VG Wort
Direkt zum Inhalt wechseln
logo Das Magazin für Beauty, Fashion und Well-Being
Experte erklärt

Brustkrebs erkennen – Untersuchung, Diagnose und Stadien

Frau bei der Mammographie
Es gibt verschiedene Methoden, um Brustkrebs und etwaige Vorstufen zu erkennen Foto: Getty Images / izusek
Laura Pomer freie Autorin bei STYLEBOOK

27.09.2023, 13:36 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten

Eine rechtzeitige Diagnose von Brustkrebs erhöht den Therapieerfolg signifikant. Umso wichtiger ist es, eine Erkrankung rechtzeitig zu erkennen. STYLEBOOK über die gängigen Untersuchungsmethoden, die verschiedenen Krankheitsstadien von Brustkrebs und deren Prognosen.

Artikel teilen
Auf fachliche Richtigkeit geprüft von
Dr. med. Rainer Lipp, Facharzt für Innere Medizin, Hämatologie und internistische Onkologie – Geschäftsführer der Stiftung Deutsche Onkologie

Wenn Frauen einen Knoten in der Brust feststellen, verfallen viele von ihnen in Panik. In den meisten Fällen handelt es sich nicht um einen Tumor. Dennoch ist es wichtig, den Verdacht von einem Arzt abklären zu lassen. Die erste Adresse ist in diesem Fall ein Gynäkologe. Im Folgenden erfahren Sie mehr zum weiteren Vorgehen, den wichtigsten Methoden, um Brustkrebs zu erkennen, sowie den unterschiedlichen Stadien.

Regelmäßige Untersuchungen bei der Brustkrebsvorsorge

Die folgenden Untersuchungsmethoden auf Brustkrebs – zumindest einzelne davon – dürften Frauen ab einem gewissen Alter bereits kennen. Denn die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen für ihre Versicherten in regelmäßigen Abständen Untersuchungen zur Früherkennung verschiedener Krankheiten. Im Fall der Brustkrebsvorsorge gehört hier ab dem 30. Lebensjahr als klinische Untersuchung ein Tastbefund, ab dem 50. Lebensjahr kommt alle zwei Jahre eine Mammographie hinzu. Genaueres dazu ist in der Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschuss (G–BA) nachzulesen. Eine Ultraschalluntersuchung wäre als sogenannte Individuelle Gesundheitsleistung (IGeL) ebenfalls möglich, allerdings fallen diese nicht in den Leistungsumfang der gesetzlichen Krankenversicherungen – Patientinnen müssen sie also in der Regel selbst zahlen.

Besteht ein Erkrankungsverdacht, weil eine Patientin an sich selbst mögliche Brustkrebs-Anzeichen (z. B. einen Knoten in der Brust) wahrgenommen hat, ist dieser unabhängig von den regelmäßigen Gesundheit-Check-ups umgehend abzuklären.

„Frauen mit familiärer Vorbelastung haben gegenüber ihrer gesetzlichen Krankenkasse Anspruch auf regelmäßige Untersuchungen“, so Dr. Lipp, Facharzt für Innere Medizin, Hämatologie und internistische Onkologie zu STYLEBOOK. Er halte es für sehr wichtig, dass Frauen sich über ihr familiäres Risiko Gedanken machen, da hier die Vorsorge besonders von Bedeutung ist, und mahnt: „Bei einer solchen Vorbelastung sollte man Mammographien bereits ab dem 30. Lebensjahr durchführen!“

Tastuntersuchung

Bei verschiedenen Erkrankungen lassen sich per Tastuntersuchung Auffälligkeiten erkennen. In der Brustkrebsfrüherkennung wären das Geschwülste und Knoten in der Brust. Wichtig: Frauen sollten auch regelmäßig Selbstuntersuchungen beider Brüste durchführen und am besten ihren Arzt fragen, was „normales“ Drüsengewebe ist und worauf beim Abtasten achten sollte. Durch Selbstuntersuchungen könnten Veränderungen zwischen zwei Vorsorgeterminen bemerkt werden, die es schnellstmöglich abzuklären gälte.

Anleitung zum Brustabtasten
Anleitung zum Brustabtasten Foto: STYLEBOOK

Ultraschalluntersuchung (Sonografie)

Bei einer Sonografie wird mit einem Ultraschallgerät, sprich mithilfe von Ultraschallwellen, das Gewebe der Brust untersucht. Abhängig von der jeweiligen Struktur bzw. der Dichte verhält sich Gewebe unterschiedlich. Experten sprechen von Schalldichten. Ob Gewebe Schallwellen „schluckt“ oder reflektiert, stellt sich farblich unterschiedlich dar. Knochen etwa erscheinen weiß, flüssigkeitshaltiges Gewebe schwarz, andere Gewebsformen stellen sich in Graustufen dar.

Auch interessant: Polyzystisches Ovarialsyndrom – das steckt dahinter 

Mammographie

Die Mammographie gilt als zuverlässigste Untersuchungsmethode zum Erkennen von Brustkrebs, und das in einem möglichst frühen Stadium. Dabei wird die Brust zwischen Kunststoffplatten „gedrückt“, um eine breite Auflagefläche zu erzielen. Ein so erstelltes Röntgenbild kann bereits kleine Knoten aufzeigen. Auch Mikrokalk, also Kalkeinlagerung im Gewebe, kann so erkannt werden. Mikrokalk kann in 20 Prozent der Fälle ein Hinweis auf eine Krebsvorstufe oder gar Brustkrebs sein. Deshalb sollte man einen derartigen Fund genau abklären und einstufen lassen.

Einzig bei jüngeren Frauen bzw. solchen mit einem dichten, prallen Brustgewebe kann es sein, dass die bei der Mammographie gewonnenen Bilder nur begrenzt aussagekräftig sind. Bei unklaren Befunden nach einer Mammographie wird zusätzlich zu einer Ultraschalluntersuchung geraten, in einigen Fällen gar zu einer Magnetresonanztomographie (MRT).

Bluttest

Auffälligkeiten in Blutuntersuchungen sind für beginnende Brustkrebserkrankungen nicht typisch. Jedoch können Veränderungen in Blutwerten (z. B. erhöhte Leber- oder Kalziumwerte) ein Hinweis auf ein fortgeschrittenes Tumorleiden sein und sollten daher unbedingt weiter abgeklärt werden.

Brustkrebs per Biopsie erkennen

Verhärtet sich der Verdacht auf ein Mammakarzinom, wird eine Biopsie vorgenommen, also die Entnahme von Gewebe zur Laboruntersuchung auf Krebszellen. Die Gewebeentnahme erfolgt in der Regel bei örtlicher Betäubung mithilfe einer Hohlnadel (Fachbegriff: Stanzbiopsie). Diese schiebt man – meist per Ultraschall – genau in die verdächtige Stelle ein. Bei schwieriger zu erreichenden Stellen oder wenn die minimal-invasiv entnommenen Proben keine eindeutigen Untersuchungsergebnisse hervorbringen konnten, kann ein operativer Eingriff (eine „offene Biopsie“) unter Vollnarkose zur exakten histologischen Bewertung nötig werden.

Diagnose und TNM-Klassifizierung des Tumors

Mit der Diagnosestellung erfolgt auch die Einteilung der Brustkrebserkrankung mittels einer international gültigen sogenannten TNM-Klassifikation. Vorgeschaltete Buchstaben geben dabei an, ob das Tumorstadium klinisch oder pathologisch eingestuft wurde. Für klinisch steht „c“, also für einen Tastbefund oder eine radiologische Untersuchung. c-Befunde stellt man typischerweise vor einer Operation. Das „p“ für pathologisch bzw. histologische Gewebeuntersuchungen ist in der Regel nach einer Operation zu finden.

  • Das T in TNM steht für Tumor. Mit den Stufen T1 bis T4 können Ärzte den Tumor nach seiner Größe und Ausbreitung einordnen. Die Abkürzung „Tis“ („Tumor in situ“) im Stadium T0 drückt dabei aus, dass man Zellveränderungen sieht, diese sich aber noch in der ursprünglichen Gewebeform befinden. Ein Überschreiten der Gewebegrenzen haben dabei also noch nicht stattgefunden.
  • Das N in TMN steht für einen Befall der Lymphknoten. Dies bedeutet, dass der Brustkrebs in die umliegenden Lymphbahnen bzw. -knoten gestreut hat. An das N angefügte Zahlen beschreiben die Lage und Menge entsprechender Lymphknoten. So bedeutet beispielsweise N1, dass 1 bis 3 Lymphknoten bereits von Tumorzellen befallen sind.
  • Der Buchstabe M steht für Metastasen, also für sogenannte Tochtergeschwülste, die als Ableger in andere Organe außerhalb der Brust und benachbarten Lymphknoten wie z. B. Leber, Lunge, Haut oder Gehirn gestreut haben.

Auch interessant: Künstliche Intelligenz entdeckt Brustkrebs – vier Jahre, bevor er ausbrach

Risikovorstufen

Im Rahmen der Untersuchungen können Veränderungen feststellbar sein, die bereits als Neubildung oder Neoplasie eingestuft werden müssen, aber unterschiedliche „Progressionsrisiken“ zeigen. Diese geben eine Orientierung dafür, wie sich eine Krebserkrankung wahrscheinlich entwickeln wird.

Ein häufig nachweisbarer Befund ist dabei das „Duktale Carcinoma in situ (DCIS)“. Zellen eines DCIS weisen bereits Merkmale bösartiger Tumorzellen auf. Sie haben aber die Gewebestruktur noch nicht überschritten, sodass sie noch nicht zu den invasiven Tumoren gehören. Jedoch ist die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass sich aus einem DCIS ein invasiver Brustkrebs entwickelt. Deshalb sollten mit dem Gynäkologen Vor- und Nachteile einer Therapie (beispielsweise in Form einer vollständigen operativen Entfernung) abgewogen werden sollten.

Verschiedene Krebsstadien

Auf Basis der Klassifizierung werden Tumoren in Stadien eingeteilt. Nach ihnen richten sich das weitere Vorgehen bzw. die Art der Behandlung und die Prognose. Es sind aber noch weitere Faktoren für die Prognoseabschätzung von Bedeutung. Hierzu zählen spezielle Zelleigenschaften, die man bei einer histologischen Untersuchung mit untersuchen sollte.

Um das Stadium zu definieren, wird die weltweit verwendete Einteilung nach UICC (Union Internationale Contre le Cancer) für die allermeisten Krebserkrankung genutzt. Üblicherweise werden Krebsarten dabei in die UICC-Stadien 0 bis IV eingeteilt. Stadium 0 steht für ein Krebsfrühstadium, Stadium IV dagegen für eine fortgeschrittene Krebserkrankung mit Metastasenbildung.

UICC-Stadium 0 bis UICC-Stadium IV

Auf Basis des TNM-Stadiums werden generelle Stadieneinteilung vorgenommen, die eine Aussage zum Umfang der Tumorausdehnung erlauben. Ein UICC-Stadium 0 etwa würde bedeuten, dass der Tumor sich an seinem Ursprungsort befindet (Tumor in situ), noch keine Lymphknoten befallen sind und es keine Metastasen gibt. Nach TNM würde dies bedeuten: TisN0M0. Stadium IV würde dagegen bedeuten, dass – unabhängig von der Größe des Primärtumors oder ob Lymphknoten befallen sind – bereits „Fernabsiedlungen“ in anderen Organen festgestellt wurden. Das bedeutet, dass sich Krebszellen in weiter entfernten Organen angesiedelt haben. Dies wäre nach TNM ein M1-Stadium. Eine Stadieneinteilung dazwischen wäre z. B. UICC-Stadium II A. Diese könnte bedeuten, dass der Primärtumor bis maximal zwei Zentimeter groß ist, regional ein bis drei Lymphknoten mitbetroffen sind, aber keine Fernabsiedlungen vorliegen (entspricht T1 N1 M0), oder: dass der Primärtumor zwischen zwei und fünf Zentimeter groß ist und keine Lymphknoten oder Fernabsiedlungen nachweisbar sind (entspricht: T2 N0 M0).

Prognosen

Es ist nicht möglich, allgemeingültig zuverlässige Aussagen zur Prognose von Krebserkrankungen zu treffen, denn der Behandlungserfolg und die Überlebenschancen hängen – neben dem Erkrankungsstadium – im Einzelfall auch von der Verfassung der Patienten sowie von etwaigen Vorerkrankungen ab. Man kann aber davon ausgehen, dass die Prognose immer besser ist, wenn ein Brustkrebs im frühen Stadium festgestellt und umfassend behandelt wird.

Dagegen sinken die Überlebenschance gemeinhin mit Fortschreiten des Erkrankungsstadiums. Ein Stadium IV ist nicht gleichbedeutend mit Endstadium, aber die allermeisten Krebspatientinnen können in diesem Stadium nicht mehr vollständig und dauerhaft vom Tumor befreit werden. Die Behandlung zielt dann darauf ab, die verbleibende Lebenszeit der Patienten zu verlängern und eine gute Lebensqualität aufrechtzuerhalten. Mittlerweile kommen immer mehr und bessere Therapien für ein solches Stadium IV auf den Markt, die zum Teil lange Überlebenszeiten ermöglichen. Hierzu empfiehlt es sich dann, entsprechende Krebsspezialisten aufzusuchen, die in Deutschland in nahezu allen Regionen zu finden sind.

„Für einen qualitativ hohen Behandlungsstandard stehen in Deutschland mittlerweile mehr als 300 hoch spezialisierte Brustzentren zu Verfügung, die regelmäßig von unabhängigen Stellen zertifiziert werden“, weiß Dr. Lipp, Geschäftsführer der Stiftung Deutsche Onkologie. „Vor allem eine operative Behandlung von Brustkrebs sollte bestenfalls an einem solchen Brustzentrum stattfinden.“ Eine Liste der zertifizierten Brustzentren sei demnach über die von der Deutschen Krebsgesellschaft geführten Website Oncomap zu finden.

Mehr zum Thema

Quellen

Themen Brustkrebs
Deine Datensicherheit bei der Nutzung der Teilen-Funktion
Um diesen Artikel oder andere Inhalte über Soziale-Netzwerke zu teilen, brauchen wir deine Zustimmung für
Sie haben erfolgreich Ihre Einwilligung in die Nutzung dieser Webseite mit Tracking und Cookies widerrufen. Sie können sich jetzt erneut zwischen dem Pur-Abo und der Nutzung mit personalisierter Werbung, Cookies und Tracking entscheiden.