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Intimgeruch – was Frauen wissen sollten

Expertin klärt auf

Was der Intimgeruch über die Gesundheit aussagt

Frau in Unterwäsche
Intimgeruch ist ganz normal – wenn er sich verändert, können aber gesundheitliche Ursachen dahinterstecken. STYLEBOOK klärt auf.Foto: Getty Images

Er ist etwas ganz Natürliches und trotzdem für viele ein absolutes Tabuthema: Intimgeruch. Was er verrät, was ihn beeinflusst und wie man ihn behandelt – STYLEBOOK hat bei einer Expertin nachgefragt.

Wie entsteht Intimgeruch?

„In der Vagina sorgt eine natürliche Bakterienflora gesunder Laktobazillen für ein saures Milieu und ein gesundes Gleichgewicht. Die Bakterien sind im sogenannten Zervixschleim angesiedelt, der die Schleimhäute der Scheide immer feucht hält und so eine funktionierende Infektabwehr und wichtige Reinigungsfunktion bildet“, weiß Dr. Sabrina Bergstein, Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe in Düsseldorf. „Der saure pH-Wert der Scheide verursacht den eigenen Intimgeruch, der oftmals ebenfalls als säuerlich beschrieben wird und bei jeder Frau individuell ausfällt“. Auch gewisse Geruchsschwankungen sind ganz normal, denn die Scheidenbakterien verändern sich in Art und Anzahl ständig, was wiederum den Intimgeruch beeinflussen kann.

Geruchsschwankungen während des Zyklus

Im Laufe des Monatszyklus kann sich der Intimgeruch verändern, da der pH-Wert der Vagina schwankt. „Während der normale pH-Wert sauer ist und bei 3,8-4,5 liegt, kann er während der Periode auf mehr als 7 steigen und basisch werden“, erklärt Frau Dr. Bergstein. Während der Menstruation ist der Intimgeruch auch am deutlichsten wahrnehmbar. An den fruchtbaren Tagen soll sich der Körpergeruch, inkl. des Intimgeruchs, in besonderer Weise verändert, um auf Männer anziehender zu wirken. Dies ist auf die Östrogene zurückzuführen, die an den fruchtbaren Tagen stärker ausgeschüttet werden.

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Was bedeuten unterschiedlichen Gerüche?

Der Intimgeruch kann viel über die Gesundheit der Vagina aussagen. Gerade eine Veränderung ohne erkenntlichen Grund oder ein auffälliger, unangenehmer Geruch können Anzeichen für ein Ungleichgewicht in der Scheidenflora und somit für eine Infektion sein.

Säuerlich: Empfinden Sie den Geruch als säuerlich, ähnlich wie Joghurt oder Sauerteig, dann weist das darauf hin, dass alles normal und Ihr Intimbereich im Gleichgewicht ist.

Hefeartig: „Hefeartiger Geruch kann auf eine vaginale Pilzinfektion mit Hefepilzen, wie z.B. Soor, hinweisen. Weitere Symptome sind dann oft Brennen, Juckreiz sowie klumpig-weißer Scheidenausfluss“ so Frau Dr. Bergstein. In diesem Fall sollten Sie unbedingt einen Arzt aufsuchen.

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Metallisch, kupferartig: „Der Kontakt mit Sperma kann die Intimflora aus dem Gleichgewicht bringen und für einen metallischen Geruch sorgen. Auch vor und nach der Periode kann diese Veränderung auftreten. Sofern er zeitnah wieder verschwindet und nicht mit Jucken, Brennen oder Ausfluss einhergeht, besteht kein Grund zur Sorge“ klärt Frau Dr. Bergstein auf.

Schwitzig, leicht muffig: Durch Schwitzen reguliert der Körper seine Temperatur, auch im Intimbereich. Ein ungewöhnlich schwitziger Geruch sollte nach dem Duschen wieder von selbst verschwinden.

Fischig: Bei stark fischigem Geruch ist Vorsicht geboten. In Verbindung mit dünnflüssigem, weißlich-grauem Ausfluss, Jucken und Brennen beim Wasserlassen kann er auf eine bakterielle Vaginose, eine Scheideninfektion, hinweisen, die medizinisch behandelt werden sollte. Vor allem für Schwangere kann diese Infektion gefährlich werden. Auch bei der nicht-viralen Geschlechtskrankheit Trichomoniasis, die durch einen Parasiten verursacht wird, kann dieser Geruch auftreten. In diesem ist er besonders stechend fischig und tritt oft in Verbindung mit unangenehm riechendem, gelblich-grünem Vaginalausfluss sowie einer geröteten, juckenden Vulva auf. Auch hier sollte der Gynäkologe aufgesucht werden.

Chemisch, Ammoniakähnlich: Ursache für einen ammoniakähnlichen Intimgeruch kann Urinansammlung in Ihrer Unterwäsche sein. Durch gründliches Abwischen nach dem Urinieren kann dies vermieden werden, sofern keine Inkontinenz (Blasenschwäche) vorliegt. Riecht Ihr Urin wiederum selbst sehr stark nach Ammoniak kann das auf eine Dehydrierung hinweisen. In diesem Fall, bitte ausreichend Wasser trinken. Er kann aber auch Anzeichen für eine Harnwegsinfektion sein, die schnell behandelt werden sollte. „In ganz seltenen Fällen kann auch Ammoniakgeruch auf eine bakterielle Vaginose hinweisen. Bei Verdacht darauf, suchen Sie bitte Ihren Gynäkologen auf“, rät Frau Dr. Bergstein.

Auffällig unangenehm: Ein veränderter, auffällig unangenehmer Intimgeruch kann auf einen vergessenen Tampon hinweisen. Er zeigt dann auf, dass sich Keime in dem Menstruationsblut vermehrt haben, die da in dieser Menge nicht hingehören und möglicherweise später zu einer Infektion führen könnten. Im schlimmsten Fall kann auch auf das toxische Schocksyndrom, das heutzutage eher selten auftritt und mit Fieber, Blutdruckabfall, Hautausschlägen, Durchfall und Erbrechen einhergeht. Bei Verdacht sollten Sie eine Notaufnahme aufsuchen.

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Was beeinflusst den Intimgeruch?

Ernährung: Unsere Ernährung hat nur geringfügig einen direkten Einfluss auf unseren Intimgeruch. „Während Zitrusfrüchte wie Orangen und Ananas den Geruch – und Geschmack – des Vaginalsekrets leicht versüßen können, können Knoblauch, Brokkoli und Spargel für einen unangenehm Geruch sorgen. Das gleiche gilt auch für Zigaretten und Alkohol“, weiß Frau Dr. Bergstein. „Der Intimgeruch kann aber auch leicht mit dem Uringeruch verwechselt werden, der wiederum merklich von unserer Nahrung beeinflusst wird.“

Medikamente: Vor allem die Einnahme von Antibiotika wirkt sich direkt auf die Scheidenflora aus und kann den Intimgeruch negativ beeinflussen. Antibiotika bekämpft eben nicht nur die schlechten Bakterien, sondern auch die guten, wie die gesunden Laktobazillen. Aus diesem Grund steigt auch die Gefahr eines Vaginalpilzes während der Einnahme von Antibiotika.

Geschlechtsverkehr: Spermien sind alkalisch und haben einen ph-Wert zwischen 7,2 und 7,8. Damit stören sie den sauren ph-Wert der Scheide und können den bereits erwähnten kupferartigen Geruch herbeiführen. Ein Gang auf die Toilette und das Abspülen mit Wasser nach dem Geschlechtsverkehr können den Geruch schnell beseitigen.

Hormonelle Veränderungen: Die hormonellen Schwankungen während des Zyklus, einer Schwangerschaft oder der Menopause haben immer auch einen Einfluss auf die Scheidenflora und lassen den Intimduft variieren.

Wann sollten Sie wegen Intimgeruchs zum Arzt?

Wenn Sie feststellen, dass Ihr Intimgeruch sich deutlich verändert hat, auffällig ist oder stärker wird und sich dieser Zustand auch durch Hygienemaßnahmen nicht verändert, sollten Sie Ihre Gynäkologin aufsuchen. Dies gilt vor allem, wenn Symptome wie ein veränderter Vaginalausfluss, Rötung, Brennen oder Jucken hinzukommen.

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Was können Sie gegen Intimgeruch tun?

Körperhygiene: Die Scheide ist optimal darauf ausgelegt, sich selbst zu reinigen und im Gleichgewicht zu halten. Für die Intimpflege ist klares Wasser daher vollkommen ausreichend. Je intensiver die Scheide eingeseift wird, desto größer ist die Gefahr, die eigene Scheidenflora zu zerstören und die Ansiedlung von Keimen zu begünstigen. „Wenn Sie gerne eine Pflege für den Intimbereich nutzen möchten, dann greifen Sie zu speziellen, schonenden Intimwaschlotionen, die dem PH-Wert der Scheidenschleimhäute angepasst sind“, empfiehlt Frau Dr. Bergstein. „Vermeiden Sie Intimdeos und parfümierte Pflegeprodukte. Sie greifen die Schleimhäute unnötig an und lassen nur noch mehr Intimgeruch entstehen.“

Abwischen von vorne nach hinten: Weiß eigentlich jede Frau, ist aber dennoch wichtig. Nach dem Toilettenbesuch sollte der Intimbereich immer von vorne nach hinten abgewischt werden. Dadurch kann man vermeiden, dass Darmbakterien in die Scheide gelangen und das Gleichgewicht stören.

Unterwäsche: Wechseln Sie täglich Ihre Unterwäsche und greifen Sie bevorzugt zu Panties aus Baumwolle. Sie gehören zwar nicht in die Rubrik „absolut verführerisch“, lassen aber die Luft gut zirkulieren und nehmen die Feuchtigkeit besser auf als Synthetikstoffe.

Slipeinlagen & Binden: Greifen Sie am besten zu Slipeinlagen und Binden aus Baumwolle oder Seide, die nicht mit Duftstoffen angereicht sind, weniger stark absorbieren und den Intimbereich wie normale Baumwollwäsche unterstützen.

Rasur: Zu häufige und glatte Intimrasur kann dazu führen, dass die Scheidenflora unliebsame Bakterien nicht mehr abwehren kann und leichter Infektionen und Pilzerkrankungen entstehen. Außerdem schwitzt ganz glatte Haut auch schneller, während Schamhaar für ein wenig mehr Luft zwischen den Schamlippen sorgt.

Präparate & Hausmittel: Bevor Sie zu frei verkäuflichen Lactobacillus-Präparaten greifen, sollten Sie mit Ihrem Gynäkologen sprechen, um das bakterielle Gleichgewicht in der Vagina zu unterstützen und nicht zu irritieren. Hantieren Sie auch nicht eigenmächtig mit Hausmitteln und führen z.B. Joghurt in die Vagina ein. Dieser enthält Keime, die dort nichts zu suchen haben und Infektionen hervorrufen können.

Quelle

  • Mit fachlicher Beratung von Frau Dr. Bergstein, Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe, Akupunktur, vaginale Lasertherapie, zertifizierte Anwenderin für Botulinumtoxin (nach DGTB), Mammasonographie in Düsseldorf
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