen dieselbe Frage: Wann sollte ich eigentlich die Pille absetzen? Und: Was passiert dann mit meinem Körper? Unsere Expertin hat uns im Interview ausführlich erklärt, worauf Sie achten sollten, wenn aus dem Wunschtraum ein Babytraum werden soll.
Übersicht
- Der perfekte Zeitpunkt – spontan, aber mit Plan
- Wann früheres Absetzen sinnvoll ist
- Was passiert nach dem Absetzen?
- Unterstützen Sie Ihren Körper – sanft, aber effektiv
- Zyklus-Tracking! So lernen Sie Ihren Körper (neu) kennen
- Wann Sie lieber nicht absetzen sollten
- Ü35? Dann ticken die Eierstöcke schneller
- Pille absetzen bei Kinderwunsch? Mit klarem Kopf und gutem Bauchgefühl!
Der perfekte Zeitpunkt – spontan, aber mit Plan
Wenn Sie einen Kinderwunsch haben und schwanger werden möchten, können Sie theoretisch die Pille genau dann absetzen, wenn es losgehen soll. „Der beste Zeitpunkt bei einer Familienplanung, die Pille abzusetzen, ist meiner Meinung nach wirklich dann direkt, wenn man schwanger werden möchte“, sagt Dr. Gößlinghoff.
Denn: Die Pille hält den Eisprung in Schach. Wird sie abgesetzt, starten alle Eibläschen gleichzeitig – und das bringt Vorteile. „Dann haben die einen Startpunkt, wo die losmarschieren und können dann eben entsprechend auch heranreifen“, erklärt die Expertin.
Wann früheres Absetzen sinnvoll ist
Wenn Ihr Zyklus schon vor der Pille ein Eigenleben geführt hat, kann es sinnvoll sein, etwas früher zu stoppen. „Besonders wenn man vorher schon unregelmäßige Perioden hatte“, so Gößlinghoff, „ergibt es Sinn, die Pille früher abzusetzen, damit sich der Zyklus wieder einspielen kann.“
Aber Achtung: Absetzen ohne Plan ist keine gute Idee. Eine Schwangerschaft passt gerade so gar nicht in Ihr Leben – etwa wegen einer Weltreise oder einem stressigen Umzug? Dann lieber noch ein paar Monate weiternehmen. „Ich würde die Pille dann noch über dieses Ereignis hinausnehmen“, rät die Expertin.
Was passiert nach dem Absetzen?
Für manche Frauen geht’s direkt los – der Zyklus spielt brav mit. Bei anderen dauert es ein paar Wochen oder Monate. „Nach einem halben Jahr spätestens sollte man da in die Abklärung gehen, wenn der Zyklus nicht regelmäßig wird oder auch gar nicht auftritt.“
Gut zu wissen: Auch ohne Periode kann man schwanger werden! „Der Eisprung kommt vor der Periode. Wenn Sie Pech haben, treffen Sie den Eisprung vor deiner ersten Periode nach dem Absetzen und wird schwanger, ohne es zu merken.“
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Unterstützen Sie Ihren Körper – sanft, aber effektiv
Damit Ihre Fruchtbarkeit in Bestform ist, spielt Ihre Lebensweise eine große Rolle. Gesunde Ernährung, Normalgewicht und ein paar ausgewählte Nahrungsergänzungsmittel können helfen. Ganz oben auf der Liste: Folsäure. „Folsäure ist ein Muss, weil sie unter anderem dazu beiträgt, dass das Erbgut von Eizellen und Spermien geschützt wird.“
Auch Vitamin D und Omega-3-Fettsäuren sind wahre Zyklusfreunde. „Vitamin D ist eigentlich eher ein hormonartiger Stoff als ein Vitamin – essenziell für die Eizellreifung, die Gebärmutterschleimhaut und sogar die Spermienbeweglichkeit“, sagt Gößlinghoff. „Omega 3 wirkt antientzündlich und sorgt dafür, dass die Zellmembranen durchlässiger und die Eizellen besser versorgt werden.“
Zyklus-Tracking! So lernen Sie Ihren Körper (neu) kennen
Nach dem Absetzen der Pille müssen viele Frauen sich erst einmal wieder mit ihrem Zyklus vertraut machen. Möglichkeiten gibt es viele: von Temperaturmessen über Zyklus-Apps bis zu smarten Tampons oder Armbändern. Auch der Zervixschleim kann Aufschluss geben. Und sogar die Libido spielt mit! „Häufig hat man mehr Lust auf Sex um den Eisprung herum – das LH-Hormon sorgt nämlich auch für eine kleine Testosteronwelle“, so die Expertin.
Wann Sie lieber nicht absetzen sollten
In manchen Fällen ist ein schneller Abschied von der Pille keine gute Idee – insbesondere, wenn gesundheitliche Risiken drohen. „Gerade bei zyklusabhängiger Migräne mit Aura sollte man mit dem Frauenarzt besprechen, ob nicht eine andere Verhütungsmethode – wie eine Gestagenpille oder Kupferspirale – sinnvoller wäre.“
Hintergrund: Bei östrogenhaltigen Pillen kann das Risiko für Schlaganfälle erhöht sein – ein Thema, das Sie nicht auf die leichte Schulter nehmen sollten.
Ü35? Dann ticken die Eierstöcke schneller
Sie sind über 35? Dann gilt: Nicht zu lange warten! „Wenn Sie über 35 sind, sollten Sie bereits nach sechs Monaten ohne Schwangerschaft eine Abklärung machen lassen“, empfiehlt Dr. Gößlinghoff. Denn die Eizellreserve sinkt – und mit ihr die Wahrscheinlichkeit, schnell schwanger zu werden.
Extra-Tipp: „Schauen Sie ruhig auch schon während der Pille, wie Ihre Eizellreserve aussieht – gerade, wenn Sie das Projekt Baby immer wieder verschieben.“

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Pille absetzen bei Kinderwunsch? Mit klarem Kopf und gutem Bauchgefühl!
Ob sofort oder mit Vorlauf – die Entscheidung, die Pille bei Kinderwunsch abzusetzen, sollte zu Ihrem Leben passen. Wichtig ist, dass Sie Ihren Körper unterstützen, auf die Signale hören und sich nicht verrückt machen. Und wenn es nicht gleich klappt: Hilfe gibt’s genug. Oder, wie Dr. Gößlinghoff sagt: „Sie haben ungefähr ein Jahr Zeit, es spontan zu probieren.“ Also: kein Stress, dafür viel Liebe – und ein gutes Gefühl.