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Ronaldo oder Ed Sheeran

An welchen Schönheitsidealen orientieren sich eigentlich Männer?

Drei Männer in Schwarz
Lange Haare und Vollbart? Oder doch bartlos und mit akkuratem Haarschnitt? Auch Männer unterliegen wie Frauen verschiedenen Schönheitstrends. Foto: Getty Images
Pia Sundermann

20.08.2018, 11:31 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Jung, sexy, muskulös – reicht das aus, um als Mann als attraktiv zu gelten? Ganz so einfach ist das nicht. Wer sich Werbekampagnen, Magazincover oder Kinoplakate anschaut, stellt schnell fest, dass sich das männliche Schönheitsideal im Laufe der vergangenen Jahrzehnte immer wieder verändert hat. STYLEBOOK sprach mit einer Sozialpsychologin, welchen Beauty-Trends Männer unterliegen und wie es zum ständigen Wandel kommt.

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Während die Generation der Alt-68er „echte Kerle“ wie Tom Selleck mit Brusthaar als männlich und attraktiv empfand, stehen bei den Millennial-Jungs viel mehr glattrasierte Typen wie Fußball-Star Cristiano Ronaldo als Vorbilder hoch im Kurs.

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Mannsbilder im Wandel der Zeit

Der Mann als Beauty-Vorbild ist nicht ein Phänomen unserer modernen Zeit, sondern existiert bereits seit Jahrhunderten. Im frühen 16. Jahrhundert trugen Männer prunkvolle Kleidung, während die Frau eher schlicht angezogen war und ihr Haar mit einer Haube bedeckte. Mit dem auffälligen, luxuriösen Look signalisierte der Mann seine Standeszugehörigkeit: Je mehr Pelz und Schmuck er trug, desto wohlhabender war er. Die Blütezeit des schönen Mannes dauerte bis zur französischen Revolution. Dann war nicht nur mit dem Adel Schluss, sondern auch mit gepuderten Perücken, Make-up und hohen Schuhen – bei Männern wohlgemerkt.

Mit dem Aufkommen der goldenen Hollywood-Zeiten schwärmten Frauen für Filmhelden, Männer weltweit wollten so aussehen wie die Stars auf der Leinwand. Wer in den 30er-Jahren aussah wie der breitschultrige, charmante Macho Clark Gable, galt als Trendsetter. In den 60ern wurden Popstars wie Mick Jagger und Iggy Pop auf einmal schmal wie das Bohnenstangen-Model Twiggy, nur eine Dekade später wurde der muskulöse Body von Arnold Schwarzenegger zum Ideal erhöht.

Mick Jagger jung
Der dünne Mick Jagger galt in den 60ern als DAS männliche Schönheitsvorbild Foto: Getty Images

Lumber- trifft auf Spornosexualität

Heute wechseln Trends nicht mehr jedes Jahrzehnt, sondern jedes Jahr. Aktuell sind zwei männliche Schönheitsideale zu beobachten, die im krassen Gegensatz zueinander stehen: Lumbersexualität und Spornosexualität.

Lumbersexualität (lumber, engl. für Holz) macht aus Jungs echte Kerle und lässt sie dank langen Haaren (gerne auch zum „Man Bun“-Dutt gebunden), Vollbart (ganz wichtig) und Tattoos wie coole Holzfäller oder moderne Wikinger aussehen. Allerdings lässt man Haare und Bart nicht wild wachsen und wuchern, sondern verwendet spezielle Pflegeprodukte. Zu den berühmten Vertretern zählen „Sons of Anarchy“-Beau Charlie Hunnam oder das US-Model Brock O’Hurn, der den Look quasi erfunden hat.

Brock O'Hurn
Was für ein Mann! US-Model Brock O’Hurn hat mit seinem Look unzählige Männer auf der Welt beeinflusst.

Auch interessant: Bartpflege wie beim Barbier – Die besten Tipps für zu Hause

Auf der anderen Seite steht der relativ junge Schönheitstrend Spornosexualität, der aber im Begriff ist, Lumbersexualität den Rang abzulaufen. Der ,Sporno‘ – der Begriff leitet sich vom Ausdruck „when sport meets porn“ („wenn Sport und Porno sich verbinden“) ab – liebt seinen Körper und seine Muckis. ER gibt Geld nicht vorrangig für die neueste Mode aus, sondern für die Ertüchtigung und Verschönerung seines Körpers. Auch Kosmetik kommt zum Einsatz, gezupfte Augenbrauen sind Pflicht. Berühmtester Vertreter dieser Bewegung: Fußball-Superstar Cristiano Ronaldo.

Cristiano Ronaldo
Cristiano Ronaldo ist schillernder Superstar des Profi-Fußballs. Seinem Körper eifern viele nach. Foto: Getty Images

Durchschnittlichkeit liegt im Trend

Von Jahr zu Jahr wird es komplizierter, das männliche Schönheitsbild neu zu definieren. Das bestätigt auch die Hamburger Sozialpsychologin Annika Lohstroh: „Die Gesellschaftsform ändert sich immer schneller, radikaler. Wirtschafts- und Politikkrisen machen den Menschen zunehmend unsicherer. Daher will man keine Experimente und keinen Massentrends mehr folgen, sondern sich selbst treu bleiben.“ In der Mode und in Sachen Beauty heißt das: nicht auffallen und durchschnittlich bleiben. Bodenständig eben. Der Haarschnitt wird akkurater, die Kleidung unauffälliger. „Wie Mann zur Zeit auszusehen hat, sieht man am besten im Aldi-Katalog“, sagt Annika Lohstroh. „Die Herrenmode erinnert an einen unauffälligen Freizeitlook, mit Boot-Cut-Jeans, grauem T-Shirt und Karohemd.“ Nicht umsonst war sogar der „Sexiest Man Alive“ 2017 eher ein durchschnittlicher Typ: US-Country-Sänger Blake Shelton. Und Popstar Ed Sheeran, alles andere als ein Adonis, lässt Teenie-Herzen höher schlagen. „Wie Mann sich äußerlich in den vergangenen Jahren verändert hat, sieht man besonders gut bei der Fußball-WM“, erklärt die Expertin. „2014 war der Style noch ein wenig individueller wilder, 2018 sind vom Äußeren eher Kicker wie Manuel Neuer oder Mats Hummels angesagt.“ Deren „unauffälliger“ Lifestyle komme auch bei Instagram zum Ausdruck: Da werden eher selten protzige Lamborghinis präsentiert, sondern lieber die solide Familienkutsche – auch wenn der Lamborghini dann doch in der Garage steht.

Blake Shelton
Etwas schöner als der Durchschnitts-Amerikaner, dennoch kein Über-Sexsymbol: Mit „Sexiest Man Alive 2017“ Blake Shelton können sich viele Männer identifizieren. Foto: Getty Images
Ed Sheeran
Niedlich, nett und trotz Tattoos wirkt Ed Sheeran immer noch wie der Junge von nebenan Foto: Getty Images

Den Trend zu mehr Sicherheit bestätigt auch eine deutschlandweite Umfrage des Personaldienstleisters „univativ“ von 2017, das Ergebnis: Jeder zweite Student will einen sicheren Beruf ergreifen und am liebsten in die Verwaltung gehen oder Beamter werden. 

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Und wie sieht der schöne Mann der Zukunft aus?

Die Sozialpsychologin ist sich sicher, dass sich das männliche Schönheitsbild dennoch bald wieder ändern wird. Auf jedem Trend folgt ein Gegentrend. Und so wird auf introvertierte Durchschnittlichkeit extrovertierte Individualität folgen. Alles im Fluss.

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