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Experten klären auf

Darf ich bei einer Infektion oder Krankheit zum Tätowierer gehen?

Sollte man sich bei einer Infektion oder Krankheit tätowieren lassen?
Sollte man sich bei einer Infektion oder Krankheit tätowieren lassen? Foto: Getty Images
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STYLEBOOK Redaktion

22.11.2023, 18:23 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Die Entscheidung für eine Tätowierung sollte niemals aus einer impulsiven Laune heraus entstehen, verschiedene Faktoren müssen bedacht werden. Gesundheit steht nämlich an erster Stelle – sich tätowieren lassen, während man erkältet oder krank ist, sollte deshalb gut überlegt sein. STYLEBOOK hat mit Tätowierern und einem Dermatologen gesprochen.

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Tätowierer müssen Hygienevorschriften einhalten, Schutzhandschuhe verwenden und mit sterilem Arbeitsmaterial hantieren. Immerhin fließt bei einer Tätowierung Blut – die Gefahr einer Infektion muss unterbunden werden. Was bedeutet das aber für den Fall, wenn der Kunde mit einer Vorerkrankung oder einer Infektion dem Wunsch nach einem Tattoo nachkommen möchte?

Tätowierung bei Erkältung und Grippe

Eine Erkältung ist grundsätzlich keine Infektion, die ein Tattoo per se ausschließt. Dennoch bedeutet eine Erkältung, dass das Immunsystem geschwächt ist. Eine Tätowierung wiederum kann eine weitere Belastung für einen bereits angeschlagenen Körper sein – schließlich handelt es sich um eine oberflächliche Verletzung der Haut. Außerdem sollten Sie nicht nur Ihre eigene, sondern auch die Gesundheit Ihrer Mitmenschen beachten. Um niemanden anzustecken, sollten Sie also sich selbst und Ihrem Tätowierer einen Gefallen tun und den Termin verschieben.

Auch Florian Riffel, Inhaber des Tattoo-Studios Autark in Berlin, warnt vor Tätowierungen bei Krankheit: „Wenn man akut krank ist, besonders mit Fieber, Grippe oder einer Erkältung, ist es ratsam, das Tätowieren zu verschieben. Der Körper benötigt Energie, um sich zu erholen, und das Tätowieren könnte den Heilungsprozess beeinträchtigen.“

Tattoo bei einer HIV-Infektion

Daria Pelz vom Tattoo-Studio Beauty & Pain erklärt auf STYLEBOOK-Nachfrage: „Wenn man HIV-positiv ist und eine Tätowierung haben möchte, ist es wichtig, dass man den Tätowierer darüber informiert. Der würde andere Hygienevorkehrungen treffen als gewöhnlich, sprich: dickere Handschuhe, spezielles Desinfektionsmittel usw. verwenden. Mitunter kann es auch ratsam sein, vorher mit einem Arzt Rücksprache zu halten.“

Tätowierung bei Herzerkrankungen

Zwar sind Komplikationen nach einer Tätowierung recht unwahrscheinlich. Dennoch sollten Personen mit bekannten Herzproblemen hierbei vorsichtig sein. Über verunreinigte Tätowierfarben, Lösungsmittel oder Nadeln können Viren und Bakterien in den Körper eintreten. Gefährlich wird es, wenn die Keime in die großen Blutbahnen gelangen. Dann können sie nämlich bis zu den verschiedensten Organen, unter anderem auch zum Herzen, vordringen. Falls Sie also zu den Risikopatienten gehören, sollten Sie auf ein Tattoo verzichten, um eine solche Infektion zu vermeiden. „Gleiches gilt auch bei Personen, die an Diabetes erkrankt sind“, ergänzt Florian Riffel.

Tattoo bei Hautkrankheiten

Gerade bei der Haut gibt es einige Dinge zu beachten, bevor man sich ein Tattoo stechen lässt. Der Münchner Dermatologe Dr. Timm Golüke rät bei bestimmten Hauterkrankungen von Tätowierungen ab: „Bei Vitiligo oder Schuppenflechte würde ich mich nicht tätowieren lassen. Hier kann nämlich jegliche Manipulation an der Haut ein Trigger dafür sein, dass die Krankheit wieder aktiviert wird.“

Ebenfalls empfiehlt der Arzt, sich stets einen professionellen Tätowierer auszusuchen, der sich die entsprechende Hautstelle zuvor gut anguckt. „Ihr Tätowierer sollte vor allem auf Muttermale an den gewünschten Tattoo-Stellen achten, damit hier beim (Über)tätowieren nichts passieren kann. Zusätzlich sollte man auf eine Tätowierung verzichten, wenn man zuvor bereits einmal an Hautkrebs erkrankt ist.“ In diesem Fall muss man die Haut nämlich regelmäßig kontrollieren und überwachen. Ein Tattoo könnte auffällige Hautveränderungen weniger sichtbar machen und eine Diagnose erschweren.

Auch Florian Riffel rät dazu, den Tätowierer zunächst über die Hauterkrankung oder Allergie zu informieren, „um sicherzustellen, dass keine irritierenden Substanzen, wie etwa Latex-Handschuhe, verwendet werden.“

Keine Kostenübernahme bei Infektion nach Tattoo

Besucht man ein professionelles Tattoo-Studio, wird man vom Tätowierer ausführlich und gewissenhaft über mögliche Risiken und Infektionen aufgeklärt. Wenn Krankheiten vorliegen, sollten Sie sich zusätzlich im Voraus von einem Arzt beraten lassen. Sollte nämlich nach dem Stechen des Tattoos eine Infektion oder andere Probleme auftreten, haftet der Tätowierer bzw. das Tattoo-Studio meistens nicht. Die Verbraucherzentrale warnt deshalb davor, dass Folgekosten bei Komplikationen meist vom Kunden selbst getragen werden müssen. Gleiches gilt auch im Falle einer Tattoo-Entfernung. Auch hier übernimmt die Krankenkasse in den meisten Fällen nicht.

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Infektionen können bei einem Tattoo auch durch Medikamente auftreten

Florian Riffel warnt davor, dass auch die Einnahme blutverdünnender Medikamente die Blutgerinnung beeinflussen kann. „Personen, die blutverdünnende Medikamente einnehmen, sollten dies dem Tätowierer mitteilen, um mögliche Komplikationen zu vermeiden.“

Generell betont der Tätowierer, wie wichtig die Vorab-Kommunikation zwischen Kunde und Tattoo-Artist ist. Denn nur so kann der Tätowierer Maßnahmen treffen, die für den Kunden geeignet sind. Die Gesundheit und Sicherheit steht nämlich immer an erster Stelle. Im Zweifelsfall sollten Sie sich im Voraus von einem Arzt beraten lassen – schließlich geht es um eine permanente Entscheidung.

Themen: Körperkult Tattoo
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